Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
gespielt.
Beim Feuer der Hölle, sie hatte nicht damit gerechnet, Daemon derart aufstacheln zu müssen, bis er sich endlich daran machte zu tun, was er tun musste. Sie hatte zwar verstanden, dass die Wut, mit der er seine Zähne und Fäuste einsetzte, daher rührte, dass er eine Frau, bei der es sich nicht um Jaenelle handelte, an gewissen intimen Stellen berühren musste. Doch, verdammt noch mal, hatte er sie wirklich so fest in die Brust beißen müssen?
Andererseits war er bei der Art der Verletzungen, die er ihr zugefügt hatte, äußerst sorgfältig vorgegangen. Den Blicken nach zu urteilen, die sie von den anderen Leuten geerntet hatte, mussten die Blutergüsse beeindruckend sein, doch keine
der Verletzungen betraf einen ihrer Muskelstränge oder würde ihr zu schaffen machen, sollte sie zu einem Kampf gezwungen sein.
Der Hass in Saetans Augen war jedoch am schwersten zu ertragen gewesen. Am liebsten hätte sie ihm die Wahrheit gesagt. Oh, wie sehr sie sich danach gesehnt hatte, etwas zu sagen, um diesen Blick aus seinen Augen verschwinden zu lassen! Vielleicht hätte sie ihm auch etwas gesagt, wenn Daemon nicht just in jenem Moment an ihnen vorübergeglitten wäre, um eine schrecklich bissige Bemerkung loszulassen. Von da an hatte sie sich den restlichen Vormittag über vom Höllenfürsten ferngehalten – und hatte es nicht gewagt, sich auch nur in Lucivars Nähe zu begeben.
Doch sie hatte dafür gesorgt, dass Dorothea sie zu Gesicht bekam. Sie hatte gespürt, wie das Luder versuchte, sie mental zu ertasten und herauszufinden, ob sie tatsächlich zerbrochen und schwanger war. Anscheinend hatten die Illusionszauber gewirkt, denn Dorothea hatte ihr freundlich vorgeschlagen, sich hinzulegen und eine Weile auszuruhen. Dem Miststück lief bei der Vorstellung, ein von Sadi gezeugtes Kind in die Finger zu bekommen, beinahe der Geifer vom Kinn.
Nun würde Surreal sich zurückziehen und sich eine Weile verstecken. Bei Sonnenuntergang würde sie sich erneut zeigen, um sich auch von Hekatah beschnüffeln zu lassen. Anschließend musste sie nur an den Wachposten und den Umgrenzungspfosten vorbeischlüpfen, Marian und Daemonar abholen und sie nach Hause bringen. Das war alles, was … Mist!
Sie hatte nicht aufgepasst, wo genau sie hinging – und nun starrte sie keinem anderen als Lucivar direkt in die Augen!
Den ganzen Morgen über hatte er sie beobachtet, wann immer sie auftauchte. Es wirkte überzeugend, aber etwas stimmte nicht. Oh, gewiss hatten Dorothea und Hekatah und etliche der Wachen schon zerbrochene Hexen gesehen, doch er bezweifelte, dass sie den Frauen auch nur die geringste Aufmerksamkeit geschenkt hatten, nachdem sie zerbrochen worden
waren. Er hingegen hatte sich an zahlreichen Höfen um solche Frauen gekümmert. Er war nicht in der Lage gewesen, das Zerbrechen zu verhindern, doch er hatte sich der Opfer im Nachhinein angenommen. Und sie alle hatten eine Sache gemein gehabt: Ein oder zwei Tage, nachdem sie zerbrochen worden waren, hatten sie gefroren. Sie kauerten in Schals und Decken gewickelt da und hielten sich, wenn es irgendwie möglich war, in der Nähe einer Wärmequelle auf.
Doch hier war Surreal, die durch das Lager geisterte und nur ein Hemd trug, das an strategisch besonders günstigen Stellen eingerissen zu sein schien, um einige beeindruckende Blutergüsse zu präsentieren. Das ließ ihn ins Grübeln geraten.
»Du solltest dir eine Jacke überziehen, Liebes«, sagte er sanft.
»Eine Jacke?«, meinte Surreal schwach, wobei sie versuchte, einige Risse in ihrem Hemd mit den Händen zu bedecken.
»Eine Jacke. Dir ist kalt.«
»Oh, nein, mir ist …«
» Kalt. «
Da durchlief sie ein Zittern, das jedoch nicht temperaturbedingt war, sondern ihre Nervosität verriet.
»Du musst das Kind dieses Bastards nicht austragen«, flüsterte Lucivar. »Du kannst die Schwangerschaft beenden. Auch eine zerbrochene Hexe verfügt noch über so viel Macht. Und sobald du nicht mehr fruchtbar bist, werden sie das Interesse an dir verlieren.«
»Das geht nicht«, erwiderte Surreal ängstlich. »Ich kann das nicht tun. Er würde so wütend werden und …« Sie blickte zu der Stelle, an der Marian und Daemonar gestorben waren.
Er fragte sich, ob er sich vielleicht irrte. War ihr Geist am Ende so zerrissen, dass sie die Kälte nur noch nicht spürte? Wenn dem so war, konnte er die Angst in ihrer Stimme gut begreifen. Sie fürchtete, der Sadist würde ihr das Gleiche antun, was er Marian und Daemonar
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