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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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geschickt. Da das Schreiben Marian tags zuvor am späten Vormittag erreicht hatte, hatte es ihr genug Zeit gelassen, um Wäsche zu waschen und ausreichend Essen im Voraus zu kochen, sodass er in ihrer Abwesenheit nicht verhungern würde. Doch ihr war nicht genug Zeit geblieben, etwas anderes zu tun, außer sich selbst ein wenig zurechtzumachen und die kleine Reisetruhe zu packen, die Jaenelle dankenswerterweise zusammen mit der Nachricht von der Burg geschickt hatte.
    Während nun Jaenelle und Marian die nächsten beiden Tage fort waren, um Einkäufe zu erledigen, war Tarl hier, und die anderen Männer würden auch bald eintreffen.
    »Morgen, Prinz Lucivar«, sagte Tarl.
    »Guten Morgen, Tarl.«
    »Dürfte ein schöner Tag werden.« In Tarls Augen leuchtete etwas auf, das beinahe wie Wollust aussah, als er den steinigen, von Unkräutern überwucherten Boden sah. »Also … einen Garten sollen wir hieraus machen, oder?«
    »Ja«, antwortete Lucivar argwöhnisch.
    »Und …« Tarl brach ab, als andere Männerstimmen von den Treppenstufen zu ihnen drangen, die vom Landeplatz heraufführten. »Du hast den Zehnten erhoben?«
    Lucivar nickte. »Von Riada. Das hier muss in zwei Tagen geschafft werden.«
    Der Zehnte bestand in Ebon Rih nicht nur aus einer Abgabe,
sondern jeder Erwachsene schuldete dem Bergfried auch fünf Arbeitstage im Jahr. Als Kriegerprinz, der stellvertretend für die Königin herrschte, standen ihm zwei dieser Tage zu. Einen Teil des gestrigen Tages hatte er damit verbracht, im Dorf zu verkünden, dass er diese zwei Tage nun einforderte.
    Die Männer versammelten sich allmählich um sie, wobei sie sich gedämpft miteinander unterhielten.
    »Nun«, sagte Briggs, der zusammen mit seiner Frau Merry die Taverne führte. »Um was geht es, Prinz?«
    »Um einen Garten«, erwiderte Tarl, bevor Lucivar Gelegenheit dazu hatte. »Aber was für eine Art Garten?«
    Es klang nach einer unschuldigen Frage, bis Lucivar klar wurde, dass jeder der Männer, die sich mittlerweile um sie drängten, zu sprechen aufgehört hatte, um die Antwort mitzubekommen. Er vermied die Blicke der anderen. Tarl wagte er auch nicht anzusehen. Am liebsten hätte er dem Gärtner in diesem Moment den Hals umgedreht. Auf dem Berg befand sich kein einziger Mann, der am Abend nicht nach Hause gehen und der betreffenden Frau in seinem Leben Prinz Yaslanas Antwort weitererzählen würde - wobei es sich in Tarls Fall um Helene und Mrs. Beale handeln würde, da er auf der Burg arbeitete.
    Lucivar holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Lady Marian will einen Küchengarten, ein Kräuterbeet und ein paar Blumen.«
    Ein paar Männer grinsten. Andere stießen ihren Nachbarn an oder tauschten wissende Blicke aus. Bis zum Abend würde jeder in Riada wissen, dass Lucivar Yaslana bei weitem nicht nur an Lady Marians haushälterischen Fähigkeiten interessiert war. Was in Ordnung war - solange Marian nicht in Panik geriet, wenn sie es herausfand.
    Tarl schlich in der Nähe des Horstes umher, runzelte die Stirn über etwas, bedachte etwas anderes mit einem Kopfnicken. Er bahnte sich einen Weg durch die versammelten Männer, überquerte den mit Steinplatten gefliesten Hof vor dem Horst und besah sich die andere Seite. Ein
paar Minuten später kehrte er mit nachdenklicher Miene zurück.
    »Gut«, meinte er. »Ich habe mir einen ersten Überblick gemacht. Ich gehe einmal davon aus, dass deine Lady das Bepflanzen auf dieser Seite des Horstes selbst übernehmen möchte, aber wir können uns um die andere Seite kümmern.«
    »Die andere Seite?« Lucivar hatte das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen entzogen.
    »Lady Marian ist eine Haushexe, nicht wahr?« Tarl klang, als würde er einem begriffsstutzigen Kind das Abc erklären. »Sie wird den restlichen Sommer über verdrossen sein, wenn diese Seite hergerichtet ist, während die andere so unordentlich belassen wird. Wir haben zwei Tage Zeit und …« - er ließ den Blick über die Männer schweifen, die Platz machen mussten, da immer wieder Neuankömmlinge zu ihnen stie ßen - »… ausreichend Leute, die Hand anlegen können.«
    Lucivar schloss die Augen. Er musste akzeptieren, dass er den Stein ins Rollen gebracht hatte. Folglich durfte er sich nicht beschweren - jedenfalls nicht allzu sehr -, wenn nun eine ganze Lawine daraus geworden war. »Na gut.«
    »Schön!« Tarl rieb sich die Hände. »Zuerst einmal müssen wir diese Felsbrocken fortschaffen.«
     
    Warum bin ich hier? , fragte

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