Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Doch der Brief, den sie vom Haushofmeister erhalten hatte, hatte klargestellt, dass man nicht plante, den Dunklen Hof zu vergrößern, um sämtliche Angehörige des Blutes unterzubringen, die ihren Dienst anboten.
Dann gingen all die Gerüchte über einen Krieg zwischen
den beiden Reichen Kaeleer und Terreille um, und es gab Neuigkeiten von Kämpfen in anderen Territorien. Und schließlich war es zu diesem Machtausbruch gekommen, der alles übertroffen hatte, was die Angehörigen des Blutes je erlebt hatten. Als die Welle der Kunst nachließ, die alles überschwemmt hatte, war der Krieg vorbei, die Angehörigen des Blutes, die Kaeleer bedroht hatten, waren zerstört - und die Königin des Schwarzen Askavi war verschwunden.
Aber nicht Jaenelle Angelline. Trotz ihrer schweren Verletzungen hatte sie es irgendwie geschafft, zu überleben. Anstatt ein paar Wochen um den Verlust seiner Königin zu trauern und dann auszuziehen, war Daemon nun an einen Krüppel gefesselt, den die Königinnen und Kriegerprinzen, die über die anderen Territorien in Kaeleer herrschten, immer noch bewunderten.
Er würde das Joch Jaenelle Angellines nie von allein abschütteln. Also würde sie ihren Beitrag leisten, um die Bande zwischen der ehemaligen Königin des Schwarzen Askavi und dem Kriegerprinzen zu kappen, der ansonsten noch jahrelang, wenn nicht gar jahrzehntelang, in der Falle säße. Oh, die Königinnen wären eine Zeit lang brüskiert, aber in ein oder zwei Jahren würden sie schon einsehen, dass es besser war, wenn ein Kriegerprinz mit einer Frau zusammen war, die ihm das sein konnte, was er brauchte. Zwar würde er ein wenig unter den Anschuldigungen der Untreue zu leiden haben, doch mithilfe ihrer Familie würde sie zweifellos in der Lage sein, seinen Ruf wiederherzustellen.
Und dann würde er sie auf die Weise ansehen, wie er einst Jaenelle angesehen hatte.
4
Mal sehen, ob ich es verstehe«, sagte Jaenelle.
Surreal wandte sich von dem Fenster ab. Der graue Tag und der Schneeregen, der sämtliche Straßen in Schlammpfade
verwandeln würde, passten zu ihrer Stimmung. Doch sie gab sich alle Mühe, ihre verletzten Gefühle zu verbergen, als sie auf das Sofa zutrat, auf dem Jaenelle in ein Nachthemd und einen Morgenmantel gehüllt saß, die Beine unter einer Steppdecke ausgestreckt.
Sie sieht besser aus , dachte Surreal. Oh, natürlich noch lange nicht gesund und weiterhin schrecklich zerbrechlich, aber besser als noch vor ein paar Wochen, als Surreal zur Burg zurückgekehrt war, um über Winsol ein paar Tage mit der Familie zu verbringen.
»Du und Falonar habt beschlossen, getrennte Wege zu gehen«, sagte Jaenelle in einem nachsichtigen Tonfall, der sofort Misstrauen in Surreal hochsteigen ließ.
Sie zuckte mit den Schultern. »Es war ein einvernehmlicher Beschluss.« Dieser Bastard!
»Mhm. Also hast du deine Koffer gepackt …«
»Es war schließlich sein Horst«, unterbrach Surreal sie unwirsch. »Ich wollte ganz bestimmt nicht mehr dort wohnen.« Und ich wollte nicht mit ansehen, wie er Nurian auf eine Art und Weise den Hof macht, die er mir nie angedeihen lassen würde.
»… und hast Ebon Rih verlassen, ohne Lucivar Bescheid zu geben.«
»Der hätte Falonar nur an den Fersen aufgehängt« - oder an einem anderen, viel interessanteren Körperteil - »bevor er sich mit ihm unterhalten hätte.«
»Nein«, sagte Jaenelle, »er hätte auf Chaosti gewartet und dann hätte er Falonar an den Fersen aufgehängt.« Sie hielt inne. »Jedenfalls vielleicht an den Fersen.«
Womit sie nur bestätigte, dass es richtig gewesen war, Ebon Rih zu verlassen, bevor Lucivar Gelegenheit hatte, etwas zu bemerken. Als Kriegerprinz von Ebon Rih hätte Lucivar den Kriegerprinzen, der sein Stellvertreter war, nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst. Chaosti, der Kriegerprinz der Dea al Mon und mütterlicherseits mit ihr verwandt, wäre in seinem Umgang mit Falonar von dem Beschützerinstinkt und der Gewalttätigkeit getrieben worden, die Kriegerprinzen
zu solch gefährlichen Teilen der Gesellschaft des Blutes machten.
Es war ja solch ein Spaß, sich mit den männlichen Verwandten herumzuschlagen, die sie seit ihrer Ankunft in Kaeleer hinzugewonnen hatte!
»Und du hast die Burg durch einen Seiteneingang betreten, um Daemon nicht zu begegnen, der in seinem Arbeitszimmer sitzt und dich abgefangen hätte, noch bevor du die große Eingangshalle verlassen kannst.«
Surreals Misstrauen wuchs von Minute zu Minute, doch sie setzte alles
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