Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
scheußliches«, erwiderte er und rief eine lederbezogene Schachtel herbei. Er suchte darin herum, zog ein Gefäß heraus und reichte es ihr. »Trag das auf deine Handgelenke auf.«
Sie öffnete das Gefäß und roch daran. Eine Heilsalbe. Während sie sich die Salbe einmassierte, rief er eine weitere Schachtel herbei. In papiernen Nestern befanden sich etliche Lehmkugeln. Zwei der Nester waren leer.
»Hast du immer noch den Proviant, den du mitgebracht hast?«
»Ja, ich hatte bisher keine Gelegenheit, etwas davon zu verspeisen«, versetzte sie spitz.
»Dann iss jetzt etwas.« Er betrachtete immer noch suchend den Inhalt der Schachtel. »Ich würde dir etwas von meinen Vorräten abgeben, aber das meiste hat Marian bekommen.«
Surreal lief ein kalter Schauder den Rücken hinunter. In ihrem Kopf erhob sich ein eigenartiges Summen. »Marian?«
»Erinnerst du dich an die Hütte, in der wir eine Rast eingelegt haben, als wir nach Hayll kamen?«
»Ja.« Natürlich erinnerte sie sich daran! Die Hütte befand sich zwei Meilen von dem Lager entfernt. Dort hatte Daemon sich in den Sadisten verwandelt. Zuerst hatte er ihr noch sorgfältig von den Wachposten und den Umgrenzungspfosten berichtet, welche die Wachen alarmieren würden, und im nächsten Augenblick war sie gefesselt gewesen und er hatte ihr Drohungen ins Ohr gesäuselt und ihr gesagt, sie hätte weiter unter Falonar liegen bleiben und ihm nicht in die Quere kommen sollen. Er hatte ihr Angst eingejagt, und zwar große Angst. Und dieser Umstand ließ sie nun wütend werden. »Du hättest mich einweihen können, du Hurensohn!«
Er blickte auf. »Wärst du dann genauso überzeugend gewesen? «
Sie kochte vor Wut und fühlte sich aufs Tiefste gekränkt. »Da kannst du verflucht noch mal drauf wetten.«
»Nun, wir werden Gelegenheit haben, das herauszufinden. Du hast gesagt, dass du helfen willst, Surreal. Dass du gewillt seiest, die anderen abzulenken.«
Das hatte sie tatsächlich gesagt, allerdings war sie davon ausgegangen, dass sie es wüsste, wenn sie als Ablenkung diente. »Und?«
»Und jetzt kommst du zum Einsatz.« Er kam auf sie zu, einen kleinen goldenen Ring in der Hand. »Hör mir gut zu. Das hier wird den Eindruck erwecken, dass du zerbrochen bist.« Er ließ den Ring durch eines der Glieder ihrer Halskette gleiten, an der ihr graues Juwel hing. »Niemand wird merken, dass du immer noch Grau trägst, solange du dein Juwel nicht benutzt. Solltest du es verwenden müssen, dann zögere nicht. Ich werde mir schon etwas einfallen lassen, um die Lage hier im Griff zu behalten.«
»Der Höllenfürst wird merken, dass ich nicht zerbrochen bin.«
Daemon schüttelte den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Schachtel zu, um noch etwas darin zu suchen. »Man muss Juwelen tragen, die dunkler als Schwarz sind, um den Zauber zu erkennen.«
Dunkler als Schwarz ? Sadi konnte keinen derartigen Zauber erschaffen. Demzufolge …
Mutter der Nacht!
»Dies« – Daemon hielt ein winziges Kristallfläschchen empor, bevor er es an ihrer Kette befestigte – »wird jeden, der es überprüfen möchte, davon überzeugen, dass du nicht nur fruchtbar, sondern mittlerweile sogar schwanger bist. Eine Heilerin würde vierundzwanzig Stunden brauchen, um den Zauber zu durchschauen«, fügte er hinzu und beantwortete damit ihre unausgesprochene Frage.
Surreal hob die Kette ein Stück und betrachtete das Fläschchen. »Du hast Jaenelle gebeten, einen Zauber zu schaffen, der die Illusion erzeugt, ich sei schwanger von dir?«
Seine Gesichtszüge spannten sich an.
Ja, er hatte Jaenelle darum gebeten. Und es war ihm nicht leichtgefallen, danach zu fragen.
Um das Thema zu wechseln, deutete sie auf die Lehmkugeln. »Was ist das?«
»Rohe Zauber, um Schatten zu erzeugen.«
Schatten. Illusionen, die man erschaffen konnte, und die jemanden glauben ließen, dass eine bestimmte Person wirklich da sei.
»Marian und Daemonar«, stieß sie schwach hervor, wobei sie die beiden leeren Papiernester anstarrte.
»Ja«, erwiderte er scharf.
Sie stieß ein erbostes Zischen aus. »Du hast es mir, einer Hure, nicht zugetraut, eine überzeugende Vorstellung abzuziehen, aber du warst dir sicher, dass Lucivar glaubhaft …« Ihre Stimme versagte. »Er weiß nichts davon, nicht wahr?«, meinte sie schließlich.
»Nein«, erwiderte Daemon leise. »Er weiß nichts.«
Ihre Beine gaben so plötzlich unter ihr nach, dass sie zu Boden plumpste und dort sitzen blieb. »Möge die Dunkelheit
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