Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
überbrückten endlich die Kluft, die immer noch zwischen ihnen bestanden hatte, und ließen die alten Wunden restlos heilen.
»Danke«, sagte Daemon mit belegter Stimme.
Lucivar streckte seinen Arm über den Tisch. Daemon ergriff die Hand seines Bruders. Sie sagten beide nichts. Das war auch nicht nötig.
Schließlich lehnte Daemon sich widerwillig zurück. »Ich möchte, dass du Jaenelle zur Burg bringst. Ich werde Vater bitten, zur Burg zu reisen, damit du frei bist, falls es mehr als ein Schlachtfeld geben sollte. Ich glaube zwar nicht, dass es dazu kommen wird, aber …«
Lucivar nickte. »Ich werde mit Marian bitten, Jaenelle auf der Burg Gesellschaft zu leisten.« Er hielt einen Herzschlag lang inne. »Was ist mit Surreal?«
»Ich werde Surreal finden.«
Lucivar stieß sich vom Tisch ab. »Dann lass uns die Sache erledigen.«
Daemon wartete, bis Lucivar und Jaenelle zur Burg aufgebrochen waren, bevor er versuchte, Kontakt zu Surreal aufzunehmen. Die Dienstboten hatten den Frühstückstisch abgeräumt und ihm eine frische Tasse und eine weitere Kaffeekanne gebracht.
Während er sich Kaffee einschenkte, sandte er einen Ruf einen mentalen Faden entlang, der auf einen Geist abzielte, der ihm nur allzu vertraut war. *Surreal?*
*Was?*
Der mürrische Tonfall ließ ihn erleichtert lächeln. *Ist bei dir alles in Ordnung?*
*Mir geht es … gut.*
*Wo bist du?*
*In einem Landhaus. Wahrscheinlich nicht allzu weit von Amdarh entfernt.*
*Bist du sicher, dass es dir gut geht? Du klingst atemlos.*
*Verflucht noch mal … die Axt … ist stumpf.*
Daemon hob eine Braue. *Will ich wissen, was du mit einer Axt treibst?*
*Hast du schon gefrühstückt?*
*Ich habe Toast gegessen.*
*Dann willst du es lieber nicht wissen.*
Er trank einen Schluck Kaffee und überlegte, wie er am besten auf ihre Worte reagieren sollte.
*In ein paar Stunden habe ich vielleicht ein paar Informationen für dich*, sagte Surreal.
*Ich weiß, wer hinter den Gerüchten steckt.*
*Tja … Mist.* Eine Pause. *Ich schätze, ich bringe das hier trotzdem zu Ende.*
*Brauchst du Hilfe?*
*Brauchst du welche?*
*Nein.*
*Dann kümmere ich mich um meine Angelegenheiten, und du dich um deine. Ich werde am späten Abend nach Amdarh zurückkehren.*
Daemon trank einen letzten Schluck Kaffee und verließ dann das Esszimmer. Da Surreal keine Hilfe benötigte, würde er sich seiner nächsten Aufgabe widmen.
Nachdem Saetan und er sich in bequemen Sesseln in einem der kleineren Salons des Bergfrieds niedergelassen hatten, kam Daemon auf sein Anliegen zu sprechen.
»Ich muss mich um eine Sache in Amdarh kümmern und würde es sehr zu schätzen wissen, wenn du auf der Burg
bleiben könntest, bis diese Angelegenheit erledigt ist - oder zumindest einen Teil der Zeit.«
»Um Jaenelle zu beschützen?«, fragte Saetan gelassen.
Daemon nickte.
»Was ist mit Lucivar?«
»Er wird auch dort sein. Kaelas und Ladvarian ebenfalls. Aber …«
»Aber?«
Daemon blickte seinem Vater in die goldenen Augen. »Sie sind nicht du.«
Saetan neigte den Kopf. »Verstehe.«
Keine Fragen bezüglich der Angelegenheit, die er zu regeln hatte. Keine Bemerkung, weswegen eine arcerianische Katze und ein eyrischer Kriegerprinz keinen ausreichenden Schutz darstellten. Es war nicht nötig. Schließlich war er der Spiegel seines Vaters.
»Sonst noch etwas?«
Daemon zögerte. Wen konnte er sonst bitten? »Ich … Da ist etwas, das ich Jaenelle sagen wollte … in der Alten Sprache. Aber es lief nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte.«
Saetan hob eine Braue. »Was hast du ihr gesagt?«
Nach kurzem Zögern wiederholte Daemon die Worte, die er auf dem Fest gesagt hatte.
»Ich esse Kuhfladen?« Saetan brach in schallendes Gelächter aus.
Es blieb Daemon nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis der Lachkrampf seines Vaters nachgelassen hatte. Also wartete er. Und wartete. Und wartete.
Schließlich seufzte er. Es hätte schlimmer kommen können. Immerhin hatten sie keine Zeugen. Denn was auch immer man von ihm halten mochte, er wollte sich nicht nachsagen lassen, dass er den Höllenfürsten so weit gebracht hatte, dass er sich vor Lachen beinahe in die Hose gemacht hätte.
»Es tut mir Leid«, stieß Saetan keuchend hervor. Er rief ein Taschentuch herbei und wischte sich über die Augen. »Ich kann mir gut vorstellen, wie sie darauf reagiert hat.«
»Da bin ich mir ganz sicher«, erwiderte Daemon trocken.
Mühsam gewann Saetan seine Selbstbeherrschung
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