Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
hellwacher Aufmerksamkeit gewichen. »Schließlich bin ich ihr Gefährte. Sie könnte einfach …«
Saetan schüttelte den Kopf. »Glaubst du wirklich, Jaenelle würde das von dir verlangen?«
»Nein.« Daemon fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. Seufzend fragte er schließlich:«Was kann ich tun?«
»Du musst nichts weiter tun, als was du bisher auch schon getan hast.« Saetan dachte einen Augenblick lang nach. »Weißt du, wie man einen Trank herstellt, um die Mondzeitbeschwerden zu lindern?«
»Ich kenne ein paar Rezepte.«
Saetan lächelte. »In dem Fall schlage ich vor, dass der Gefährte einen davon für seine Lady braut. Nicht einmal Jaenelle könnte behaupten, das überschreite die Grenzen, innerhalb derer man sich um sie kümmern darf.«
7 Kaeleer
Leise fluchend blieb Surreal im Türrahmen des Esszimmers stehen. Die einzigen Leute, die sich in dem Raum befanden, waren Alexandra und ihr Gefolge.
Beim Feuer der Hölle! Warum hatte Jaenelle nicht alles beim Alten belassen können? Die Mahlzeiten waren auf jeden Fall entspannter, und die Gespräche bei Tisch interessanter gewesen, als Alexandra und ihre Leute noch für sich gegessen hatten. Als Surreal Saetan darauf hingewiesen hatte, hatte er ihr erklärt, es sei Jaenelles Einfall gewesen, Alexandra und die anderen mit ihnen speisen zu lassen. Anscheinend hoffte sie, sie würden auf diese Weise ein wenig Verständnis für die Verhältnisse in Kaeleer entwickeln.
Die Absicht mochte löblich gewesen sein, dachte Surreal verärgert, als sie auf den Tisch zuging, doch in Wirklichkeit hatte das Experiment erbärmlich versagt. Nicht ein einziger
Gast, von Alexandra bis hinab zu deren niedrigstem Begleiter, wollte auch nur im Geringsten begreifen, was die Angehörigen des Blutes aus Kaeleer so verschieden machte. Die Mahlzeiten tagsüber waren am schlimmsten, weil Saetan ihnen nicht offiziell vorsaß.
Am Tisch angekommen, erntete sie Blicke von den beiden Provinzköniginnen Vania und Nyselle, die eine Mischung aus selbstgefälliger Überheblichkeit und Abscheu ausdrückten. Sie hätte sich persönlich gekränkt gefühlt, wenn ihr nicht bewusst gewesen wäre, dass sie sämtliche Hexen auf diese Weise ansahen – selbst Königinnen, die in der Bluthierarchie weit über ihnen standen.
Dann wanderte Vanias Blick zurück zur Tür, und ein Ausdruck raubtierhafter Gier huschte über ihr Gesicht.
Surreal beobachtete, wie Aaron im Türrahmen stehen blieb – ein Mann, dem eben das Datum seiner Hinrichtung bekannt gegeben wurde, sah in etwa genauso aus. Da sie davon ausging, dass er nicht noch eine Frau gebrauchen konnte, die ihn unverhohlen anstarrte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Tisch zu.
Es erregte ihr Interesse, wie sich die Gruppe verteilt hatte. Alexandra, Philip und Leland saßen am einen Ende der Tafel. Nyselle hatte sich am anderen niedergelassen, ihren Gefährten und die Begleiter um sie herum. Vanias Gefährte saß zu ihrer Linken und blickte unglücklich drein. Der Stuhl rechts von Vania war leer, ebenso diejenigen ihr gegenüber.
Außerdem fand Surreal es interessant, dass die Servierteller auf dem Tisch standen. Normalerweise türmten sich Frühstück und Mittagessen auf der gewaltigen Anrichte, sodass sich jeder den Teller füllen und sich auf einem Stuhl seiner Wahl niederlassen konnte. Das Abendessen war die einzige Mahlzeit, die zu einem bestimmten Zeitpunkt eingenommen wurde und bei der Lakaien das Essen servierten. An diesem Tag war das Mittagessen jedoch im kleinen Rahmen angerichtet, als erwarte man nur wenige Leute.
Das war in Ordnung, dachte Surreal, während sie sich daran machte, sich Speisen von den Serviertellern in ihrer Nähe
aufzutun. Es war völlig in Ordnung – solange die anderen alle lieber Hunger litten, als mit den Gästen essen zu müssen. Doch sollte sie herausfinden, dass anderenorts stillschweigend ein weiteres Mittagsmahl serviert wurde, würde sie ein paar Takte mit einer gewissen Person reden müssen, weil man versäumt hatte, ihr Bescheid zu geben!
»Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte Aaron leise, als er sich zu ihr gesellte.
Um ein Haar hätte sie ihn scharf darauf hingewiesen, dass es genug andere freie Stühle gab, als sie den gehetzten Blick in seinen Augen bemerkte.
Er trat näher, als deute er ihr Schweigen als Einverständnis. Nahe genug, so dass sie spüren konnte, wie seine Muskeln vor Anspannung zitterten, während er versuchte, starke Gefühlsregungen unter Kontrolle zu
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