Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Marian sich selbst, während sie sich in dem zweistöckigen Gebäude umsah, das mit Möbeln voll gestopft war.
»Erklär mir doch gleich noch einmal, warum ich hier bin«, wollte der Mann neben ihr wissen.
Jaenelle warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Weil du ein Mann bist.«
»Und dafür werde ich bestraft, weil …?«
»Weil du Lucivars Vater bist.«
Er seufzte. »Ich dachte mir schon, dass du das sagen würdest.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Lucivar wollte seine Möbel selbst aussuchen. Das hat er mir gegenüber geäußert. Mehrfach.«
Jaenelle drehte sich zu ihm um. »Das mag er dir gegenüber
geäußert haben, aber er hat seine Meinung eben geändert. Ich soll seine Einkäufe für ihn erledigen und habe euch beide ausgewählt, mir zu helfen.« Sie schenkte ihren beiden Gehilfen ein Lächeln, das nicht im Geringsten beruhigend war.
Marian warf dem Mann einen Seitenblick zu, um zu sehen, wie er auf Jaenelles Antwort reagieren würde. Lucivars Vater. Saetan Daemon SaDiablo. So hatte Jaenelle ihn vorgestellt, als sie alle für die Reise nach Nharkhava in der Kutsche Platz genommen hatten. Sie wusste nur, dass er der Haushofmeister des Dunklen Hofes am Schwarzen Askavi war, weil Luci - Prinz Yaslana es einmal ihr gegenüber erwähnt hatte. Dass er der Haushofmeister der mächtigsten Königin in ganz Kaeleer war, machte ihn zu einem sehr einflussreichen Mann. Und doch stand er nun hier und half seiner Tochter dabei, Möbelstücke für seinen Sohn zu kaufen.
Natürlich war seine Tochter die Königin des Schwarzen Askavi, und sein Sohn war der Kriegerprinz von Ebon Rih. Trotzdem …
Was sie wieder zu der Frage brachte, warum sie, eine Haushexe mit purpurnem Juwel, mit ihnen hier war. Die beiden waren doch gewiss nicht an der Meinung von Prinz Yaslanas Haushälterin interessiert!
»Wenn wir Möbel für sämtliche Räume aussuchen wollen, die Lucivar zumindest in nächster Zeit benutzen möchte, schlage ich vor, dass wir uns aufteilen«, sagte Prinz SaDiablo. »Auf diese Weise können wir uns mehr von dem ansehen, was hier angeboten wird.«
»Eine ausgezeichnete Idee«, pflichtete Jaenelle ihm bei. »Ich fange dort drüben an.« Als sie sich umdrehte, sprang einer der beiden Männer, die sich in ihrer Nähe aufhielten, auf sie zu. Sie lächelte ihn an.
»Ich werde mir das Esszimmermobiliar ansehen«, sagte Prinz SaDiablo. Er berührte Marian leicht an der Schulter. »Warum begleitest du nicht Jaenelle?«
»Oh«, erwiderte Marian. »Möchtest du das nicht lieber …«
»Lass es mich anders formulieren.« Seine goldenen Augen
glitzerten belustigt. »Alter und Rang gehen mit gewissen Privilegien einher. Du, meine Liebe, hast den Kürzeren gezogen und wirst dich deshalb Jaenelle anschließen müssen.«
»Das ist nicht sehr fair«, murmelte Marian.
»Das habe ich auch nicht behauptet.«
Als er an ihr vorüberging, sagte der andere Mann, der darauf wartete, ihnen behilflich zu sein: »Hier entlang, Höllenfürst.«
Marian sah den beiden Männern nach, die einen Gang zwischen den Möbeln entlangschritten. Höllenfürst? Welch eigenartiger Titel. Vielleicht war es seine offizielle Anrede als Haushofmeister? Obwohl … Sie hatte den Begriff schon einmal gehört, doch ihr wollte einfach nicht einfallen, wo oder in welchem Zusammenhang.
Mit einem Kopfschütteln eilte sie Jaenelle hinterher.
Noch bevor eine Viertelstunde um war, hatte sie erkannt, dass Jaenelle Angelline mehr Energie hatte als ein ganzes Zimmer voller Welpen. Allerdings hatte sie weniger Sinn dafür, die richtigen Möbel für einen Horst oder gar das Zuhause eines Kriegerprinzen auszusuchen, als auch nur einer der Welpen. Wie sollte Marian der Königin - oder auch nur Lucivars Schwester - klar machen, dass die Lampe mit dem schweren Fuß und den reichen Verzierungen und Fransen am Schirm, die Jaenelle so bewunderte, ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte? Oder dass sich das kleine Tischchen, das sich gewiss reizend im Salon eines Adelshauses machen würde, kläglich in Räumen machen würde, die aus massivem Stein bestanden?
Sie versuchte, taktvoll zu sein und nicht zu vergessen, dass sie selbst nur die Haushälterin war, aber als Jaenelle einen kleinen Schrank voller schnörkeliger Verzierungen beäugte …
»Nein«, sagte sie mit Nachdruck.
Jaenelle wandte sich mit vor Überraschung emporgezogenen Augenbrauen zu ihr um. »Warum nicht?«
Weil ich beim Staubwischen nicht einen halben Tag auf das Ding
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