Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
Jaenelle.*
Das bewegte Chaosti dazu, sich einzumischen. »Wenn Jaenelle etwas von uns will, kann sie uns selbst darum bitten.«
» Chaosti «, zischte Gabrielle.
Chaosti knurrte sie wütend an.
Ladvarian wand sich unter dem Zorn, der in dem Zimmer
herrschte, doch er wandte die ganze Zeit über nicht den Blick von Karla.
»Warum?«, fragte Karla.
»Warum, warum, warum«, meinte Tersa aufgebracht und warf die Bauklötze um. »Die Menschen können sich nicht einmal eine kleine Gabe abringen, ohne warum, warum, warum zu fragen! Es ist für eure Königin. Was mehr braucht ihr zu wissen?« Dann türmte sie die Klötze erneut auf, als hätte es ihren Gefühlsausbruch nie gegeben.
Karla blickte Ladvarian an, wobei sie ein leichtes Zittern befiel. Es gab zwei Möglichkeiten, »für Jaenelle« zu interpretieren. Entweder war der Hund nur der Bote, der Jaenelle die Blutstropfen bringen sollte, die sie für irgendetwas benötigte … oder Ladvarian wollte sie für Jaenelle . Doch wie sollte sie die richtigen Fragen stellen, um mehr als eine ausweichende Antwort zu erhalten? Ladvarian würde gewiss ausweichend reagieren, wenn sie ihn zu sehr bedrängte.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir einen Tropfen meines Blutes geben kann, kleiner Bruder«, sagte Karla bedächtig. »Mein Blut ist immer noch von dem Gift verunreinigt.«
»Das wird hierfür keinen Unterschied machen«, sagte Tersa geistesabwesend, während sie sich der Kunst bediente, um die Holzklötze in der Luft schweben zu lassen. »Aber was in deinem Herzen verborgen liegt … Ja, das wird in der Tat einen großen Unterschied machen.«
»Warum?«, fragte Karla – und zuckte gleich darauf zusammen, als Tersa sie nun ansah. Karla wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Ladvarian zu. »Das ist also alles, was wir tun müssen? Bloß einen Blutstropfen in jede der Blasen geben?«
*Wenn ihr das Blut spendet, müsst ihr an Jaenelle denken. Gute Gedanken*, fügte er mit einem Seitenblick auf die Männer knurrend hinzu.
Karla schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, warum …«
»Weil das Blut zum Blut singen wird«, antwortete Tersa leise. »Weil das Blut der Fluss der Erinnerung ist.«
Entnervt blickte Karla in Tersas Richtung, doch es war deren Bauklotzgebilde, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
Eine Spirale. Eine glänzend schwarze Spirale.
Dann purzelten die braunen Holzklötze wieder krachend auf den Tisch.
*Karla*, meinte Gabrielle sanft.
*Ich habe es gesehen.* Sie sah Tersa an, die ihr mit einem beängstigend klaren Blick begegnete. Sie weiß es. Mutter der Nacht, was immer passieren wird… Tersa weiß es. Und Ladvarian ebenso!
Sobald ihr das klar geworden war, bestand kein Grund mehr, weiter nach dem Warum zu fragen.
Nachdem sie Ladvarian mit einem Blick um Erlaubnis gebeten hatte, sandte Karla einen mentalen Faden aus, der so zart wie nur möglich war, und berührte leicht die rote Blase.
Ladvarian als kleiner Welpe, wie er von Jaenelle beigebracht bekam, durch die Luft zu laufen. Wie er gebürstet und gekrault wurde. Wie sie ihn lehrte …
Sie zog sich zurück. Jene Erinnerungen waren privater Natur. Es war das Beste, was er aufzubieten vermochte.
Als sie hart schluckte, hatte sie den salzigen Geschmack von Tränen im Mund. »Was Jaenelle zu tun versucht … Ist es gefährlich?«
*Ja*, antwortete Ladvarian.
»Haben andere verwandte Wesen ihr diese Gabe überreicht? «
*Alle verwandten Wesen, die sie kennen.*
Und ich wette, keiner von ihnen hat warum, warum, warum gefragt! Karla sah den Rest des Ersten Kreises an. Keine Spur von Wut. Nicht mehr. Sie würden über Jaenelles Handlungsweise im Laufe der letzten Wochen nachdenken und zum richtigen Schluss kommen.
»Na gut, kleiner Bruder«, sagte Karla. Bevor sie sich einen Finger mit dem Daumennagel aufritzen konnte, berührte Gabrielle sie an der Schulter.
»Ich glaube …« Gabrielle zögerte, um tief durchzuatmen. »Ich glaube, wir sollten dies in Form eines Rituals durchführen.«
»Ja, du hast Recht.« Karla nickte entschieden.
»Ich werde holen, was wir brauchen«, bot Gabrielle an.
»Ich komme mit dir«, sagte Morghann.
Als Gabrielle und Morghann an den Männern vorübergingen, streckten Chaosti und Khary die Hände aus und berührten jeweils sanft ihre Ehefrau, um sich auf diese Weise zu entschuldigen, bevor sie wieder zurücktraten.
Ladvarian stieß ein erschöpftes Seufzen aus, als er aus dem Weg ging und sich hinlegte.
Da erhob sich Tersa.
»Tersa?«, meinte Karla.
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