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Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten

Titel: Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Dorothea trat vor. »Du hast selbst gesagt, dass wir den Schaden auf ein Minimum reduzieren müssen, bis sich Jaenelle in unserer Gewalt befindet.«
    Hekatah drehte sich zu Dorothea um. Saetan war sich sicher, dass der Ekel, der sich auf Dorotheas Gesicht widerspiegelte, Hekatah rasend machen und verhindern würde, dass sie auch nur einen klaren Gedanken fasste.

    »Bis sich Jaenelle in unserer Gewalt befindet«, brachte Hekatah mit Mühe hervor. »Aber … das bedeutet nicht … dass er überhaupt nicht dafür zahlen kann.« Sie wandte sich wieder ihm zu und hob eine Hand empor.
    Zum zweiten Mal durchzuckten ihn die mörderischen Qualen, die der Ring des Gehorsams auslöste. Das war verheerend genug. Als er jedoch Lucivars schmerzerfüllten, aber trotzdem wütenden Schlachtruf vernahm, als Hekatah auch den Sohn für die Taten des Vaters bestrafte, rief dies einen Schmerz in ihm hervor, der viel tiefer ging als die eigene körperliche Qual.
    21 Kaeleer
    Daemon wünschte sich, Surreal wäre nicht dabei gewesen, als Geoffrey die kleine, mit Holzschnitzereien verzierte Schachtel gebracht hatte, die im Bergfried von Terreille eingetroffen war. Zwar hatte er angedeutet, dass Surreals Gegenwart nicht unbedingt nötig sei, da die mündlich überbrachte Botschaft gelautet hatte, es handele sich um ein ›Geschenk‹ für Jaenelle. Doch Surreal hatte gekontert, dass sie eine Angehörige der Familie sei und das gleiche Anrecht habe zu erfahren, was los sei, wie er oder Jaenelle. Unglücklicherweise stimmte das.
    »Möchtest du, dass ich sie aufmache?«, fragte er Jaenelle, als sie minutenlang nur dastand und die Schachtel gebannt ansah.
    »Nein«, erwiderte sie gelassen. Mithilfe der Kunst entfernte sie den Deckel von der Schatulle.
    Alle drei starrten den kleinen Finger an, der auf einem seidenen Polster lag – ein kleiner Finger mit einem langen, schwarz gefärbten Nagel.
    »Tja, Süße, ich würde mal sagen, diese Botschaft ist kurz, aber deutlich«, meinte Surreal, wobei sie Jaenelle nicht aus den Augen ließ. »In wie vielen Einzelteilen willst du ihn geliefert bekommen, bevor du endlich etwas unternimmst? Uns läuft die Zeit davon!«

    »Ja«, sagte Jaenelle. »Es ist an der Zeit.«
    Sie steht unter Schock , dachte Daemon. Dann blickte er ihr in die Augen – und konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. Sie sahen aus wie saphirblaues Eis. Doch hinter dem Eis verbarg sich eine Königin, die man weit über das hinausgetrieben hatte, was die kalte Wut eines Mannes je entfesseln könnte. Weil er danach suchte, weil er tief genug in den Abgrund hinabsteigen konnte, um es spüren zu können, dämmerte ihm, dass Hekatahs kleines Präsent die wilde, die tödliche Seite von Hexe voll und ganz zum Leben erweckt hatte. Sie war nicht länger eine junge Frau, die den Finger ihres Vaters geschickt bekommen hatte, um zur Unterwerfung gezwungen zu werden. Sie war ein Raubtier, das abwägend den Köder betrachtete, den ein Feind ausgelegt hatte.
    Dorothea und Hekatah hatten nur die junge Frau zu Gesicht bekommen. Sie hatten nicht die geringste Vorstellung davon, mit wem sie es wirklich zu tun hatten.
    »Komm mit.« Jaenelle berührte ihn leicht am Arm, bevor sie das Zimmer verließ.
    Ihre Hand fühlte sich selbst durch sein Hemd und Jackett so kalt an, dass die Berührung auf seiner Haut brannte.
    Darum bemüht, Augen und Miene ausdruckslos zu halten, warf er Surreal einen Blick zu – und registrierte mit einer gewissen Bestürzung den Zorn, der ihm von ihr entgegenschlug. Da fiel ihm auf, dass die Wärme unverändert war, obwohl er bis ins Knochenmark fror.
    Jaenelle hatte sich nach außen hin weder die Wut anmerken lassen, die unter der Oberfläche tobte, noch die Kräfte, die sich zum nächsten Schlag in ihrem Innern sammelten. Nichts.
    Er blickte noch einmal auf den Finger, woraufhin sich seine Eingeweide zusammenzogen. Dann ging er aus dem Zimmer.
    Zur Hölle mit den beiden! , dachte Surreal, während sie auf den Finger in der Schachtel starrte. Oh, über Sadis Gesicht war kurzzeitig ein Anflug von Erschrecken gehuscht, als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte, aber der war schnell genug
wieder verschwunden gewesen. Und bei Jaenelle? Nichts. Beim Feuer der Hölle! Jaenelle hatte mehr Wut und Sorge an den Tag gelegt, als sich Vania an Aaron herangemacht hatte! Zumindest hatte es damals jene wilde, furchterregende Wut gegeben. Doch die Frau bekommt ein Stück ihres Vaters geschickt und … nichts. Nicht die geringste verfluchte

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