Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
dass meine Gefühle dir gegenüber davon abhängen, wie du aussiehst! «
»Ach, tun sie das etwa nicht?«, fuhr Jaenelle ihn an. Ihre Stimme zitterte vor gekränktem Stolz. »Ich bin geheilt, aber du bringst es immer noch nicht über dich, mich zu berühren, kannst noch nicht einmal meine Hand halten …«
»Meinst du, das kommt daher, dass ich es nicht wollte?«, brüllte Daemon. »Ich kann dich nicht berühren!« Sein Atem stockte, was ihn selbst überraschte, als die Schuldgefühle aus ihm hervorbrachen, die er zu verdrängen versucht hatte. »Es hat mich beinahe um den Verstand gebracht, als ich feststellte, dass ich dich nicht berühren konnte, ohne dir wehzutun, egal, wie vorsichtig ich es tat. Selbst die leichteste Berührung meiner Finger hinterließ Blutergüsse auf deinen Armen und Händen, und wenn ich dir half, dich im Bett aufzusetzen, hattest du meine Handabdrücke in Form von dunklen blauen Flecken auf deinem Rücken und deinen Schultern. Jedes Mal, wenn ich dich berührt habe, tat ich dir weh und kostete dich Kraft, weil es wieder etwas Neues gab, das du heilen musstest.«
»Das ist nicht...« Jaenelle hielt inne. Dann seufzte sie. »Am Anfang war das tatsächlich so. Alles an mir war so … zerbrechlich … dass es nicht viel brauchte, um Schaden anzurichten. Aber ich bin genesen. Ich bin schon seit Monaten nicht mehr so zerbrechlich.«
Er hatte die Worte gehört, doch er wurde von seinem inneren Schmerz getrieben, Dinge zu sagen, die er nie hatte zugeben wollen. »Du hast gelitten. Jeden Augenblick, den du wach warst, bei jeder einzelnen Berührung … hast du gelitten.
« Er ertrug es noch immer nicht, daran zurückzudenken, wie schlimm es anfangs gewesen war, als sie von den heilenden Netzen emporgestiegen war. Wie hatten es Ladvarian, Kaelas und die übrigen verwandten Wesen, die sich um sie gekümmert hatten, nur ertragen, sie derart leiden zu sehen?
Tränen stiegen ihm in die Augen. »Ich kann verstehen, warum du mich nicht mehr in deinem Leben haben möchtest. Mein Schatz, ich verstehe es. Aber ich hatte gehofft, du könntest mir verzeihen.«
Jaenelles Zorn ließ nach, doch sie war immer noch gekränkt. »Was soll ich dir vergeben?«
»Du hast … wegen mir gelitten. Du bist zu früh von den heilenden Netzen emporgestiegen. Wegen mir.«
Ihr Entsetzen stand in ihren Augen zu lesen. »Daemon …«
Die Tränen ließen sich nicht länger aufhalten. Er unterdrückte ein Schluchzen. »Sie haben mir gesagt, dass du zurückkommen würdest, doch ich habe ihnen nicht geglaubt. Ich war unfähig, ihnen zu glauben. Ich wollte dich so sehr, brauchte dich so sehr … und du bist zu früh zurückgekommen. Wegen mir.«
»Das stimmt nicht. Die heilenden Netze hatten ihren Zweck erfüllt und …«
»Lügnerin.« Er wartete ab, doch sie widersprach ihm nicht. Sie konnte es nicht - und sie beide wussten es. »Du hättest länger in den heilenden Netzen bleiben und deinem Körper mehr Zeit geben können, um zu genesen. Doch du warst noch nie in der Lage, dich dem Hilferuf eines anderen Individuums zu verschließen, für das du etwas empfindest. Und ein schmerzerfüllter Ruf von mir?« Er schüttelte den Kopf. »Du hast unweigerlich auf diesen Ruf reagiert, und du hast den Preis für meine Zweifel bezahlt. Ich konnte nichts tun, um es wieder gutzumachen.«
»Daemon …«
»Möchtest du mich anlügen und mir erzählen, du hättest meinen Ruf unten im Abgrund nicht gehört?«, fragte er bitter.
Jaenelle ballte die Hände zu Fäusten. »Ja, ich habe dich gehört. Wie hätte ich dich nicht hören können? Du hast mich gebeten, angefleht. Ich konnte spüren, dass du dabei warst, an deinem Schmerz zu zerbrechen.«
»Also bist du zu früh von den heilenden Netzen emporgestiegen und musstest feststellen, dass dein Körper trotz des bereits absolvierten Heilungsprozesses kaum überlebensfähig war.«
»Ja, ich stieg zu früh empor - und dann gab es kein Zurück mehr. Danach musste die Heilung in meinem Innern stattfinden - und auf eine Art und Weise, die nur ich beherrsche. Aber es war nicht allein für dich, Daemon. Glaubst du, deine war die einzige Stimme, die nach mir rief, die mich anflehte, zurückzukommen? Deine war eine Stimme unter hunderten! Alle wollten sie, dass ich zurückkehrte. Ich konnte Lucivars und Saetans Sehnsucht spüren, die Trauer des Hexensabbats und die Angst der Jungs, dass das Schattenreich erneut zersplittern würde, wenn ich nicht da wäre, um alle miteinander zu verbinden. Und
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