Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
das uns weiterhilft.«
Lucivar schüttelte den Kopf. »Daemon ist eventuell schon im Besitz sämtlicher Informationen, die er benötigt.«
Mist. Sie konnte sich nur allzu gut vorstellen, was das bedeutete! »Ich gehe mich eben frisch machen. Treffen wir uns an der Eingangstür. Ich glaube, ich würde lieber draußen auf die Kutsche warten.«
Er ging in den Ballsaal zurück, um mit Rainier zu sprechen, und sie machte sich auf dem Weg zu einem der Badezimmer. Sie sehnte sich danach, ein paar Augenblicke allein zu sein.
Nachdem sie sich frisch gemacht hatte, setzte sie sich auf eine der gepolsterten Bänke im Vorraum und schloss die Augen.
»Alles in Ordnung?«
Verflucht! Sie musste müder sein, als sie gedacht hatte. Sie hatte die andere Frau noch nicht einmal hereinkommen hören.
Surreal öffnete die Augen und betrachtete die Frau, die nicht weit entfernt von ihr stand und besorgt aussah. Das Gesicht kam ihr irgendwie bekannt vor, doch sie war sich sicher, dass sie der anderen Hexe noch nie zuvor begegnet war. Ebenso sicher war sie sich, dass etwas mit der Frau nicht ganz stimmte … Etwas, das sie nervös machte. So sehr, dass sie am liebsten ihr Messer herbeigerufen hätte.
Surreal lächelte und rümpfte die Nase. »Bloß Krämpfe«, log sie. »Manchmal sind sie richtig schlimm.«
»Ich kenne das. Warte, ich hole dir etwas zu trinken.«
»Nein, ist schon gut.« Sie wollte aufstehen und gehen.
»Es macht mir keine Umstände. Wirklich nicht.«
Unterdrückte Erregung in der Stimme. Fieberhaft glänzende Augen.
Die Hexe öffnete die Tür und flüsterte jemandem draußen etwas zu. Dann schloss sie die Tür wieder und lehnte sich dagegen.
Miststück. Surreal hätte darauf gewettet, dass sie soeben der Quelle von Daemons Problemen begegnet war, doch angesichts Daemons Laune und Lucivars Sorge wegen Daemons Laune, wollte sie lieber ganz sichergehen, bevor sie einem von beiden etwas sagte. Außerdem war da immer noch die Frage, weshalb jemand töricht genug war, einen Kriegerprinzen herauszufordern, der Schwarz trug.
Kurz darauf klopfte es an der Tür. Die Hexe machte auf, und eine andere dhemlanische Hexe, die Surreal nicht kannte, schlüpfte in das Zimmer. Sie hielt ein Glas in der Hand.
Die gleiche unterdrückte Erregung. Der gleiche fieberhafte Glanz in den Augen.
Die erste Hexe ließ sich das Glas von ihrer Begleiterin geben und reichte es Surreal. »Trink das. Danach wird es dir gleich besser gehen.«
Ja, klar. Krämpfe sind kein Problem mehr, wenn man erst einmal tot ist , dachte Surreal. Sobald die andere Frau das Glas losließ, überprüfte sie mithilfe der Kunst die Flüssigkeit wie auch das Glas selbst. Kein Gift. Doch da war etwas in dem Sekt. Sie konnte die Droge nicht einordnen, doch sie konnte
sie erspüren. Wahrscheinlich sollte sie eine Zeit lang das Bewusstsein verlieren. Aber warum?
Es war offensichtlich. Sie wollten sie aus irgendeinem Grund aus dem Weg haben. Außerdem wäre es natürlich nicht schwierig, sie umzubringen, wenn sie ohnmächtig war.
Sollte sie sich weigern, zu trinken und die beiden Luder auf diese Weise misstrauisch machen - vielleicht sogar so nervös, dass sie die Flucht ergriffen - oder sollte sie in der Hoffnung trinken, dass sie damit keine große Dummheit beging? Denn wenn sie sie tatsächlich ermorden sollten, würde Lucivar ihr bei der Verwandlung in eine Dämonentote helfen, nur um sie dann die nächsten zehn Jahre anzubrüllen, und der Höllenfürst … Saetan wäre ja so wütend!
Sie musterte die beiden Frauen. In den Augen der Hexe, die sich als Erste an sie herangemacht hatte, lauerte bereits ein Funke Argwohn. Also trank Surreal einen Schluck. Auf diese Weise würde sie hoffentlich herausfinden, worum es sich bei der Droge handelte, ohne gleich außer Gefecht gesetzt zu werden.
Doch Surreal hatte sich verkalkuliert. Schon nach dem einen Schluck begann sich das Zimmer so schnell um sie zu drehen, dass ihr übel wurde. Ihre Finger waren taub. Das Glas fiel zu Boden. Auf einmal wurde es schwarz um sie.
Sie versuchte, Lucivar über einen mentalen Faden zu erreichen, aber selbst dazu war sie nicht mehr fähig.
»Ach, Mist«, murmelte sie, bevor sie von der Bank fiel.
Lektra widerstand nur mit Mühe der Versuchung, ihrer Rivalin einen heftigen Tritt in die Rippen zu versetzen. Oder ins Gesicht. Doch sie hatte Tavey versprochen, dass er die Hure eine Zeit lang haben könne. Also wäre es ungerecht, das Luder schon vorher zu beschädigen. Außerdem war
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