Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
versetzte, würde Daemon der Sache nicht ohne weiteres zustimmen können.
Dann bemerkte er Jaenelles Gesicht, als sie sich zu Lucivar umdrehte – und er fragte sich, wie irgendein Mann es wagen würde, sich Hexe entgegenzustellen, da sie nun ihre Volljährigkeit erreicht und ihre ganze Macht entfaltet hatte.
Lucivar blieb wie angewurzelt stehen, als sich die uralten Augen auf ihn richteten. Er zitterte am ganzen Leib, doch er hielt ihrem Blick stand, und seine Stimme bebte nicht, als er leise sagte: »Wenn du nach Kleinterreille möchtest, führt dein Weg über meine Leiche.«
Dann verließ er das Arbeitszimmer.
Kurzzeitig ließ Jaenelle die Schultern hängen, dann richtete sie sich wieder auf und wandte sich Daemon zu. »Bitte geh mit ihm.«
»Warum?«, fragte Daemon eine Spur zu sanft.
Eine Andeutung von Zorn lag im starren Blick der Königin. »Weil du stark genug bist, ihn zurückzuhalten, und ich nicht möchte, dass er die anderen wegen etwas aufbringt, das ich noch nicht einmal entschieden habe.«
Es war das Erste, worum sie ihn bat, und er war nicht sicher, ob er es tun konnte. »Was geschah vor sieben Jahren?«, fragte er.
Ihr Gesicht wurde totenbleich, und ihre Antwort ließ einen Augenblick auf sich warten. »Warum fragst du nicht Lucivar? Wie er schon sagte, kann er sich besser daran erinnern als ich.«
Er zögerte ein paar Herzschläge lang. »Wie lange wirst du brauchen?«
Ihr Blick wanderte nun zu Saetan. »Wie wäre es mit einer Stunde?«
»Es wäre uns eine Freude, in einer Stunde noch einmal zusammenzukommen«, meinte Saetan.
»Na gut«, sagte Daemon. »Eine Stunde lang kann ich ihn sicher bändigen.«
Sie nickte zum Zeichen, dass sie ihn gehört hatte, und eilte aus dem Zimmer.
Daemon starrte die geschlossene Tür an. Es war ihm klar, dass Andulvar und Saetan einen Hinweis darauf erwarteten, was er zu tun gedachte. »Ich werde ihn fragen«, erklärte er leise. »Und wenn mir die Antwort nicht gefällt, wird sie auch über meine Leiche gehen müssen.« Er würde jegliche Chance aufgeben, ihr Geliebter zu werden, falls dies nötig sein sollte, um sie zu beschützen.
»Die Antwort wird dir nicht gefallen«, sagte Saetan, »aber ich würde mir an deiner Stelle keine Sorgen darum machen, dich Jaenelle entgegenzustellen. Sollte sie sich entscheiden, nach Terreille zu reisen, wird sie es mit dem gesamten Ersten Kreis zu tun bekommen. Da es nicht wahrscheinlich ist, dass sie sich wegen dieser speziellen Heilung mit dem Hof überwerfen wird, zeugt es nur von Respekt, der Lady die Zeit zu gewähren, um selbst zu diesem Schluss zu kommen.«
»Wenn ihr mich also entschuldigt. Ich kümmere mich wohl am besten darum, Lucivars Temperament zu zügeln.«
3 Kaeleer
Lucivar ist unglücklich*, sagte Ladvarian mit einem Blick auf Jaenelle, die den Wasserfall und die übereinander angelegten Becken anstarrte, die sie vor etlichen Jahren in diesem Innengarten errichtet hatte.
»Ich möchte nachdenken, Krieger«, meinte Jaenelle leise. »Allein.«
Der Sceltie trat unruhig hin und her, überlegte einen Moment lang und rührte sich dann nicht von der Stelle. *Er ist wütend und aufgebracht und spricht mit keinem von uns.* Diese besondere Mischung von Angst und Wut entströmte Lucivar nur, wenn Jaenelle oder Marian etwas taten, das den
Eyrier in Rage versetzte. Da Marian nichts Ungewöhnliches getan hatte – das hatte er bereits überprüft –, bedeutete dies, dass Jaenelle etwas getan hatte oder tun würde.
Er fletschte die Zähne. * Jaenelle! *
Als sie sich zu ihm umwandte, erblickte er das große Stundenglas aus Ebenholz, das auf ihrer Hand ruhte. Ohne etwas zu sagen, drehte sie es um, stellte es auf den Steinrand des untersten Beckens und ging zum anderen Ende des Gartens.
Ladvarian knurrte das Stundenglas leise an.
Es fiel den verwandten Wesen schwer zu verstehen, wie die Menschen den Tag in diese kleinen Einheiten namens Stunden und Minuten einteilten. Sie hatten schnell begriffen, dass Menschenfrauen manchmal allein gelassen werden wollten, aber eine Zeit lang waren sie zu früh zurückgekehrt und waren jedes Mal angefaucht worden. Also hatten der Höllenfürst und die Lady diese Stundengläser angefertigt, weil sie leicht zu verstehen waren. Wenn der ganze Sand in die untere Hälfte gerieselt war, war die Frau wieder zum Spielen bereit. Wenn nicht, hielten sich die verwandten Wesen zurück, ohne sie zu stören.
Jaenelle hatte zwei Garnituren Stundengläser. Jede Garnitur bestand aus einem
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