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Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten

Titel: Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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sich die Ärmel seines Hemdes hoch und knurrte verdrießlich: »Wo sind diese verfluchten Stiefel?«

    4 Kaeleer
    Alexandra Angelline wickelte das Schultertuch fester um sich und schlang sich die Arme um die Taille, als sie aus dem schmutzigen Herbergsfenster blickte, das auf das Basargelände hinausging. Es regnete seit einer Stunde, allerdings handelte es sich um leichten Nieselregen, der den Schmutz, der hier alles bedeckte, lediglich verwischte. Um ihn völlig wegzuwaschen, hätte es schon eines heftigen Platzregens bedurft.
    Das ist Kaeleer? , dachte sie düster. Dies ist das Schattenreich, in das so viele verzweifelt gelangen wollen? Oh, wahrscheinlich war es ungerecht, ein ganzes Reich anhand eines Ortes zu beurteilen, der von hunderten Leuten zertrampelt worden war, die dort in der Hoffnung gewartet hatten, einen Dienstvertrag zu ergattern. Doch sie wusste, wenn jemand Kaeleer erwähnte, würde fortan dieses Bild vor ihrem geistigen Auge aufsteigen, egal, was sie noch von dem Reich zu Gesicht bekommen würde.
    Jemand näherte sich ihr, doch sie wandte sich nicht um, als ihre Tochter Leland zu ihr ans Fenster trat.
    »Weshalb wollte Wilhelmina bloß an diesen Ort kommen?«, murmelte Leland. »Ich bin froh, wenn wir wieder von hier wegkönnen.«
    »Du musst nicht bleiben, Leland. Insbesondere jetzt, da Vania und Nyselle sich freundlicherweise bereit erklärt haben, mich zu begleiten.«
    »Sie sind nicht mit uns gekommen, weil sie loyal sind«, sagte Leland leise, aber grimmig. »Sie wollten sich lediglich das Schattenreich ansehen und wussten, dass sich ihnen vielleicht keine andere Gelegenheit mehr bieten könnte.«
    Alexandra biss die Zähne zusammen. Die Wahrheit von Lelands Aussage nagte an ihr. Vania und Nyselle, die beiden Provinzköniginnen, die sie nur widerwillig nach Hayll begleitet hatten, hatten sich sofort auf einschmeichelnd eifrige Weise um sie bemüht, sobald Alexandra bekannt gegeben hatte, nach Kaeleer aufbrechen zu wollen, um nach Wilhelmina zu suchen. Also waren sie und ihre Gefährten mit ihr gereist, zusammen
mit Philip und Leland und einer fünfköpfigen Eskorte. Vier der Männer, die ihren Geleitschutz bildeten, waren mit ihr aus Chaillot gekommen. Den anderen, den Dorothea SaDiablo für sie ausgesucht hatte, hatte man sich von einer von Dorotheas königlichen Schoßhündinnen in einem anderen Territorium ›geborgt‹. Der Mann jagte ihr jedes Mal einen eiskalten Schauder über den Rücken, doch Dorothea hatte ihr versichert, er sei in der Lage, Wilhelmina an ihren Entführern vorbeizuschleusen und zu einem weiteren Trupp loyaler Männer zu schaffen, die bereits in Kaeleer in Stellung gegangen waren.
    So Leid es mir tut, hatte Dorothea gesagt, aber wenn es dir nur gelingen sollte, eine deiner beiden Enkelinnen aus den Fängen des Höllenfürsten zu befreien, wird es Jaenelle sein müssen. Sie ist diejenige, die eine Gefahr für Terreille darstellt.
    Alexandra war fest davon überzeugt, dass Jaenelle nur vorgeschoben wurde, um jemand anderen – oder etwas – zu verbergen, der oder das Terreille in Wirklichkeit bedrohte. Doch, süße Dunkelheit, sie hoffte, sie würde keine Wahl zwischen Wilhelmina und Jaenelle treffen müssen – denn tief in ihrem Herzen wusste sie, welches Kind sie dann zurücklassen würde.
    »Abgesehen davon«, fügte Leland leise hinzu, »muss ich bleiben. Sie war immer ein eigenartiges Kind, aber Jaenelle war … ist … meine Tochter. Wenn ich mir vorstelle, dass sie die ganze Zeit über in den Händen dieses Ungeheuers gewesen ist …« Leland erschauderte. »Es ist gar nicht auszudenken, was er ihr alles angetan hat.«
    Es gab keine Möglichkeit, zu sagen, was ihr in Briarwood zugestoßen war. War sie tatsächlich geistig labil gewesen, oder hatte jener Ort sie erst dazu gemacht? Nein, entschied sie entschlossen. Jaenelles Aufenthalte mochten ihren ohnehin schon zerbrechlichen Zustand noch verschlimmert haben, doch die Absonderlichkeiten des Kindes waren der Grund gewesen, weswegen sie das Mädchen überhaupt erst nach Briarwood geschickt hatte.
    »Was werden wir tun?«, wollte Leland mit ruhiger Stimme wissen.

    Alexandra blickte über die Schulter in Richtung der anderen Leute, die ungeduldig auf ihre Entscheidung warteten. Philip, der etliche Male die Beherrschung verloren hatte, während er ihr Lord Jorvals Neuigkeiten berichtete, würde mit ihr gehen. Nicht nur, weil er Leland geheiratet hatte, sondern auch, weil er wirklich an Wilhelmina und Jaenelle

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