Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
bist, ist es nicht verwunderlich, dass du seine Meinung teilst, nicht wahr?« Sie lächelte sacht.
Etwas schien ihre Aufmerksamkeit zu wecken. Daemon konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihr etwas an ihm nicht gefiel. Als sie einen Augenblick später mit ihrer Musterung fertig war, wurde ihm klar, dass sie eine Entscheidung getroffen hatte, ganz so, wie sie es bei ihrer ersten Begegnung getan hatte. Und wie damals wusste er auch jetzt nicht, was sie entschieden hatte.
Der Ring der Hingabe lastete schwer an seinem Finger, doch das Schmuckstück erlaubte ihm auch, um die eine Sache zu bitten, die er so dringend benötigte.
»Darf ich dich eine Minute lang festhalten?«
Er versuchte sich einzureden, dass ihr Zögern aus Überraschung und nicht aus Misstrauen entsprang, doch er glaubte
es sich selbst nicht. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, die Arme um sie zu schlingen, als sie auf ihn zutrat. Ebenso wenig änderte es etwas daran, dass ihm Tränen in die Augen stiegen, als sich ihre Arme behutsam um seine Taille legten, und sie den Kopf an seine Schulter lehnte.
»Du bist größer, als ich dich in Erinnerung habe«, sagte er, wobei er ihr mit der Wange über das Haar strich.
»Na, das will ich doch hoffen!«
Ihre Stimme klang scharf, aber ihm entging das Lächeln darin nicht.
Oh, wie seine Hände sich danach sehnten, sie zu streicheln! Doch da er Angst hatte, sie könnte sich ihm entziehen, rührte er sich nicht. Sie lebte, und er war bei ihr. Das war alles, was zählte.
Er hätte die restliche Nacht so dastehen und sie einfach nur halten können, während er das leichte Heben und Senken ihres Atems spürte, aber nach ein paar Minuten trat sie von ihm zurück.
»Komm schon, Daemon.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Du brauchst Schlaf, und mein Befehl lautete, dich zurück in dein Zimmer zu treiben, damit du dich vor Morgengrauen noch etwas hinlegst.«
Auf der Stelle wallte sein Temperament auf. »Wer würde es wagen, dir Befehle zu erteilen?«, knurrte er.
Sie bedachte ihn mit einem halb aufgebrachten, halb belustigten Blick. »Rate mal.«
Beinahe hätte er »Saetan« gesagt, doch dann überlegte er es sich anders. »Lucivar«, meinte er erbost.
»Lucivar«, pflichtete Jaenelle ihm bei, als sie nach seiner Hand griff und ihn in Richtung der Treppe zog. »Und glaub mir, du willst nicht die Erfahrung machen, von Lucivar aus dem Bett gezerrt zu werden, weil du nicht zum verabredeten Zeitpunkt auf dem Übungsfeld erschienen bist.«
»Was wird er mit mir anstellen? Einen Eimer Wasser über mir auskippen?«, fragte Daemon, während sie den Gang erreichten und auf ihre Gemächer zugingen.
»Nein, denn wenn er das Bettzeug ruiniert, bringt er Helene
gegen sich auf. Aber er hätte keinerlei Skrupel, dich unter eine kalte Dusche zu schubsen.«
»Er hat dich nicht wirklich …«
Sie sah ihn nur an.
Seine Meinung war sofort gefasst. »Warum lässt du dir das gefallen?«
»Er ist größer als ich«, meinte sie verdrossen.
»Jemand sollte ihn daran erinnern, dass er dir dient.«
Jaenelle lachte so heftig, dass sie gegen ihn taumelte. »Er ruft mir diesen Umstand immer dann ins Gedächtnis, wenn es ihm gerade so passt. Ansonsten muss ich regelmäßig versuchen, mit meinem großen Bruder auszukommen. So oder so ist es aber meist leichter, ihm seinen Willen zu lassen.«
Sie hatten die Tür zu Jaenelles Zimmerflucht erreicht. Widerwillig ließ er ihre Hand los.
»Er hat sich kein bisschen verändert, wie?« Daemon fühlte kurzzeitig Angst in sich emporsteigen, weil er noch zu gut wusste, wie launisch Lucivar immer bei Hof gewesen war.
Als er Jaenelle ansah, glomm ein eigenartiges Licht in ihren Augen. »Nein«, antwortete sie mit ihrer Mitternachtsstimme, »er hat sich kein bisschen verändert. Doch auch er begreift, wofür die Statue steht.«
Kapitel 4
1 Kaeleer
Erklär mir noch einmal, warum ich kein Frühstück bekommen habe«, sagte Daemon schwer atmend, während er sich den Schweiß mit einem Handtuch von Gesicht und Nacken wischte.
»Weil niemand in deinem Frühstück ausrutschen will, wenn du nicht aufpasst und einen Schlag in den Magen abbekommst. « Lucivar schlürfte seinen Kaffee, während er beobachtete, wie Palanar und Tamnar ein paar Aufwärmübungen mit den Stangen absolvierten. »Außerdem können wir auf diese Weise heute Morgen früher anfangen, denn ich will, dass die Männer fertig sind, bevor die Frauen zu ihrer ersten Unterrichtsstunde erscheinen.«
Daemon trank einen
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