Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
Schluck von Lucivars Kaffee und reichte ihm anschließend die Tasse zurück. »Du wirst den Frauen tatsächlich beibringen, mit den Stangen umzugehen?«
»Wenn ich mit ihnen fertig bin, werden sie wissen, wie man mit Stangen, Bögen und Messer umgeht.«
Auf einen scharfen Befehl von Hallevar hin traten die beiden eyrischen Jünglinge zurück und wiederholten langsam einen Bewegungsablauf.
»Ich wette, die Krieger waren nicht gerade erfreut, als du es ihnen erzählt hast«, sagte Daemon, der den Bewegungen der Kämpfer mit den Augen folgte.
»Sie haben sich beschwert. Die meisten Frauen sahen auch nicht gerade glücklich aus. Ich erwarte nicht, dass Kriegerinnen aus ihnen allen werden, aber sie alle werden in der Lage sein, sich lange genug zu verteidigen, bis ein Krieger sie erreichen kann.«
Daemon musterte Lucivar nachdenklich. »Hast du Marian deshalb den Umgang mit den Waffen beigebracht?«
Lucivar nickte. »Sie hat sich gesträubt, weil eyrische Frauen traditionellerweise niemals die Waffen eines Kriegers in die Hand nehmen. Ich sagte ihr, ich würde sie grün und blau schlagen, wenn ein Mann ihr wehtun würde, bloß weil sie zu stur gewesen sei, um zu lernen, wie man sich selbst verteidigt. Und sie erklärte mir, dass sie mir den Bauch aufschlitzen würde, wenn ich je Hand an sie legte. Ich habe das als untrügliches Zeichen gedeutet, dass wir Fortschritte machen.«
Daemon lachte. Doch das Gelächter blieb ihm im Hals stecken, als er Jaenelle erblickte, die über den Rasen auf sie zugeschritten kam. Seine Sinne wurden auf der Stelle messerscharf, die Hitze des Verlangens durchfuhr ihn, und jeder andere Mann wurde schlagartig zu einem Rivalen.
»Reiß dich am Riemen, alter Knabe«, murmelte Lucivar, der einen Blick über die Schulter warf und dann wieder Daemon ansah.
Hallevar und Kohlvar traten in den Übungskreis, nachdem Palanar und Tamnar ihre Kampfroutine beendet hatten.
Palanar verzog den Mund zu einem höhnischen Grinsen. »Hier kommt ein Kätzchen, dass ein Kater sein möchte.«
Daemon wirbelte herum, die Augen von roter Wut überzogen.
Hallevar drehte sich auf der Ferse und versetzte Palanar einen derart festen Stangenhieb auf das Gesäß, dass der Junge zusammenzuckte.
»Du redest da von meiner Schwester, Junge«, sagte Lucivar eine Spur zu leise.
Palanar sah aus, als sei ihm übel. Jemand stieß einen heftigen Fluch aus.
»Ich bin gewillt zu vergessen, was du da eben gesagt hast«, fuhr Lucivar ebenso leise fort, »solange ich es nie wieder höre. Doch wenn mir etwas Derartiges noch einmal zu Ohren kommt, wirst du eines Tages in den Übungskreis treten, und ich werde dort auf dich warten.«
»J-ja, Sir«, stammelte Palanar. »Es tut mir Leid, Sir.«
Hallevar gab dem Jungen einen Klaps auf den Hinterkopf. »Geh und iss etwas«, meinte er barsch. »Wenn du etwas zu dir
genommen hast, wird dein Mund vielleicht nicht der einzige Teil deines Kopfes sein, den du benutzt.«
Palanar schlich sich davon, Tamnar im Schlepptau.
Als Hallevar die Entfernung zwischen ihnen und Jaenelle abschätzte, kam er zu dem Schluss, dass sie die Worte gehört haben konnte. Er fluchte leise vor sich hin. »Er hat Besseres von mir beigebracht bekommen.«
Lucivar ließ eine Schulter kreisen. »Er ist alt genug, um seine Männlichkeit zur Schau zu stellen. Das lässt ihn dumm handeln.« Er sah den älteren Krieger an. »Er kann es sich nicht leisten, dumm zu sein. Selbst wenn die Königinnen an diesem Hof gewillt sind, einem Jüngling etwas nachzusehen, gilt das für die Männer bei Hofe noch lange nicht – zumindest nicht ein zweites Mal.«
»Ich werde sicherstellen, dass er die Warnung versteht«, versprach Hallevar. »Und wenn ich schon einmal dabei bin, kann ich Tamnar auch gleich ein paar Takte sagen.« Er ging in den Kreis zurück und begann seine Aufwärmübungen mit Kohlvar.
Daemon wandte sich Jaenelle zu. Palanar war längst vergessen. Als er das wilde Glitzern in ihren Augen sah, erstarb das Lächeln auf seinen Lippen.
Lucivar hob einfach nur den linken Arm.
Nachdem Jaenelle Daemon einen scheuen Blick zugeworfen und eine Begrüßung gemurmelt hatte, die kaum auszumachen war, duckte sie sich unter Lucivars Arm hindurch.
Der Eyrier ließ den Arm sinken und drückte sie mit der Hand, die an ihrer Taille lag, fest an seine Seite. Ihr rechter Arm lag in seinem Rücken, mit der Hand hielt sie seine bloße Schulter umfasst.
So stehen sie des Öfteren da, dachte Daemon, dem es schwer fiel, seine
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