Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
er es verhindern konnte. Marian, die in der Küche saß. Er auf den Knien vor ihr, die Arme um ihre Taille geschlungen, das Gesicht zwischen ihre Schenkel gepresst. Er atmete tief ein, während ihr Duft nicht mehr nur warm und ruhig war, sondern eine heiße, erregte Note annahm.
Lucivar wandte sich von Tassle ab. Er wusste nicht, ob er
sich selbst verfluchen sollte oder Marian, oder Jaenelle, oder den Wolf, weil er die Frage gestellt hatte.
Denn das war genau die Frage, nicht wahr? Sobald er Marian erblickt hatte, hatte sich Interesse in ihm geregt, das jäh in Verlangen umgeschlagen war. Wenn er ihr auf irgendeine andere Art und Weise begegnet wäre, hätte er offiziell seinen Anspruch bei ihr angemeldet. So wollte es das Protokoll. Das war erlaubt.
Kriegerprinzen waren nicht wie andere Männer. Sie waren voller Leidenschaft, gewalttätig, und wenn sie eine Frau begehrten, grenzte ihr Begehren an Gewalt. Außerdem waren sie aggressiver auf ihr Revier bedacht als andere Männer. Und wenn eine Frau das sexuelle Interesse eines Kriegerprinzen erregte, wurde er auf ganz einfache Art mit potenziellen Rivalen fertig: Er brachte sie um.
Da diese tödliche Reaktion Teil ihrer Natur war, hatten die Angehörigen des Blutes schon vor langer Zeit ein Protokoll erschaffen, um anderen Männern eine Überlebenschance einzuräumen. Wenn ein Kriegerprinz Interesse an einer Frau an den Tag legte, zogen sich die anderen Männer zurück und lie ßen ihm Zeit, damit er sie kennen lernte - und sie ihn. Auf diese Weise konnte sie entscheiden, ob sie wollte, dass dieses gefährliche Temperament und dieses fordernde sexuelle Verlangen allein auf sie gerichtet waren. Denn der Kriegerprinz würde sich einzig und allein auf sie konzentrieren. Doch die Wahl lag bei ihr. Sobald sie genug Zeit mit ihm verbracht hatte, um eine Entscheidung zu fällen, nahm sie ihn sich entweder zum Liebhaber … oder bat ihn zu gehen. Und wenn sie ihn zu gehen bat, erhob er keinerlei Widerspruch und versuchte auch nicht, sie zu überreden - er musste das Feld räumen. Das war ebenfalls Teil des Protokolls.
Doch er konnte nicht einmal dem Protokoll folgen, weil sie seine verfluchte Haushälterin war! Sie konnte mit gutem Recht von ihm erwarten, dass er sie vor jedem Mann beschützte, der ihr ungebetenerweise sexuell nachstellte - seine eigenen Nachstellungen eingeschlossen!
Aber … Beim Feuer der Hölle, sie machte es ihm auch in
anderer Hinsicht nicht einfach. Ihre Angst erregte seinen Zorn, weil er sie instinktiv verteidigen und beschützen wollte - und weil er vernichten wollte, was immer ihr Furcht einflößte. Doch das konnte er nicht, weil er die Quelle ihrer Angst war. Und unter dieser Angst spürte er eine warme, ruhige Kraft, die ihn faszinierte und erregte, so dass er sie am liebsten an sich gerissen hätte, um ihre mentale Signatur wie auch den Geruch ihres Körpers in sich aufzusaugen. Oh, in den letzten drei Jahren hatte ihn die eine oder andere Frau nicht ganz kalt gelassen, und gelegentlich war der Hunger in seinem Inneren grimmig gewesen - doch nie stark genug, als dass er nachgegeben oder die Wut und die Verbitterung vergessen hätte, die den Großteil seiner sexuellen Erfahrungen trübten. Deshalb war es ihm nicht schwer gefallen, jene Frauen links liegen zu lassen und den Hunger zu bezähmen. Bis Marian in seine Küche spaziert war. Jetzt begehrte er und war sich nicht sicher, ob er jenen Hunger länger im Zaum halten konnte.
Lucivar blickte in Richtung des Horstes. Vielleicht würde sich Marians Furcht ein wenig legen, sobald sie sich im Zimmer der Haushälterin befand. Vielleicht würde sie sich so weit legen, dass sie bei ihm bleiben würde, obgleich er nicht zu sagen vermochte, ob er ihr Bleiben als Qual oder Segen betrachten sollte.
Er seufzte und drehte sich zu Tassle um. »Ich werde ihr zeigen, wo sie die Nacht verbringen wird. Bleib du hier. Ich glaube nicht, dass sie im Moment mit mehr als einem Mann fertig wird.«
Tassle winselte zwar kläglich, folgte Lucivar aber nicht, als er zum Horst zurückging.
Sie war immer noch in der Küche, und ihre Augen glänzten ängstlich.
»Ich zeige dir dein Zimmer.« Seine Stimme war so gelassen wie möglich, doch es schwang ein leises wütendes Knurren mit, das eine Reaktion auf ihre Panik war.
Wortlos folgte sie ihm zu einem Zimmer, das sich von seinem Schlafgemach aus auf der anderen Seite des Horstes befand.
Sie erschauderte, als er die Tür öffnete, und ihr klar wurde, dass sie an
Weitere Kostenlose Bücher