Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
es theoretisch möglich, dass die Familie SaDiablo verärgert reagieren würde, wenn Surreal … bleibender Schaden … zugefügt wurde. Aber sie konnten schwerlich etwas dagegen haben, wenn sie die Beine für einen Mann mehr breit machte. Abgesehen davon, würde Tavey ja nicht für den Sex bezahlen .
»Schaffen wir sie fort«, sagte Lektra.
Roxie öffnete die Tür, lugte nach draußen und winkte ihr dann zu. Einen Augenblick später schlüpfte ein Krieger mit Saphir in das Zimmer.
Lektra mochte den Mann nicht. Ungehobelte Manieren, raues Temperament. Roxie hatte ihn irgendwo aufgegabelt, und die Belohnung, die man ihm versprochen hatte, war so hoch gewesen, dass er keine Bedenken geäußert hatte, eine Hexe gegen deren Willen zu »begleiten«.
»Bring sie in das Landhaus, wie wir es ausgemacht hatten, und behalte sie dort, bis du von mir hörst«, sagte Lektra.
»Ist stinklangweilig auf dem Land«, murmelte er mürrisch.
»Dir wird schon etwas zu deiner Unterhaltung einfallen«, erwiderte sie mit einem bedeutsamen Blick auf Surreal.
Er grinste anzüglich - und sie hoffte inständig, ihn nie wieder zu Gesicht zu bekommen. Sobald sie und Daemon einmal verheiratet waren, würde sie sich natürlich nie wieder Sorgen um Kerle wie ihn machen müssen.
Sie sah zu, wie er Surreal vom Boden hochzog. Kurz darauf verließ er das Zimmer. Er war in einen Sichtschutz gehüllt, damit niemand auf den Gedanken käme, ihn zu fragen, was er auf einem Adelsfest zu suchen hatte - oder warum er eine Frau über der Schulter trug.
»Wir verschwinden besser«, sagte Lektra. »Hast du Tavey gesehen?«
»Nicht seit dem frühen Abend, als er den Ballsaal verlassen hat«, antwortete Roxie.
Tavey hätte längst zurückkehren sollen, um ihr von Daemons Reaktion auf ihre Unterhaltung zu berichten. Sie hatte gesehen, wie ihr wunderschöner Liebster das blasse Luder vom Fest getragen hatte. Das hatte ihr gar nicht gefallen. Er hätte seinen Bruder bitten sollen, sie nach Hause zu bringen. Aber egal. Daemon würde sich nicht viel länger um Jaenelle Angelline kümmern müssen.
»Wenn wir ihm nicht auf dem Weg nach draußen begegnen, wird Tavey wohl alleine nach Hause finden müssen«, sagte Lektra.
Roxie hielt sich unauffällig im Hintergrund, während Lektra auf dem Weg zur Eingangstür in den Ballsaal schlüpfte. Sie legte Wert darauf, gesehen zu werden, wie sie sich mit Lady Zhara unterhielt, die erst spät auf dem Fest erschienen war. Auf diese Weise mussten Roxie und sie auch nicht an Lucivar Yaslana vorbeigehen, der Roxie vielleicht trotz des Illusionszaubers anhand ihrer mentalen Signatur erkannt hätte.
Sobald er seinen Platz an der Eingangstür verlassen hatte, eilten sie nach draußen und machten sich auf den Heimweg.
Leise fluchend ging Lucivar auf die Damentoilette zu. Beim Feuer der Hölle! Wie lange brauchte eine Frau zum Pinkeln?
Er stieß die Tür mit Gewalt auf und betrat den Vorraum. Es war ihm egal, ob er eine Frau zu Gesicht bekäme, die sich gerade ihr Höschen hochzog. Doch der Vorraum war leer, und die Toiletten waren ebenfalls nicht besetzt.
Zur Hölle mit ihr. Wo war …
Als er sich abwenden wollte, entdeckte er das Glas auf dem Boden in der Nähe der gepolsterten Sitzbank. Der Großteil der Flüssigkeit war in den Teppich gesickert, doch die paar Tropfen, die noch in dem Glas übrig waren, reichten aus.
*Surreal!* Er kochte vor Wut. * Surreal! *
Keine Antwort. Nicht einmal ein gereiztes Flackern, das ihm dabei hätte helfen können, zumindest eine Richtung zu erahnen.
*Rainier.*
*Yaslana?*
*Hast du Surreal gesehen?*
*Nicht, seitdem ich vorhin mit ihr getanzt habe. Gibt es ein Problem?*
*Das weiß ich noch nicht so genau. Sieh zu, ob du sie finden kannst. Ich gehe nach draußen und suche dort nach ihr.*
Rainier zögerte. *Wirst du Prinz Sadi benachrichtigen?*
Jetzt war es an Lucivar zu zögern. *Nein. Noch nicht.*
Er verließ das Fest und flog stundenlang über Amdarh. Auf der Suche. Auf der Jagd. Nach ihr rufend.
Keine Antwort. Keine Chance, sie zu finden.
Als die Morgendämmerung anbrach, flog er zum Stadthaus der Familie zurück. Daemon kannte Surreal besser als sie alle zusammen. Es war an der Zeit, ihn an der Jagd zu beteiligen.
13
Ohnmächtiges Wutgeschrei, das verdächtig nach Lucivar klang, wenn er schlecht gelaunt war, dröhnte in Surreals Geist und ließ sie jäh aufwachen. In ihrem Kopf hämmerte es, und ihr war übel. Beide Umstände waren nicht dazu angetan, ihre Stimmung zu
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