Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Hingabe ihr gegenüber aussah.
Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
Lucivar klappte die Schatulle zu und ließ sie verschwinden. Dann breitete er die Flügel aus und glitt zu dem Horst hinab. Auf dem Weg durch die Küche griff er sich eine Scheibe Nusskuchen, der auf einem Metallrost auskühlte, und biss ein großes Stück ab. Dann hielt er inne und sah sich um. Gaben sie heute Abend ein Fest, das er vergessen hatte? Sie schien ausreichend Essen vorzubereiten, um zehn Leute mit diversen Gängen zu bewirten.
Er wand sich innerlich. Ein Ehemann sollte stets wissen, ob derart viele Leute zum Abendessen erwartet wurden. Im nächsten Moment hob sich seine Laune jedoch wieder. Vielleicht hatte sie vor, ein paar Frauen aus Riada zu einem Kaffeekränzchen einzuladen - ein paar Stunden, um ausgiebig zu ratschen über … über was auch immer Frauen sich eben unterhielten, wenn sie Männer des Zimmers verwiesen. Da er gewöhnlich mindestens einen Teil des Tages fort war, hätte sie ein solches Vorhaben ihm gegenüber nicht unbedingt erwähnt.
Wieder wand er sich. Er hoffte, dass sie es nicht erwähnt hatte. Selbst wenn es nichts mit ihm zu tun hatte, hätte er es nicht einfach vergessen sollen.
Vielleicht war sie deshalb schlecht gelaunt. Höchstwahrscheinlich war sie nervös, ihr erstes eigenes Fest auszurichten - und damit jedem, der nicht völlig auf den Kopf gefallen war, zu zeigen, dass sie die Lady des Horstes war.
Und wie ließ sich eine Verlobung besser begehen als mit einem Fest?
Grinsend stopfte er sich den Rest des Nusskuchens in den Mund und ging in den Garten hinaus.
Seine gute Laune wurde sofort gedämpft, als er sah, wie sie mit äußerster Zärtlichkeit die Blütenblätter einer Frühlingsblume berührte. Marian wirkte so traurig, so verloren.
»Marian?«
Beim Klang seiner Stimme fuhr sie zusammen. »Oh!
Ich dachte nicht, dass du schon nach Hause kommen würdest.«
»Ich möchte mit dir über etwas sprechen.«
Sie erbleichte, als er auf sie zutrat. Etwas stimmt hier nicht. Er spürte ein Stechen, wie eine Warnung, konnte sich jedoch keinen Reim darauf machen.
»Was gibt es?« Ihre Stimme war ein gequältes Flüstern.
Er wandte kurz den Blick ab. Eigentlich hatte er gedacht, dass dies leicht wäre, bloß ein formaler Schritt, um das zu bekräftigen, was ohnehin schon längst zwischen ihnen existierte.
»Ich liebe dich«, sagte er und blickte ihr in die Augen, um zu erforschen, was sich darin widerspiegelte. »Ich möchte mein Leben mit dir verbringen und, wenn du möchtest, Kinder mit dir haben, mit dir zusammen erleben, wie die Jahreszeiten verstreichen. Ich möchte dich heiraten, denn ich will, dass du nicht nur meine beste Freundin und Geliebte, sondern noch dazu meine Ehefrau bist. Ich möchte dein Ehemann sein.«
Sie schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück.
Es traf ihn mitten ins Herz, von ihr zurückgewiesen zu werden. »Möchtest du nicht wenigstens darüber nachdenken? Die letzten paar Monate waren doch …«
»Es geht nicht.« Marian wandte sich ab. Sie stand gebeugt da, so als habe er ihr einen heftigen, unerwarteten Schlag versetzt.
»Warum nicht?«
»Weil ich nicht das bin, was du brauchst«, sagte sie mit schmerzerfüllter Stimme. »Ich bin nur eine ungebildete purpurne Haushexe ohne anerkannte Talente …«
»Moment mal, verflucht!«
»… und ich würde den Sohn des Höllenfürsten nur in Verlegenheit bringen.«
Er trat einen Schritt zurück. In seinem Kopf drehte sich alles. »Du willst mich nicht heiraten, weil Saetan mein Vater ist? Beim Feuer der Hölle, Weib, er betet dich an!«
Heftig schüttelte sie den Kopf. »Ich werde die Blutlinie der
SaDiablos nicht herabwürdigen. Ich empfinde viel für dich, Lucivar. So unendlich viel. Solange du mich willst, werde ich deine Geliebte sein, aber heiraten werde ich dich nicht.«
Er wich einen weiteren Schritt zurück. Dann stieß er ein bitteres Lachen aus. »Ich bin also gut genug fürs Bett, aber nicht gut genug, um mich zu heiraten? Nicht mit mir, Hexchen. Schön. Du willst mich nicht heiraten, das ist deine Entscheidung. Wenn du bleiben und weiter als meine Haushälterin arbeiten möchtest, ist das auch in Ordnung. Aber du wirst gefälligst deine Sachen wieder in dein eigenes Zimmer räumen, bevor ich zurückkomme. Ich bin kein Spielzeug, und ohne Liebe lasse ich mich auch nicht als Bettwärmer benutzen.«
Er machte einen Satz über die Blumenbeete, stieß sich leicht an der steinernen Mauer ab und schoss
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