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Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten

Titel: Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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lange genug überleben, um sie zu sehen, nur ein einziges Mal.
    Es gab nichts, was er sonst tun konnte. Wenn es irgendein anderer Mann wäre, hätte er alles, was er war, und alles, was er wusste, eingesetzt, um dennoch ihr Geliebter zu werden. Wenn es irgendein anderer Mann wäre. Aber nicht Lucivar. Niemals würde er der Rivale seines Bruders werden.
    Deshalb konnte er nicht zulassen, dass Lucivar ihm erzählte, was er unbedingt hören wollte. Nicht, weil er nicht mit Sicherheit wissen wollte, dass Jaenelle am Leben war, sondern weil er nicht hören wollte, was der goldene Ehering an Lucivars linker Hand zu bedeuten hatte.

    3 Kaeleer
    Surreal schob die letzten freien gepolsterten Kisten an der Kutschwand zusammen. »Setz dich, Manny«, sagte sie zu der älteren Frau und deutete auf die improvisierte Bank.
    »Das wäre nicht richtig«, erwiderte Manny. »Eine Bedienstete sollte nicht sitzen.«
    Surreal bedachte sie mit einem scharfen Blick. »Sei kein Dummkopf. Du bist bloß eine ›Dienerin‹, weil das die einzige Möglichkeit für Sadi war, dich mitzunehmen, verdammt noch mal!«
    Missbilligend presste Manny die Lippen zusammen. »Es besteht kein Grund, dich einer derartigen Ausdrucksweise zu befleißigen, zumal Kinder anwesend sind. Außerdem war ich viele Jahre lang Bedienstete. Es ist ein ehrbarer Beruf und nichts, wofür ich mich zu schämen bräuchte.«
    Im Gegensatz zu mir? , fragte Surreal sich. Sie hatte nie geleugnet, dass sie jahrhundertelang eine erfolgreiche Hure gewesen war, bevor sie vor dreizehn Jahren das horizontale Gewerbe aufgegeben hatte, da sie die Schlafzimmerspielchen nicht länger ertrug. Jene Nacht an Cassandras Altar hatte bei ihnen allen ihre Spuren hinterlassen.
    Mannys Haltung gegenüber Frauen, die in Häusern des Roten Mondes arbeiteten, war bestenfalls zwiespältig. Was würde sie denken, wenn sie noch dazu von Surreals anderem Beruf erfahren würde? Wie hätte sich die ältere Frauen gefühlt, wenn sie gewusst hätte, dass Surreal außerdem die ganze Zeit über eine sehr erfolgreiche Attentäterin gewesen war – und noch immer war?
    Egal. Im Laufe der beiden Jahre, nachdem Daemon aus dem Verzerrten Reich entkommen war, hatten sich die beiden Frauen angefreundet. Sobald seine geistige Gesundheit jedoch wiederhergestellt war, hatte sich Mannys Einstellung geändert; sie hatte sie beide mit der häuslichen Fürsorge behandelt, die eine Dienstbotin, die fast schon zur Familie gehörte, einem aristokratischen Kind angedeihen ließ. Daemon war an diesem Verhalten nichts aufgefallen. Vielleicht hatte Manny ihn
schon immer so behandelt. Surreal hingegen, die im harten Alltag auf der Straße aufgewachsen war, hatte diese Behandlung geärgert. Obendrein war sie auf diese Weise auch häufig mit Mannys vorgefassten Meinungen konfrontiert gewesen.
    »Sieh mal«, flüsterte sie sehr leise. »Lady Benedicts Diener wirkt nicht, als könne er zwei Stunden lang stehen, ohne dabei Schmerzen zu haben. Wenn du dich hinsetzt, kannst du ihn so lange bearbeiten, bis er es ebenfalls tut.«
    Ein paar Minuten später saßen Manny, Andrew, Wilhelmina Benedict und Surreal auf der behelfsmäßigen Bank.
    Surreal warf einen Blick auf den freien Platz zu ihrer Rechten. Wo zur Hölle steckte Sadi? Er war mental nicht so stabil, wie er vorgab, und auf Lucivar zu treffen, musste ein Schock für ihn gewesen sein. Doch was mochte erst der Eyrier davon gehalten haben, seinen Halbbruder wiederzusehen? Als Jaenelle vor dreizehn Jahren verschwunden war, war Daemon nach Pruul gereist, um Lucivar aus den Salzminen zu befreien. Aus irgendeinem Grund hatte Lucivar sich geweigert, mit ihm zu gehen. Daemons Schweigen diesbezüglich hatte Surreal so gedeutet, dass sie eine schreckliche Auseinandersetzung gehabt hatten und eine tiefe Kluft zwischen ihnen entstanden war. Sie hatte immer den Verdacht gehegt, dass der Grund für jenen Bruch, wie so viele andere Dinge, seinen Ursprung an Cassandras Altar hatte.
    Die Tür zu dem Kutscherabteil glitt auf. Lord Khardeen trat hindurch und betrachtete die Eyrier, die auf sein Erscheinen nervös reagierten. Ohne etwas zu sagen, ließ er sich neben Surreal nieder.
    Direkt gegenüber von ihnen befand sich die Frau mit den beiden kleinen Kindern. Sie hatten die braune Haut, die goldenen Augen und das schwarze Haar, die charakteristisch für die langlebigen Völker waren, aber das Haar des Mädchens war leicht gelockt. Surreal fragte sich, ob die Blutlinie eines Elternteils nicht rein

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