Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Töne speichern, sondern auch das, was man sehen kann.«
Surreal betrachtete das Netz und den Kristall erneut, diesmal mit großem Interesse. »Das ist genial! Aber … warum?«
Er zögerte. »Jaenelle ist immer noch zu schwach, um mit nach Amdarh zu kommen und sich eine Aufführung anzusehen … also bringe ich die Stücke zu ihr.«
Ein schrecklich sentimentales Gefühl stieg in ihr empor. Sie kämpfte es auf der Stelle nieder. »Hat sie Freude an den Stücken?«
Jetzt lächelte er gequält. »Das letzte Mal, als ich es versucht habe, hatte ich noch nicht sämtliche Feinheiten des Zaubers im Griff. Es gab eine … zeitliche Verzögerung … zwischen Bild und Ton. Die Worte waren erst hörbar, wenn der betreffende Schauspieler seinen Text längst gesprochen hatte. Sie fand es amüsant, aber nicht auf die Art und Weise, wie ich es geplant hatte.«
Surreal lachte. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Dieser Zauber funktioniert nicht von alleine. Zumindest noch nicht. Ich muss mich auf die Aufführung konzentrieren.«
Sie hörte den warnenden Unterton. »Das erklärt dann wohl, wieso du die Tür mit Schwarz verschlossen hast.« Und weshalb er ihr gesagt hatte, dass er es vorzog, alleine ins Theater zu gehen, als sie sich erkundigt hatte, ob er jemals andere in seine Loge bat. Sie hatte an Lucivars Ehefrau Marian gedacht, doch die Art, wie sich die Luft schlagartig abgekühlt hatte, als er ihr antwortete, ließ sie rätseln, wie viele Einladungen er regelmäßig auszuschlagen hatte, wenn er nach Amdarh kam.
Außerdem verriet es ihr, welch Privileg es war, dass er sie heute Abend eingeladen hatte. Und wie sehr er ihr vertraute, dass sie ihn tun lassen würde, wozu er hergekommen war.
Als die Lichter ausgingen, machte Daemon es sich bequem und konzentrierte sich auf die Bühne.
Das Stück war unterhaltsam, doch Surreal fand es interessanter, Daemon zu beobachten, obgleich auch sie den Blick auf die Bühne gerichtet hielt. Wie viel von dem Stück bekam er überhaupt mit, während er den Blick die ganze Zeit über auf die Mitte der Bühne gerichtet hielt, um das Ganze zu sehen, anstatt der Handlung zu folgen, wenn sie sich auf die eine oder andere Seite der Bühne verlagerte? Oder würde er selbst es erst richtig genießen, wenn er es Jaenelle vorspielte? Andererseits bezweifelte sie, dass seine Aufmerksamkeit dann dem Stück gelten würde.
Als sie ihm nach dem ersten Akt anbot, Erfrischungen zu holen, überraschte sie sein schnelles Einverständnis - bis sie sich einen Weg durch die Menschenmenge zu der runden Bar am anderen Seite des Theaterfoyers gebahnt und zwei Gläser Sekt bestellt hatte. Sie war von so vielen Frauen kühl gemustert worden, dass sie sich fragen musste, wie viele von ihnen wohl herauszufinden versuchten, wie innig Daemons Beziehung zu Jaenelle immer noch war.
Vom Standpunkt der anderen Frauen aus verstand sie das Interesse. Daemon war nicht mehr Jaenelles offizieller Gefährte. Nur wenige Menschen außerhalb der Familie und Jaenelles früherem Ersten Kreis wussten, dass er sich Jaenelle schon viele Jahre, bevor er ihr Gefährte wurde, mit Leib und Seele verschrieben hatte. Sie wussten nicht, was er getan - und erlitten - hatte, um zu versuchen, ein außergewöhnliches Kind zu retten, aus dem schließlich die mächtigste Königin in der Geschichte des Blutes werden sollte. Die anderen sahen lediglich einen schönen, sinnlichen Mann, der aus einer der mächtigsten und reichsten Familien in Kaeleer stammte, und der noch dazu ein Kriegerprinz mit schwarzem Juwel war.
Er wäre für jede Frau, die ihn für sich gewann, ein Hauptgewinn.
Die Vorstellung, eine andere Frau könnte versuchen, ihn Jaenelle abspenstig zu machen, ließ ihr einen Schauder über den Rücken laufen.
»Das ist ein hübsches Armband.«
Surreal sah den Krieger an, der sich neben sie gedrängt hatte, um auf seine Bestellung zu warten. »Danke.«
»Ist es ein Entwurf von Banard?«
Etwas an seinem Interesse kam ihr komisch vor, doch sie wusste selbst nicht, warum sie am liebsten seine Eingeweide auf dem Boden verteilt hätte. Also schob sie sich das lange schwarze Haar hinter eines ihrer leicht spitz zulaufenden Ohren - und sah, wie er die Augen überrascht aufriss, als ihm klar wurde, dass sie nicht nur von einem der langlebigen Völker abstammte.
»Nein«, sagte sie. »Es stammt von den Dea al Mon.«
Die Erwähnung der Kinder des Waldes schien ihn nervös zu machen - schließlich handelte es sich um ein Volk, das sein
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