Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
und die dunkle, dickliche Flüssigkeit in den Becher goss. Dann verschloss sie die Flasche wieder und ließ sie verschwinden. Sie hielt Jorval den Becher an die Lippen.
»Ich habe dir ein Opfer als kleine Erfrischung mitgebracht«, sagte er matt.
»Ich habe ihn gesehen. So ein hübscher Junge, voll des heißen, süßen Weins.« Sie drückte den Becher an seine Unterlippe. »Ich kümmere mich gleich um ihn.«
Da Jorval keine andere Wahl blieb, öffnete er den Mund. Die Flüssigkeit glitt wie eine lange, warme Schnecke über seine Zunge. Er musste würgen, brachte es jedoch fertig, das Getränk hinunterzuschlucken.
»Ist es Gift?«, fragte er.
Hekatah ließ den Becher verschwinden und lehnte sich mit überrascht aufgerissenen Augen zurück. »Glaubst du wirklich, ich würde einen Mann vergiften, der mir gegenüber loyal ist? Und du bist doch loyal, Schatz, oder?« Traurig schüttelte sie den Kopf. »Nein, mein Schatz, das hier ist nur ein kleines Aphrodisiakum.«
»S-Safframate?« Gift hätte er vorgezogen.
»Gerade genug, um den Abend interessant zu gestalten«, erwiderte Hekatah.
Hilflos saß er da, während sie über seine Haut streichelte, die nun bei jeder noch so leichten Berührung erzitterte. Stöhnend schlang er die Arme um sie. Mittlerweile fiel ihm der Verwesungsgestank nicht mehr auf, und es kam ihm nur noch darauf an, den weiblichen Körper, der auf seinem Schoß saß, für seine Zwecke benutzen zu können.
Als er versuchte, mit der Zunge in ihren Mund einzudringen, lehnte sie sich mit einem zufriedenen Lachen zurück.
»Jetzt, Liebling«, sagte sie, wobei sie ihn weiterhin liebkoste, »wirst du eine der Huren heraufholen.«
Die Lust, die ihn umnebelte, hob sich einen Moment lang, und er fragte bebend: »Hier herauf?«
»Wir müssen uns doch immer noch um deine Bestrafung kümmern«, sagte Hekatah sanft, aber boshaft. »Hol eine, die goldenes Haar und blaue Augen hat.«
Seine Lust kehrte wild, beinahe schmerzhaft zurück. »Wie Jaenelle Angelline.«
»Genau. Stell es dir als eine kleine Probe für den Tag vor, wenn das blasse Luder sich mir unterwerfen muss.« Sie küsste seine Schläfe, leckte über seinen hämmernden Puls. »Wird es dich erregen, wenn ich ein wenig von deinem Blut trinke, sobald du in sie eingedrungen bist?«
Erregt und verängstigt zugleich blickte Jorval sie an.
»Von ihr werde ich auch trinken. Bis dahin wird es dir ohnehin egal sein, ob du es mit einer Leiche treibst, aber das werde ich dir nicht antun, mein Schatz. Das hier ist schließlich nur eine Probe für die Nacht, wenn du Jaenelle unter dir haben wirst.«
»Ja«, flüsterte Jorval. »Ja.«
»Ja«, wiederholte Hekatah zufrieden. Sie erhob sich und ging langsam auf die Schlafzimmertür zu. »Mach dir keine Sorgen, dass die Hure irgendjemandem etwas von unserem kleinen Spielchen erzählen könnte. Ich werde dem kleinen Luder den Geist vernebeln, sodass sie sich später an nichts mehr erinnern kann, außer, dass man sie gut behandelt hat.«
Jorval stand auf und wankte auf die Tür zu. Er war sich schmerzhaft bewusst, dass Hekatah ihn beobachtete.
»Der hübsche Knabe wird der Aperitif und die Nachspeise sein«, erklärte Hekatah. »Angst verleiht Blut so eine wunderbar pikante Note, und am Ende des Abends wird er voll ausgereift sein. Verschwende also nicht zu viel Zeit bei deiner Auswahl. Es dauert nicht lange, einen Aperitif zu sich zu nehmen, und wenn ich ungeduldig werde, könnte es sein, dass wir deine Bestrafung dementsprechend abändern müssen. Und das möchtest du doch sicher nicht, oder?«
Er wartete, bis sich die Schlafzimmertür hinter ihr geschlossen hatte. Erst dann flüsterte er: »Nein, das möchte ich nicht.«
5 Kaeleer
Eine warme Hand drückte sanft seine Schulter.
»Daemon«, sagte Lucivar leise. »Komm schon, altes Haus. Wir sind da.«
Widerwillig schlug Daemon die Augen auf. Er wollte sich vor der Welt flüchten, in den Abgrund versinken und einfach spurlos verschwinden. Bald, versprach er sich selbst. Bald. »Mir geht es gut, Mistkerl«, erwiderte er erschöpft. Es war eine Lüge, darüber waren sie sich beide im Klaren.
Steif erhob sich Daemon und ließ die Schultern kreisen. Seine Muskeln knirschten vor Anspannung, während sich heftiger Kopfschmerz hinter seinen Augen breit machte. »Wo sind wir?«
Ohne etwas zu sagen, geleitete Lucivar ihn aus der Kutsche.
Surreal stand gleich neben der Tür im Freien und starrte das gewaltige graue Steingebäude empor. »Beim Feuer der
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