Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Beste für meinen Sohn«, sagte Luthvian ernst.
Marian nickte, da sie nicht wusste, wie sie sonst reagieren sollte.
»Und obwohl ich manchmal streng mit dir war, möchte ich auch für dich nur das Beste, Marian.« Luthvian hielt inne und presste die Lippen aufeinander, als habe sie einen heftigen inneren Kampf auszufechten. »Siehst du denn nicht, was hier mit ihm passiert? Du hast es ihm zu leicht gemacht, sich zu Hause zu amüsieren.«
»Was?« Marians Tasse landete mit einem Klirren auf der Untertasse, und sie verschüttete etwas von ihrem Tee.
»Du kümmerst dich um alle seine körperlichen Bedürfnisse, sodass er keinerlei Anstrengung unternimmt, sich eine Frau zu suchen.«
»Eine Frau?«
»Glaubst du vielleicht, das hier ist leicht für mich?«, fuhr Luthvian sie an. »Mutter der Nacht, Mädchen, er stammt von den SaDiablos ab! Diese Familie wird nur eine gebildete Hexe aus Adelskreisen als Lucivars Ehefrau akzeptieren.«
»Aber … Sie mögen mich.«
»Natürlich mögen sie dich! Du kochst für ihn, putzt sein Haus und bescherst ihm regelmäßigen Sex, was ihn um einiges umgänglicher macht. Warum sollten sie dich nicht mögen? Aber bloß weil sie dich mögen, heißt das noch lange nicht, dass sie dich als etwas anderes als seine Haushälterin und Bettgefährtin sehen. Sie wissen, dass du für ihn nur ein vorübergehender Zeitvertreib bist. Weshalb sollten sie also nicht freundlich zu dir sein? Aber mehr bist du nicht, Marian. Mehr kannst du niemals sein. Du hast weder die Bildung noch die Talente noch den nötigen familiären Hintergrund, um eine annehmbare Partnerin für einen Mann zu sein, der seine Blutlinien bis zum Höllenfürsten und Andulvar Yaslana zurückverfolgen kann.«
Luthvian fuhr sich mit der Hand durch das Haar und blickte Marian traurig an.
»Selbst wenn er um deine Hand anhält, wirst du immer die Außenseiterin bleiben und niemals wirklich zu ihnen gehören. Du hast ja keine Vorstellung von der Macht, die diese Familie ausübt! Wenn sie anfangen, über Zaubersprüche zu diskutieren, die deine geistigen Kapazitäten um ein Vielfaches übersteigen, was wirst du dann zu bieten haben? Ein neues Rezept für Nusskuchen? Wenn sie die Königinnen und deren Hofstaat zu Besuch haben, wirst du dann mit deinem Strickzeug in der Ecke sitzen? Sehnst du dich nicht nach einem Zuhause, das wirklich dir gehört? Möchtest du nicht Kinder, die nicht an den Fähigkeiten ihres Vaters gemessen werden, sodass man sie immer für Versager hält? Und was ist mit Lucivar? Hast du vor, ihn mithilfe von Sex an dich zu ketten - an eine Frau, die so viel weniger ist, als er eigentlich verdient hat?«
»Ich kette ihn überhaupt nicht an mich«, erwiderte Marian mit von Tränen erstickter Stimme.
»Dann lass die Finger von ihm. Such dir einen Mann, der keine Verpflichtungen hat, bei denen du ihm nur hinderlich sein kannst. Mutter der Nacht, Marian, ich flehe dich an! Lass die Finger von meinem Sohn.« Luthvian wirkte niedergeschlagen, als sie die Verschlüsse an ihrem Umhang wieder zumachte und sich langsam vom Tisch erhob. »Wenn du ihn wirklich liebst, dann tu das für ihn.«
»Ich kann im Moment keinen klaren Gedanken fassen.« Marian kämpfte gegen die Tränen an. »Ich muss darüber nachdenken.«
»Dann denk nach«, sagte Luthvian leise. »Aber wenn du zu lange wartest und Lucivar an dich bindest, wird es für dich nichts als Kummer und Herzeleid geben.«
Marian konnte sich nicht bewegen. Das Atmen fiel ihr schwer. Als sie hörte, wie Luthvian den Horst verließ, schob sie die Tassen beiseite, legte den Kopf auf die Arme und weinte.
23
Lucivar stand an einer Stelle auf dem Berg, von der aus er auf seinen Horst hinabblicken konnte. Er strich mit einem Finger über die beiden Eheringe in der Schmuckschatulle. Etwas stimmte mit Marian nicht, und zwar schon seit gestern. Doch anstatt mit ihm darüber zu sprechen, verschloss sie sich vor ihm. Selbst im Bett gestern Abend war sie so abweisend gewesen, dass er nach ein paar Küssen alle Versuche, sie zu verführen, aufgegeben hatte.
Schlechte Laune? Die Dunkelheit wusste, dass das bei Frauen keine Seltenheit war. Doch während sie sich ihm entzog, konnte er gleichzeitig ihre Sehnsucht nach ihm spüren. Was hatte das zu bedeuten?
Vielleicht hatte die Auseinandersetzung mit Roxie sie stärker durcheinander gebracht, als er angenommen hatte. Oder vielleicht fragte sie sich nach einer derart öffentlichen Zurschaustellung
ihrer Hingabe, wie es mit seiner
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