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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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himmelwärts empor durch die klare Frühlingsluft - fort von einem Ort, der ihn auf einmal mit Schmerz erfüllte.
     
    »Lucivar«, flüsterte Marian, als sie ihm nachsah, wie er den Himmel durchteilte, bevor er auf die Winde aufsprang und verschwand.
    Was hatte sie getan? Und aus welchem Grund? Sie tat es für ihn, nicht wahr? Sie tat, was am besten für ihn war. Doch … Ihr Kopf fühlte sich dumpf an, als sei er voll Spinnweben. Es war so schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Aber etwas stimmte nicht.
    Er war so verletzt gewesen. Dabei hätte er nicht verletzt sein sollen. Gut genug fürs Bett, aber nicht gut genug, um ihn zu heiraten? Wie konnte er das nur denken? Wie schrecklich, wenn er das tatsächlich glaubte! Wie sollte sie fortgehen, wenn er derart litt?
    Sie ging in den Horst zurück und versuchte sich zu beruhigen, indem sie ihren gewohnten Tätigkeiten nachging. Sie hatte sicherstellen wollen, dass er genug zu essen hatte und nicht selbst kochen musste, während er nach einer neuen Haushälterin suchte. Er sollte versorgt sein, wenn sie …
    Ich liebe ihn. Ich will nicht weg von hier. Warum muss ich fortgehen?

    Es gelang ihr nicht, klar nachzudenken. Etwas stimmte nicht. Aber er hatte nicht von ihr verlangt, dass sie auf der Stelle ging, also hatte sie ein wenig Zeit, um darüber nachzugrübeln.
     
    Luthvian stand am Rand des mit Steinplatten gefliesten Hofes. Sie war froh, dass sie sich in einen Sichtschutz gehüllt hatte, bevor sie die Stufen vom Landeplatz heraufgekommen war. Lucivar hätte sie zwar trotzdem entdeckt, wenn er nicht derart durcheinander gewesen wäre, aber Marian würde ihre Anwesenheit niemals bemerken.
    Der Zwangzauber hatte zwar gewirkt, aber nicht gut genug. Die kleine Haushexe kämpfte dagegen an. Wenn sie in der Lage gewesen wäre, Marian vollständig mit dem Zauber zu belegen, wäre längst alles erledigt. Doch falls Lucivar irgendeinen Zauber gespürt hätte, hätte er seinen Vater herbeigerufen, um den Zauber gemeinsam mit ihm zu identifizieren und zu brechen, und Saetan … Nein, sie konnte nicht zulassen, dass Saetan Wind von der Sache bekam. Folglich hatte sie ihre eigene Stimme mit dem Zwangzauber belegt, und ihre Worte waren wie warmer Teer an Marian hängen geblieben.
    Doch es hatte nicht ausgereicht. Aus Vorsicht hatte sie nur einen leichten Zauber verwandt. Zu leicht, wie sich jetzt herausstellte. Denn es war klar, dass Marian versuchen würde, in der Rolle von Lucivars Haushälterin zu bleiben, und wenn die Haushexe immer noch hier war, sobald der Zauber verging...
    Nein. Sie würde nicht erlauben, dass ihr Sohn eine Haushexe heiratete.
    Es könnte Verdacht erregen, wenn sie so bald nach Lucivars Verschwinden auftauchte. Sie würde also eine Stunde abwarten und dann zurückkehren, um den Zwangzauber ein wenig zu verstärken - sodass Marian endlich aus dem Horst verschwand … und aus Lucivars Leben.
     
    Merry warf sich ein Tuch um die Schultern. »Briggs, kannst du die Taverne eine Zeit lang alleine führen?«

    »Klar kann ich das, aber wohin willst du denn?«
    Ihr entging die Besorgnis in den Augen ihres Mannes nicht. Er hatte allen Grund zur Sorge. Das hatten sie beide. Noch nie zuvor war Lucivar zu dieser Tageszeit in die Taverne marschiert und hatte drei doppelte Whiskeys getrunken, bevor er wieder hinausstürmte, die Augen voll wütender Pein. Der Prinz von Ebon Rih benötigte Hilfe, und ihr fielen nur zwei Leute ein, die ihm im Moment helfen konnten.
    »Ich glaube, Lady Angelline hält sich derzeit in ihrem Häuschen auf. Ich werde versuchen, sie zu finden.« Und wenn sie Jaenelle nicht aufstöberte, würde sie zum Bergfried gehen. Die Seneschallin wusste bestimmt, wie man die Königin oder den Höllenfürsten erreichte.
    »Pass auf dich auf, Merry.«
    »Das werde ich.« Als sie die Taverne verließ, blickte sie den Berg empor, auf dem Lucivar wohnte - und fragte sich, was dort vorgefallen war.
     
    Lucivar betrat das Zimmer, das im Bergfried zu Saetans Arbeitszimmer geworden war. Ein Teil von ihm wünschte sich, immer noch ein Kind zu sein und Trost suchend auf den Schoß seines Vaters klettern zu können. Da er zu sehr Krieger war, um emotionalen Zuspruch zu erbitten, entschied er sich für einen Streit, um der Qual Luft zu machen, die Marians Worte ihm verursacht hatten.
    »Ich habe um Marians Hand angehalten«, sagte Lucivar. Saetan spannte sich sichtlich an, und Lucivar fragte sich, ob Marian doch Recht gehabt hatte. Wäre sein Vater gegen die

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