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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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wie es dir geht.«
    Dann war sie fort, und Marian sah sich einem Mann gegenüber, der, selbst wenn er nichts tat, hundert Mal gefährlicher war als die fünf Krieger, die versucht hatten, sie umzubringen.
    »Warum setzt du dich nicht?« Lucivar wies mit einer Kopfbewegung auf einen der acht Stühle, die um einen großen Kiefernholztisch standen.
    Da Marian nicht wusste, was sie sonst tun sollte, zog sie den Stuhl hervor und ließ sich darauf nieder.
    »Möchtest du einen Kaffee?«, wollte er wissen.
    Sie nickte, wandte aber den Blick nicht von dem Tisch ab. Als er eine weiße Tasse vor sie hinstellte, zuckte sie zusammen, doch er trat so weit zurück, dass sie zumindest wieder atmen konnte.
    »Hat meine Schwester dir schon etwas auf dem Weg hierher erklärt?«
    Überrascht blickte Marian auf. »Schwester?« Luthvian hatte nie von einer Tochter gesprochen.
    »Jaenelle«, sagte Lucivar. »Sie ist meine Schwester.«
    Das hätte ihr ein Trost sein sollen, war es aber nicht. Doch es gab eine Sache, die sie unbedingt in Erfahrung bringen musste. »Lebt hier sonst noch jemand?«
    »Tassle lebt bei mir. Er ist …«

    Da hörte sie das Geräusch von Krallen auf dem Steinboden, und ein paar Sekunden später erschien ein zotteliger Kopf in dem Türbogen. Yaslana hielt sich einen wilden Wolf als Haustier ?
    Der Wolf kam langsam näher. Er wedelte leicht mit dem Schwanz, während er ihre Hand beschnupperte. Sie bewegte sich nicht, wagte nicht, auch nur zu zucken, als er näher trat, um ihre Füße und Beine zu beschnüffeln. Nun wedelte er stärker mit dem Schwanz. Doch sie fuhr zusammen, als er ihr mit einem Mal die Schnauze zwischen die Beine schob. Da sprang Yaslana vor, packte den Wolf im Genick und zog ihn fort.
    »Raus mit dir, Tassle!« Lucivars Stimme klang zwar ruhig, gebot jedoch gleichzeitig absoluten Gehorsam.
    Mit einem Winseln verließ der Wolf die Küche.
    Lucivar trat beiseite, sodass er nicht mehr in der Küche, sondern im Türbogen stand. »Ruh dich ein paar Minuten aus und trink deinen Kaffee zu Ende. Danach zeige ich dir dein Zimmer.« Er ging, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Das war auch gut so. Sie war sich nicht sicher, ob sie eine Antwort zustande gebracht hätte. Ihre Hände zitterten, als sie die Tasse an den Mund führte und einen großen Schluck trank …
    Sie erschauderte. Er hatte gesagt, dass das Kaffee war. Sie war sich nicht sicher, um was es sich bei dem Zeug handelte, aber bestimmt nicht um Kaffee! Zumindest hoffte sie das. Sie stellte die Tasse zurück auf den Tisch und vergrub das Gesicht in den Händen. Jetzt war sie ganz alleine mit einem Kriegerprinzen, der Schwarzgrau trug, und einem Wolf. Süße Dunkelheit, was sollte sie nur tun?
     
    Lucivar schritt über den steinigen Boden, da er den Drang verspürte, sich so weit wie möglich von der zitternden Hexe in seiner Küche zu entfernen. Tassle tänzelte neben ihm, ein Knäuel pelziger Aufregung.
    *Können wir sie behalten, Yas?*, fragte Tassle. *Sie kann doch das Weibchen in unserem Rudel sein.*

    Da Lucivar nicht glaubte, dass Marian Teil ihres »Rudels« sein wollte, beantwortete er die Frage mit einer Gegenfrage: »Was sollte das ganze Schwanzgewedele?«
    *Ladvarian sagt, Hunde wedeln mit dem Schwanz, um Menschen zu zeigen, dass sie ihre Freunde sein wollen.*
    Ladvarian war ein Sceltiekrieger, den Jaenelle als Welpen mit auf die Burg gebracht hatte. Da Hunde über mehr Erfahrung im Zusammenleben mit Menschen verfügten, betrachteten die wilden verwandten Wesen, die zu Jaenelles Hofstaat gehörten, Ladvarian als Experten, was menschliches Verhalten betraf.
    Ebenso ließen sie sich gerne von ihm über die verwirrenden Dinge aufklären, die Menschen taten.
    *Also habe ich mit dem Schwanz gewedelt*, fuhr Tassle glückselig fort. *Ich will mit ihr befreundet sein. Ich mag ihren Geruch.*
    Lucivar blieb wie angewurzelt stehen. Dies war eine Aussage, die er nicht einfach übergehen durfte … egal, wie gerne er es getan hätte. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und stieß ein Seufzen aus. »Tassle … schnuppere nicht zwischen ihren Beinen.«
    *Aber … Yas …*
    »Ich weiß, dass das unter Wölfen völlig in Ordnung ist, aber bei Menschenweibchen darfst du es nicht machen. Sie fangen dann an zu knurren.«
    *Aber …*
    »Nein, Tassle!«
    Tassle ließ den Kopf hängen und blickte voll Kummer zu Lucivar empor. *Würde sie dich auch anknurren, wenn du zwischen ihren Beinen schnupperst?*
    Das Bild stieg vor seinem geistigen Auge auf, bevor

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