Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
auf die Wange. »Wenn es dich glücklich macht.«
»Was ist mit dir, Hexenkind?« Er sah ihr in die Augen. Immer noch wunderschön, immer noch uralt. Doch er wurde das Gefühl nicht los, dass er sie auf irgendeine Art und Weise enttäuscht hatte. »Bist du glücklich?« Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nicht von dem Illusionszauber sprach.
»Ich habe nichts verloren, dessen Verlust ich bereue«, sagte Hexe leise. »Ich bin, was ich sein möchte.«
Er sah ihr nach, wie sie das Zimmer verließ. Unter ihren Worten lag eine Botschaft, etwas, das er begreifen sollte, ohne dass sie es ihm direkt sagen wollte.
Er drehte sich zu dem Tisch um und stellte ihre Rosenbüsche beiseite. Wenn er dieses eine Rätsel löste, würde es ihm vielleicht dabei helfen, einem anderen auf die Spur zu kommen.
»Störe ich? Ich kann später wiederkommen.«
Eine unergiebige Stunde hatte ihn alles andere als fröhlich gestimmt, doch er zwang sich, Marian, die im Türrahmen verharrte, ein Lächeln zu schenken. »Ja, du störst mich, und ich bin dir dankbar dafür.«
Sie kam auf den Tisch zu. »Oh je, ist es so schlimm?« Sie betrachtete den dunklen, unförmigen Klumpen, der sich aus der Schüssel erhob und zuckte leicht zusammen. »Ich schätze mal, das ist es.« Sie zögerte. »Hat Jaenelle das gemacht?«
»Nein, Jaenelle hat die da gemacht.« Saetan deutete auf die Rosenbüsche.
Marian eilte mit offenem Mund um den Tisch, um sich die Rosenbüsche genauer ansehen zu können. »Oh, wie schön sie sind! Wenn man ein wenig Rosenöl am Rand der Schüssel verteilen würde, würden sie täuschend echt wirken, solange man sie nicht berührt.« Sie musterte die Rosenbüsche. »Ich frage mich, wie lange der Zauber anhält.«
»Warum?«
»Na, wenn der Zauber eine Weile hielte, könnte man ein
Zimmer mit diesen Illusionen schmücken und einen Rosenbusch in einem Zimmer haben, in den kein riesiger Topf mit einer echten Pflanze passt - oder man könnte sogar Rosen in einem Klima gedeihen lassen, in dem echte Blumen eingehen.«
In seinem Lächeln lagen echte Herzlichkeit und väterliche Liebe. Jaenelle, der lebende Mythos, konnte solch eine Illusion erschaffen, doch Marian, die praktisch veranlagte Haushexe, wusste gleich, was sich damit anfangen ließ.
Marian ging weiter um den Tisch herum und blieb neben ihm stehen. »Was also ist das hier?«
Beide blickten auf den unförmigen Klumpen in der Schüssel.
Saetan seufzte. »Mein Versuch, die Illusion nachzumachen.« Da kam ihm eine Idee, und er betrachtete Marian. »Hast du im Moment etwas zu tun?«
»Nein«, sagte sie argwöhnisch.
»Würdest du mir bei einem Experiment helfen? Morghann brauchen wir ebenfalls.«
»Na gut, ich gebe ihr Bescheid.«
Er stellte seinen fehlgeschlagenen Zauber beiseite und rief eine weitere Schüssel herbei. Dann stellte er sicher, dass die beiden Hexen alles hatten, was sie benötigten. Seine Vorbereitungen waren bereits abgeschlossen, als Morghann kurz darauf in den Arbeitsraum eilte.
»Aber wir wissen nicht, wie Jaenelle diesen Illusionszauber erschaffen hat«, sagte Morghann, nachdem er erklärt hatte, was er von ihnen wollte.
»Ich weiß, wie sie es gemacht hat«, sagte Saetan. »Ich werde es euch Schritt für Schritt erklären, aber ich möchte, dass ihr beiden den Zauber erschafft.«
Morghann und Marian verstanden ihn zwar nicht, doch sie folgten seinen Anweisungen. Morghann benutzte ihr grünes Juwel, während Marian zwischen ihrem rosafarbenen Geburtsjuwel und Purpur hin- und herwechselte.
Als die letzte Zutat zugefügt und der letzte Teil des Zaubers heraufbeschworen waren, lachten die beiden Frauen begeistert
angesichts des Rosenbusches, der sich aus der Schüssel erhob. Die Illusion war nicht so groß wie diejenigen, die Jaenelle erschaffen hatte, und sie täuschte das Auge nicht ganz so gut, aber der Zauber wirkte.
Saetan war sich nicht sicher, ob ihn das freuen oder ihm Angst einjagen sollte.
»Was genau hast du nun also herausfinden wollen, Saetan?«, erkundigte sich Morghann.
»Ihr beiden könnt den Illusionszauber nachahmen, den Jaenelle erschaffen hat«, sagte er leise. »Ich nicht.«
Marian runzelte die Stirn. »Aber … du bist stärker als wir. Warum gelingt es dir nicht?«
»Weil ich Schwarz trage, und Rot mein Geburtsjuwel ist.« Er betrachtete ihre Illusion. »Die Kunst lässt sich nicht verwässern. Ich habe nicht nur einen größeren Vorrat an Macht als jemand, der ein helleres Juwel trägt, meine Macht ist
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