Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
beigebracht hatte, in sich aufgenommen, sie zu einem Teil seiner selbst gemacht und sie schließlich als Waffe eingesetzt.
Obgleich Lucivar gegen einzelne Personen angekämpft haben mochte, war er in der Lage gewesen, der Familie und dem Hof gegenüber echte Loyalität zu entwickeln. Saetan hegte jedoch den starken Verdacht, dass Daemons Loyalität immer nur oberflächlich bleiben würde, dass die einzige Loyalität, auf die sie sich verlassen konnten, seine Hingabe an Jaenelle war. Das bedeutete, dass Daemon im Namen dieser Loyalität alles tun würde. Somit war sein Sohn mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Es half nicht gerade, dass Jaenelle sich dem Fuchs Daemon gegenüber wie ein Kaninchen verhielt. Bei jedem anderen Mann hätte Saetan sich vielleicht köstlich über diese Art der Jagd amüsiert; die anderen Männer amüsierten sich auf alle Fälle, das war ihm klar, und er wusste auch, warum sie sich derart über Jaenelles Reaktion auf Daemon freuten. Doch er konnte
sich nicht vorstellen, dass Daemon die Angelegenheit auch nur im Entferntesten amüsant fand, und er fragte sich, was geschehen würde, wenn sein Sohn letzten Endes die Beherrschung verlor – und wer unter seiner Wut zu leiden haben würde.
Als Jaenelle das Arbeitszimmer betrat, schob Saetan das Problem, das sich in dieser Form noch nicht gestellt hatte, gedanklich beiseite und widmete sich den Schwierigkeiten, die bereits auf der Türschwelle warteten.
»Höllenfürst«, meinte Jaenelle formell.
»Lady«, entgegnete Saetan nicht weniger förmlich.
Sie atmete tief durch und wandte sich an Lucivar. »Prinz Yaslana, mein Erster Begleiter, ich möchte, dass du dich um eine Unterbringungsmöglichkeit für mich und eine kleine Eskorte in der Nähe der Grenze von Kleinterreille kümmerst. Keine Herberge. Ein Privathaus oder eine Wachstation. Ein Ort, an dem Verschwiegenheit herrscht. Es kann in einem Territorium deiner Wahl sein. Den Zeitpunkt des Treffens überlasse ich dir – allerdings darf er nicht in den nächsten drei Tagen liegen.«
Er stand zu weit von ihr entfernt, um den Geruch zu wittern, doch das plötzliche Auflodern in Daemons Augen und die Härte in Lucivars Blick verrieten ihm, dass ihre Mondblutung eingesetzt hatte. Am liebsten hätte Saetan ein Seufzen von sich gegeben. Beim Feuer der Hölle, wie sollte er Daemons instinktive Aggressivität zügeln, wenn er mit seiner eigenen zu kämpfen hatte? Hexen waren an den ersten drei Tagen ihrer Mondzeit verletzlich, weil sie ihre Juwelen nicht tragen konnten und nur sehr einfache Dinge mithilfe der Kunst vollbringen konnten, ohne selbst körperliche Schmerzen zu erleiden. Ein Kriegerprinz drohte jederzeit in den Blutrausch zu geraten, solange seine Königin verletzlich war.
»Du musst niemandem etwas über die Vorkehrungen erzählen, die du treffen wirst«, fuhr Jaenelle fort. »Obgleich du der Höflichkeit halber den Haushofmeister, den Hauptmann der Wache und den Gefährten darüber unterrichten solltest. Der Haushofmeister wird sich an Lord Jorval wenden, um einen Treffpunkt in Kleinterreille zu vereinbaren.«
»Wozu einen sicheren Zufluchtsort organisieren, wenn du sowieso nach Kleinterreille gehst?«, fragte Lucivar, doch Saetan fiel auf, dass er sich große Mühe gab, respektvoll zu klingen.
»Weil ich nach Kleinterreille gehen werde, ohne nach Kleinterreille zu gehen. Das wird die Sorgen des Hofes um mein Wohlergehen besänftigen und es mir dennoch erlauben, mich mit dieser Person zu treffen.«
Lucivar verengte abwägend die Augen. »Du könntest einfach ablehnen.«
»Ich habe meine Gründe, es zu tun«, entgegnete Jaenelle mit ihrer Mitternachtsstimme.
Und das, wusste Saetan, würde in Lucivars Augen den Ausschlag geben.
Doch Lucivar musterte sie noch immer eingehend. »Wenn ich einwillige, dürfen wir uns dann die nächsten drei Tage um dich kümmern, ohne angefaucht zu werden?«
Mehr brauchte es nicht, um die Königin zurück in eine zornerfüllte, Gift und Galle spuckende kleine Schwester zu verwandeln. »Wer ist wir ?«, wollte sie unheilvoll wissen.
»Die Familie.«
Saetan fragte sich, ob nur ihm aufgefallen war, wie Daemon seinen Bruder anstarrte. Wenn Blicke töten könnten … Ob Lucivar sich im Klaren darüber war, dass seine Forderung dem Gefährten der Königin nicht zusagte, egal, ob Lucivar ihn zur Familie dazugerechnet hatte oder nicht?
»Papa!« Jaenelle wirbelte zu ihm herum.
»Hexenkind?«, erwiderte er freundlich. Allerdings konnte er spüren,
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