Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
ist derjenige, bei dem ich miterlebt habe, wie er von einem guten Jungen zu einem tapferen Mann heranwuchs. »Rothvar, du und Endar …«
Wenn er nicht die letzten acht Jahre von verwandten Wesen umgeben gewesen wäre, hätte er jene besondere mentale Signatur nicht gespürt – und er hätte nichts von der Anwesenheit der arcerianischen Katzen geahnt, bis es viel zu spät gewesen wäre.
Scheinbar gleichgültig ließ er den Blick über die Dächer des Dorfes schweifen, während er insgeheim bis in die Tiefe seiner schwarzgrauen Juwelen hinabstieg und die Gegend erkundete. Acht arcerianische Raubkatzen. Zwei davon Kriegerprinzen. Alle trugen dunkle Juwelen.
»Hände weg von den Waffen.« Lucivar sprach bewusst leise und gelassen. »Wir haben Gesellschaft.« Langsam öffnete er den Gürtel seines kurzen wollenen Umhangs und legte seine Brust frei, an der das schwarzgraue Juwel an einer Kette von seinem Hals hing. Die Arme hielt er von sich gestreckt, weit weg von seinen Waffen. »Ich heiße Lucivar Yaslana«, sagte er mit dröhnender Stimme. »Ich gehöre zur Lady. Und diese Männer gehören zu mir.«
*Ich kann nichts spüren*, meinte Falonar auf einem Speerfaden.
*Verwandte Wesen hängen ihre Anwesenheit für gewöhnlich nicht an die große Glocke*, sagte Lucivar trocken. *Besonders arcerianische Katzen.*
*Mutter der Nacht!* Falonar sah zu den zerfleischten eyrischen Leichen. *Diese Raubtiere sind noch hier? Wie viele?*
*Acht. Hoffen wir, sie kommen zu dem Schluss, dass wir Freunde sind, ansonsten wird das hier eine haarige Angelegenheit. *
Lucivar wartete ab. Seine ausgestreckten Arme begannen zu schmerzen. Schließlich konnte er eine vorsichtige mentale Berührung spüren. *Du bist ein Bruder von Kaelas*, erklang eine grollende Stimme.
*Und er ist mein Bruder*, entgegnete Lucivar. Er ließ die Arme sinken.
*Warum seid ihr hier?*, wollte das Raubtier wissen.
*Um der Lady Bericht erstatten zu können.*
Es folgte eine lange Pause. *Kaelas hat uns aufgetragen,
diesen Ort zu bewachen, damit nicht noch mehr verdorbenes Fleisch durch das Tor kommt.*
Lucivar hoffte inständig, die Katzen gingen davon aus, sein Zittern habe mit der Kälte zu tun und nicht damit, dass sie Eyrier als ›verdorbenes Fleisch‹ betrachteten. *Kaelas ist klug.*
*Ihr seht euch um und verschwindet.* Es handelte sich definitiv nicht um eine Frage.
Lucivar wandte sich seinen Männern zu. Er hob die Stimme, um sicherzugehen, dass die arcerianische Katze seine Befehle hören konnte. »Baut einfache Schilde auf.«
Die fünf Männer blickten ihn erst verwirrt an, schienen dann jedoch rasch zu begreifen, was er von ihnen wollte. Im nächsten Moment bauten sich Schutzschilde um sie auf.
*Werden uns diese Schilde denn tatsächlich schützen?*, erkundigte sich Falonar bei Lucivar, wobei er sicherstellte, dass die anderen Männer ihn nicht verstehen konnten.
*Nein*, erwiderte Lucivar kurz angebunden. »Waffen zur Hand!« Er rief sein eyrisches Kampfschwert herbei und reagierte mit einem Kopfnicken, als die anderen es ihm gleichtaten. »Kohlvar, du und Endar haltet am Landenetz Wache. Rothvar und Zaranar, ihr nehmt euch die linke Seite des Dorfes vor. Falonar, du kommst mit mir.« *Und wenn sich euch eine der arcerianischen Katzen tatsächlich zeigen sollte, begegnet ihr mit der gleichen Höflichkeit wie jedem anderen Krieger*, setzte er auf einem allgemeinen Speerfaden hinzu.
Sie gingen langsam und vorsichtig vor, da sie sich völlig darüber im Klaren waren, dass die Katzen jede ihrer Bewegungen und Gesten beobachteten.
»Wie haben diese Katzen es geschafft, derart viele Eyrier umzubringen, ohne dass jemand Alarm schlug?«, fragte Falonar leise, nachdem sie die Hälfte der Häuser auf ihrer Seite des Dorfes abgesucht hatten. Es war offensichtlich, dass etliche der Männer nicht das Geringste von dem Angriff geahnt hatten.
»Wenn eine arcerianische Katze auf der Jagd ist, bekommt man für gewöhnlich erst etwas davon mit, wenn es längst zu
spät ist und man das Zeitliche gesegnet hat«, erwiderte Lucivar geistesabwesend, während er rasch ein weiteres Haus überprüfte. In sämtlichen Häusern hatten sie Anzeichen zumindest geringer Gegenwehr entdecken können, allerdings musste es sich hierbei um Kämpfe zwischen Glacianern und Eyriern gehandelt haben. »Deshalb sind sie so gute Jäger.«
Als sie den Wohnbereich in der heiligen Stätte erreichten, starrten beide auf die junge Priesterin – oder das, was noch von ihr übrig
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