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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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heben.
    Langsam rollte sie sich auf die Seite und schlug die Augen auf. Im düsteren Licht der frühen Morgendämmerung konnte sie erkennen, dass sie sich in einem Raum aufhielt, der ihr unbekannt war. Das Kissen unter ihrem Kopf und die Decke zeigten ihr, dass sie sich in einem Bett befand. Und ihre mentalen Sinne verrieten ihr, dass sie nicht allein war.
    Sie setzte sich aufrecht hin und schwang die Beine über die Bettkante. Im nächsten Augenblick fluchte sie innerlich, da das Bett sich um sie zu drehen schien. Anscheinend stand sie immer noch unter Drogen, was ihren Gleichgewichtssinn stark beeinträchtigte.
    Dann hörte sie das Knarren eines Stuhles. Eine große Gestalt bewegte sich auf einen Leuchter zu, der auf einem Tisch in der Nähe des Fensters stand. Surreal musste blinzeln, als die Kerzen plötzlich mithilfe der Kunst hell aufleuchteten.
    »Sie sagten, du würdest frühestens heute Nachmittag aufwachen«, sagte der Mann und grinste sie boshaft an. »Bin bloß froh, dass das nicht der Fall ist. Es war ziemlich langweilig, dir beim Schlafen zuzusehen.«

    Da ihr Rock bis zu den Oberschenkeln hochgeschoben war, ging sie davon aus, dass seine bisherige Selbstbeherrschung mehr damit zusammenhing, dass er seinen Schwanz nicht mit Mondblut beschmutzen wollte, als damit, nicht mit einer bewusstlosen Frau schlafen zu wollen.
    Sie kannte diese Sorte Mann. Sie hatte genug von ihnen gesehen, als sie noch als Kind in den schlimmsten Straßen einer terreilleanischen Stadt gelebt und sich als Hure verdungen hatte, um das Geld für eine Mahlzeit oder vielleicht ein Obdach zu verdienen.
    »Bloß damit du nicht auf dumme Gedanken kommst, Grünschnabel: Das Zimmer hier ist von einem saphirnen Schild umgeben, und an der Tür ist ein ebensolches Schloss. Also kommst du hier nicht raus, bevor ich es dir nicht gestatte.«
    Grünschnabel? Als sie noch in den Häusern des Roten Mondes in Terreille gearbeitet hatte, hatte sie nie verlauten lassen, dass sie Grau trug. Seit ihrer Ankunft in Kaeleer hatte sie zwar kein Geheimnis daraus gemacht, doch außer Jaenelles ehemaligem Ersten Kreis und den Bewohnern von Ebon Rih wussten nicht viele Angehörige des Blutes, dass sie dunklere Juwelen als ihr grünes Geburtsjuwel trug.
    Folglich waren dem Luder, das ihre Entführung eingefädelt hatte, vielleicht noch ein paar andere Einzelheiten über sie unbekannt.
    »Was … was weißt du von mir?«, fragte sie. Dass ihre Stimme zitterte, lag nur an den Drogen, die ihr Körper immer noch bekämpfte, doch es ließ sie verängstigt klingen, was ihr gerade recht war.
    »Ich weiß, dass du ein Luder mit grünem Juwel bist, das einer adeligen Lady Ärger gemacht hat. Sie hat mir eine großzügige Summe bezahlt, damit ich dafür sorge, dass du ihr keinen weiteren Schwierigkeiten mehr bereitest. Und ich habe mir sagen lassen, dass du eine teure Hure warst, die nur in den besten Häusern des Roten Mondes gearbeitet hat, bis du nach Kaeleer kamst und es dir gelungen ist, eine einflussreiche Familie zu überreden, dich aufzunehmen.« Er starrte
ihren Mund an und grinste lüstern. »Vielleicht hast du dich aber auch ganz spezieller Überredungskünste bedient, um sie davon zu überzeugen, dass es nützlich sein könnte, dich im Hause zu haben.«
    Bastard! Ihre Beine zitterten, als sie aufstand, doch bald schon hatte sie ihre Schwäche abgeschüttelt, als ihr Körper den Rest der Droge verbrannt hatte, die lediglich dazu bestimmt gewesen war, eine Hexe mit grünem Juwel zu betäuben.
    Sie ging auf ihn zu, wobei sie so tat, als wäre sie immer noch unsicher auf den Beinen. »Was willst du von mir?«
    Seine großen Pranken sausten auf ihre Schultern nieder, und er zog sie an sich. »Sei nett zu mir, dann bin ich auch nett zu dir.«
    »Ich kann sehr nett sein.« Sie machte sich bereit, ihren Dolch herbeizurufen und krümmte die rechte Hand dementsprechend. »Süßer? Es gibt da eine Sache, die deine Lady vergessen hat, dir zu sagen.«
    »Was denn?«, fragte er und grapschte mit einer Hand nach ihrer Brust.
    Der Dolch ruhte in ihrer Hand und landete zwischen seinen Rippen, bevor er wusste, wie ihm geschah. Er riss die Augen auf.
    Surreal zeigte lächelnd ihre Zähne. »Als Hure war ich nicht so erfolgreich wie als Kopfgeldjägerin.« Sie rammte ihm den Dolch bis ans Heft in den Oberkörper und traf sein Herz.
    Geräuschvoll schlug er auf dem Boden auf.
    Surreal zog die Klinge gewaltsam wieder hervor, wischte sie an seinem Hemd ab und ließ sie verschwinden.

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