Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
herrschte.
Natürlich hätte nur ein selbstmörderischer Narr angedeutet, dass das Fehlen eines Ringes bedeutete, er sei nicht mehr wirklich Jaenelles Gefährte.
»Wie sehen deine Pläne aus?«, fragte Daemon leise. »Oder hast du dir darüber noch keine Gedanken gemacht?«
»Kennst du jemanden, der eine Kopfgeldjägerin brauchen könnte?«
Er verbiss sich ein Lachen. »In Kaeleer? Wohl kaum.«
Sie bemerkte seinen fragenden Blick. »Wenn ich seinen Tod wünschen würde, Sadi, würde Falonar längst nicht mehr atmen. Das weißt du ganz genau.«
Sein goldener Blick ruhte weiter auf ihr, während er einen Schluck Brandy trank. »Alles klar. Es überrascht mich sowieso, dass du es so lange mit ihm ausgehalten hast.«
Das verblüffte sie. »Wieso?«
»Zu viel von dieser eyrischen Arroganz.«
»Du hast einen Bruder, der sogar noch mehr eyrische Arroganz aufweist«, stellte sie fest.
»Willst du etwa mit ihm schlafen?«
»Lieber würde ich Würmer essen. Lebendige.« Bei der Vorstellung wurde ihr ein wenig übel, und sie trank einen großen Schluck Brandy. »Nicht, dass ich ihn nicht mögen würde«, fügte sie hinzu. »Vielleicht liebe ich ihn sogar auf eine schwesterliche Art und Weise … jedenfalls dann, wenn er nicht gerade stur wie ein Esel ist.«
»Hm, also ganze fünf Minuten im Monat.«
Sie grinste. »Alles in allem.« Das Grinsen verblasste. »Was ist mit euch?«
Er drehte das Glas zwischen den Händen und sah zu, wie der Brandy der Bewegung folgte. »Es geht so. Er ist mir gegenüber … misstrauisch. Daraus kann ich ihm keinen Vorwurf machen. Aber er ist da. Wenn ich ihn brauche, ist er da.«
Und du und Jaenelle?
»Tja«, sagte sie, »ich dachte mir, ich könnte eine Zeit lang in Amdarh verbringen, wenn du nichts dagegen hast, dass ich im Stadthaus wohne.«
»Es ist das Stadthaus der Familie. Und du gehörst zur Familie.« Er zögerte einen Moment. »Ich muss in ein paar Tagen nach Amdarh. Wenn du so lange wartest, können wir zusammen hinfahren. Ich habe in zwei Theatern eine feste Loge, falls du dir ein Stück ansehen möchtest - und ein bisschen Gesellschaft gebrauchen kannst.«
Ich glaube, du bist derjenige, der Gesellschaft gebrauchen kann. Verflucht, Sadi, was ist hier los?
»Schön.« Sie stellte das Brandyglas auf dem Ebenholzschreibtisch ab und streckte sich. »Ich sehe besser nach, was Graufang gerade anstellt. Er ist der wölfischen Ansicht, dass es mir große Freude bereitet, ihn abzutrocknen und zu striegeln, wenn er nass und schmutzig von draußen hereinkommt. Keine Ahnung, warum.«
»Er ist ein Mann. Auf diese Weise bekommt er seine Streicheleinheiten. Ist das so schwer zu verstehen?«
Die Worte waren leichtfertig dahingesagt, doch es schwang ein Unterton voll gequälter Sehnsucht mit.
Sie verließ das Arbeitszimmer, ohne zu wissen, was sie sagen sollte. Doch sie dachte den restlichen Tag immer wieder darüber nach. Und als sie in der Nacht die Zimmerdecke anstarrte, Graufang leise schnarchend neben sich, kam sie zu einem Entschluss.
Also gut, Sadi. Ich werde Frieden walten lassen, solange wir uns auf der Burg befinden. Aber sobald wir einmal in Amdarh sind … Die Angehörigen des Blutes in Terreille hatten allen Grund, dich den Sadisten zu nennen. Wenn ich mit dieser Seite deines Wesens tanzen muss, um herauszufinden, was im Namen der Hölle zwischen dir und Jaenelle nicht stimmt, dann werde ich es tun. Aber so oder so wirst du mit mir reden.
Und wenn sie nichts aus ihm herausbringen sollte, würden sich Resultate erzielen lassen, indem sie den Familienpatriarchen
wissen ließ, dass etwas zwischen Daemon und Jaenelle gewaltig schief lief. So oder so.
5
Eifersucht regte sich in Lektras Herz, als sie sah, wie Daemon der hübschen Frau in den Sitz neben dem seinen half. Er lud niemals jemanden ein, im Theater bei ihm zu sitzen. Niemals!
»Wer ist sie?«, fragte Lektra. Es kostete sie Mühe, beim Anblick von Daemon, der einer anderen Frau seine Aufmerksamkeit schenkte, das Gefühl zu unterdrücken, verraten worden zu sein. Er sollte sich andere Frauen vom Leibe halten, bis er mit ihr zusammen sein konnte.
Lord Braedon, der Krieger, der sich mit erfreulichem Eifer bereit erklärt hatte, sie an diesem Abend zu begleiten, sah quer durch den Theatersaal zu der Loge ihnen gegenüber. »Wer? Oh, das ist Sadis Cousine.«
Tavey, Lektras Cousin väterlicherseits, lachte in sich hinein und lehnte sich ein Stück vor, um an Roxie vorbeisehen zu können, die auf Lektras rechter
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