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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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ernähren. Oder sie beklagten sich, weil es keine Mehrerträge gab, und die Töpfereiwaren und das andere Kunsthandwerk, die typisch für diese Region waren, sich nicht zu den Preisen verkauften, die sie damit erzielen wollten. Letzteres war nicht weiter verwunderlich. Niemand außer Adeligen mit zusätzlichem Einkommen oder Schulden, die so hoch waren, dass sie ihre Familie in den Ruin stürzten, konnte sich die Preise leisten, die Zuulaman für seine Waren verlangte.
    Doch als Kriegerprinz von Dhemlan war es seine Pflicht, mit den Königinnen der anderen Territorien in Terreille zu verhandeln. Deshalb würde er sich ein weiteres Mal mit dem Gesandten von Zuulaman treffen und hoffen, dass sich diesmal wenigstens ein Funken Verständnis in den Augen des Mannes zeigen würde, wenn er ihm erklärte, weshalb die Handelsabkommen, welche die zuulamanischen Königinnen forderten, unannehmbar waren.
    Als er nach dem Brief griff, um den Inhalt ein weiteres Mal zu überfliegen, ging die Tür seines Arbeitszimmers auf, und seine Gemahlin Hekatah eilte so schnell herein, wie es einer Frau drei Wochen vor der Entbindung möglich war.
    »Saetan«, sagte Hekatah, während sie sich theatralisch in den Sessel vor dem Schreibtisch sinken ließ. »Ich habe eben
ausgesprochen unschöne Neuigkeiten von Zuhause erhalten.«
    Das hier ist dein Zuhause. Doch er verbiss sich die Worte, da es ohnehin nichts bringen würde, sie auszusprechen. Hekatah war eine Priesterin mit roten Juwelen, die aus einer der Hundert Familien aus Hayll stammte, und in ihren Augen war das Territorium Dhemlan im Grunde nichts anderes als einer der Landsitze ihrer Familie: idyllisch, aber rückständig. Für sie bestand der einzige Wert Dhemlans darin, von ihr ausgeblutet zu werden.
    »Ist jemand krank?«, erkundigte er sich höflich, obwohl er genau wusste, was sie beschäftigte.
    »Nein, aber Mutter sagt, du weigerst dich, meinem Vater und meinen Brüdern Geld zu leihen. Ich bin mir sicher, dass sie da etwas falsch verstanden haben muss, denn der Vorwurf ist völlig …«
    »Richtig.«
    Sie starrte ihn an. »Das kann nicht sein!«
    Ihre goldenen Augen füllten sich mit Tränen, und ihre Lippen verzogen sich zu dem verführerischen Schmollmund, der ihn bei ihrer ersten Begegnung so sehr in Bann geschlagen hatte und jetzt regelmäßig Wut in ihm hochsteigen ließ.
    »Es tut mir Leid, Hekatah, aber ich gebe deiner Familie nicht noch ein Darlehen.« Er hatte ihren Vater vor einem Monat über diesen Umstand aufgeklärt. Da der Bastard ohnehin gezögert hatte, Hekatah davon zu erzählen, wieso hatte er dann nicht noch ein paar Wochen warten können, bis sie das Kind sicher zur Welt gebracht hatte?
    Ihre Lippen bebten. Eine Träne kullerte über ihre Wange. »Aber … warum?«
    »Weil sie sich nicht an die Abmachung gehalten haben, die wir trafen, als ich ihnen letztes Jahr Geld geliehen habe.« Als Hekatah ihn ausdruckslos ansah, fluchte er insgeheim, und es kostete ihn Mühe, nicht die Geduld zu verlieren. »Um deine Familie vor dem gesellschaftlichen und finanziellen Ruin zu retten, habe ich ihnen letztes Jahr beinahe zwei Millionen Goldstücke gegeben, um sämtliche Spielschulden deines Vaters
und deiner Brüder zu begleichen. Fast eine Million gab ich all den Händlern, bei denen sie Schulden hatten, und die deine Familie nicht einmal mehr für eine Rolle Zwirn oder eine Hand voll Gemüse anschreiben ließen. Außerdem gab ich deiner Familie eine weitere Million unter der Bedingung, dass dieser Betrag in die Güter fließen sollte, um sie instand zu setzen und neue Erträge zu bringen. Ich gab ihnen klar zu verstehen, dass ich auf Quittungen bestehen würde, die belegen, dass zu diesem Zweck Materialien und Ausrüstung gekauft wurden. Außerdem machte ich deutlich, dass dein Vater und deine Brüder keine weitere finanzielle Unterstützung von mir erhalten würden, wenn sie ihren Teil der Abmachung nicht einhielten. Ich bekam nie auch nur eine einzige Quittung zu Gesicht, und soweit ich es beurteilen kann, wurde absolut nichts dafür getan, die Arbeit auf den Gütern wieder aufzunehmen. Da sie verprasst haben, was sie bisher von mir bekamen, ist nun Schluss.«
    »Vielleicht sind sie ein wenig töricht mit dem Geld umgegangen«, gab Hekatah mit echtem oder gespieltem Widerwillen zu, bevor sie rasch hinzufügte: »Aber ich bin mir sicher, dass sie nicht geglaubt haben, du würdest ihnen tatsächlich kein weiteres Darlehen mehr gewähren.«
    Ich bin ein Kriegerprinz mit

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