Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Seite saß. »Praktisch, nicht wahr?«
»Was willst du damit sagen?«, fuhr Lektra ihn an.
»Ich habe gehört, dass sie früher eine Hure war«, erwiderte Roxie geziert.
»Eine ziemlich teure, habe ich mir sagen lassen«, meinte Tavey. »Ob sie und Sadi wohl in einer geschäftlichen Beziehung standen, als die beiden noch in Terreille gelebt haben?«
»Ich möchte bezweifeln, dass sie viel gestanden haben«, sagte Braedon ausdruckslos.
Entsetzt starrte Lektra ihren Begleiter an. »Willst du damit sagen, Prinz Sadi und diese Frau haben früher …?«
Braedon zuckte mit den Schultern. »Möglicherweise ist sie tatsächlich irgendwie Teil der Familie SaDiablo. Aber wenn
ein Mann diskret vorgehen muss, um bestimmte … Bedürfnisse … erfüllt zu bekommen, würde es die Sache viel einfacher machen, wenn er eine so genannte Cousine besitzt, die mit ihm unter einem Dach leben kann, ohne dass es jemandem merkwürdig erscheinen würde.«
»Besonders eine erfahrene Cousine«, sagte Tavey und lachte erneut.
»Ihr macht euch beide lächerlich«, sagte Lektra, der einfiel, dass es ihre Aufgabe war, Daemon zu verteidigen.
»Trägt sie ein Armband?«, wollte Roxie wissen und zog dann die Schultern ein, als habe sie sich verplappert.
»Wer achtet schon auf ein Armband, wenn es so viel anderes gibt, worauf man achten kann?«, versetzte Tavey und deutete mit den Händen weibliche Rundungen an.
Lektra verbiss sich eine spitze Bemerkung über derlei obszöne Gesten in der Öffentlichkeit. Tavey war ein Krieger mit gelbem Juwel, der ihr treu ergeben war, was sie darüber hinwegtröstete, dass er ihm an Verstand mangelte. Abgesehen davon war seine mangelnde Diskretion allzu offensichtlich, weshalb keiner seiner Verträge je verlängert wurde, wenn es seiner Familie einmal gelungen war, ihn an einem Hof unterzubringen.
»Tja, also«, brachte Roxie zögernd hervor. »Ich habe mir sagen lassen, dass Prinz Sadi bei Banard ein Armband gekauft hat. Ein ›besonderes Geschenk für eine besondere Lady‹.«
»Ich dachte, es sei eine Brosche gewesen«, sagte Tavey mit gerunzelter Stirn.
»Da war eine Schauspielerin, die mit einer Brosche angegeben hat, die sie von einem heimlichen Verehrer geschickt bekommen hat«, sagte Braedon. Sein Blick wanderte von der Bühne zu Sadis Logenplatz und wieder zurück. »Ihr meint doch nicht etwa …«
»Nein, das meine ich ganz gewiss nicht«, erwiderte Lektra bestimmt. »Jeder weiß doch, dass Prinz Sadi Jaenelle Angelline voller Hingabe liebt.«
»Die man seit Monaten nicht mehr zu Gesicht bekommen hat«, murmelte Braedon.
»Ach, sei still«, sagte Lektra. »Das Schauspiel fängt in ein paar Minuten an. Ich freue mich schon sehr darauf.« Ihr Blick huschte zu der Loge gegenüber. »Ich freue mich sogar schon sehr darauf.«
Surreal sah zu, wie Daemon der Holzschatulle, die er herbeigerufen hatte, sobald sie Platz genommen hatten, zwei Gegenstände entnahm. Zuerst war sie nur ein wenig neugierig, dann stieg Besorgnis in ihr auf.
»Ist das ein Verworrenes Netz?«, fragte sie. Sie wusste, dass er eine Schwarze Witwe war. Beim Feuer der Hölle, sie hatte etliche Jahre mit ihm zusammengelebt, als er darum kämpfte, aus dem Verzerrten Reich zurückzukehren, und anschließend wieder seine Fertigkeiten in der Kunst üben musste.
»So ähnlich«, antwortete Daemon und ließ den Rahmen, der das Verworrene Netz hielt, an einer Stelle in der Luft schweben, wo ihn die übrigen Theaterbesucher nicht ohne weiteres sehen konnten. »Ich habe mit der Art Netz angefangen, die das Stundenglas benutzt, um Träume und Visionen zu erkennen, und habe es zu einem bestimmten Zweck abgewandelt.«
»Und der wäre?«
Er grinste, doch in seinen Augen lag eine Spur Verständnis dafür, dass sie die Frage gestellt hatte - und weshalb sie die Antwort misstrauisch abwartete. Daemon verkündete es kaum je, wenn er auf die Jagd gehen wollte, und sie hatte sich schon oft gefragt, wie viele der Angehörigen des Blutes, die er an den terreilleanischen Höfen umgebracht hatte, erst im letzten Augenblick erkannt hatten, was sie getötet hatte, wenn jene schwarze Macht sie durchzuckte und ihre eigene Kraft verbrannte.
»Mithilfe eines Zaubers, den ich entwickelt habe, und den ich durch das Netz kanalisiere, kann ich das Theaterstück in einem Kristall speichern, sodass man es sich noch einmal ansehen kann.«
»Wie die Kristalle, in denen sich Musik speichern lässt?«
Daemon nickte. »Aber hiermit lassen sich nicht nur
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