Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
gegeben, dass ihre Anwesenheit erwünscht ist?«, fragte Lucivar und verlieh damit Daemons Gedanken Ausdruck.
Saetan bedachte Lucivar mit einem höflichen Blick. »Ich habe es ihr gesagt. Allerdings hatte Lord Ladvarian sie bereits
zur Seite genommen, um die ein oder andere Sache mit ihr zu besprechen. Vermutlich wird sie erscheinen, sobald sie sich aus den Plänen herausgeredet hat, die er und Kaelas ausgeheckt haben mögen.«
Sein nächster höflicher Blick galt Daemon.
Daemon erwiderte den Blick, während sein Herz wie wild zu schlagen begann – weil er das untrügliche Gefühl hatte, dass Jaenelles Gespräch mit Ladvarian und Kaelas mit ihm zu tun hatte.
Er versuchte, sich einen vernünftigen Vorwand auszudenken, um Lucivar für eine Minute in die Eingangshalle zu schleifen, um ihn zu fragen, weshalb die verwandten Wesen ein derart reges Interesse am Gefährten der Königin an den Tag legten, als Jaenelle in das Zimmer gestürzt kam.
»Tut mir Leid, dass ich …« Sie stutzte, als sie die Männer sah, und ging nur zögerlich weiter. »Geht es um Familien- oder Hofangelegenheiten?«, wollte sie wissen.
»Hof«, erwiderte Saetan.
Fasziniert beobachtete Daemon, wie sie sich kaum merklich von der jungen Frau in die Königin verwandelte.
»Und was wünscht der Hof von mir?«, fragte Jaenelle weiter.
Daemon kam zu dem Schluss, dass nicht einmal der Hauch von Spott oder Sarkasmus in ihrer Stimme mitschwang, als sie die rituelle Eröffnung einer Debatte bei Hof benutzte.
»Ich habe eine Nachricht von Lord Jorval erhalten«, erwiderte Saetan ebenso gelassen, obgleich seine Augen wachsam wirkten. »Eine Person aus einer angesehenen Adelsfamilie ist nach Kaeleer gekommen und erbittet die Hilfe einer Heilerin bei einer Krankheit, die bisher sämtliche Heilerinnen in Terreille vor ein Rätsel gestellt hat. Da du bekanntermaßen die beste Heilerin im ganzen Reich bist, ersucht er dich dringend, nach Goth zu kommen und deine Meinung dazu abzugeben.«
Lucivar stieß ein leises, aber bösartiges Knurren aus. Eine leichte, nachdrückliche Handbewegung von Andulvar brachte ihn zum Schweigen.
»Jorval schreibt außerdem, zwar sei ihm versichert worden, dass die Krankheit nicht ansteckend sei, allerdings scheine
sie nur Männer zu befallen. Und da er nicht möchte, dass die Männer deines Hofes Schaden nehmen …«
Diesmal schnaubte Andulvar verächtlich.
»… hat er angeboten, dir Geleitschutz zu stellen, während du dich in Kleinterreille aufhältst.«
»Nein!« Mit einem Ruck setzte Lucivar sich in Bewegung und ging in dem Zimmer auf und ab. »Du wirst nicht nach Kleinterreille reisen, um jemanden zu heilen, ohne von uns begleitet zu werden. Nicht schon wieder. Nie wieder! Wenn diese Person dich so dringend sehen möchte, warum kommt sie dann nicht hierher?«
»Da fallen mir ein paar Gründe ein«, entgegnete Jaenelle belustigt, wobei sie Lucivar betrachtete.
Daemons Blut sang, als ihr Blick einen Moment lang den seinen fand. Dann gefror es ihm in den Adern, als er zu Saetan hinübersah und das Flackern in dessen goldenen Augen gewahrte. Was versuchte der Höllenfürst hinter jenem absichtlich ausdruckslosen Blick zu verbergen – und was würde geschehen, wenn er es nicht länger zurückhalten konnte?
»Hat Jorval erwähnt, woher diese Person stammt? Oder irgendetwas sonst, das nützlich sein könnte?«, fragte Jaenelle und wandte Saetan den Rücken zu, während Lucivar weiterhin fluchend auf und ab ging.
»Nur, dass die kurzlebigen Völker am meisten betroffen zu sein scheinen«, sagte Saetan.
Jaenelles Lippen umspielte der Hauch eines Lächelns, das boshaft genug war, um Daemon einen Schauder über den Rücken zu jagen. »Die Völker aus dem westlichen Teil von Terreille?«, wollte sie mit ihrer Mitternachtsstimme wissen.
»Das hat er nicht gesagt, Lady.«
Nachdenklich nickte Jaenelle. »Ich werde darüber nachdenken. «
»Da gibt es nichts nachzudenken«, fauchte Lucivar wütend. »Du wirst nicht fahren. Du magst dich nicht an viel von dem erinnern, was sich vor sieben Jahren ereignet hat, ich aber schon! Das machen wir nicht noch einmal mit, vor allem du nicht.«
Daemon betrachtete Lucivar. Hinter dem Zorn verbarg sich eine Angst, die an Panik grenzte. Er musste ein Seufzen unterdrücken, denn er war nicht glücklich darüber, dass seine erste Handlung als Gefährte eventuell darauf hinauslaufen würde, dass er sich seiner Königin widersetzte. Doch wenn etwas Lucivar in solch einen Zustand
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