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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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    »Nein!«, schrie Marian. »Meine Stie-«
    … Platsch.
    Mithilfe der Kunst kontrollierte er ihren Sturz, sodass sie nicht ausrutschen und sich einen Flügel verletzen würde. Jetzt stand sie bis zur Taille in dem angewärmten Wasser. Ihre Miene wirkte eher mürrisch als ängstlich.
    Mürrisch war in Ordnung. Mürrisch war gut. Er fragte sich, wie mürrisch er sie wohl werden lassen konnte.
    »Deine Stiefel«, sagte er. Er hatte sie, kurz bevor das Schuhwerk ins Wasser gefallen war, von ihren Füßen verschwinden lassen. Nun rief er die Stiefel herbei und ließ sie über ihrem Kopf baumeln, bevor er sie erneut verschwinden ließ. »bekommst du zurück, wenn du tust, was ich dir sage.«
    Sie starrte zu ihm empor. »Wenn ich tue, was du mir sagst?«
    Er deutete mit dem Finger auf sie und meinte streng: »Du setzt dich gefälligst auf deinen Allerwertesten und lässt das heiße Wasser ein wenig deine Muskelschmerzen lindern. Und du wirst dort bleiben, bis ich wiederkomme, um dich zu holen.« Er drehte sich um und ging auf den Eingang zu.
    »Mich zu holen?«, zischte Marian. »Mich zu holen? Was glaubst du, was ich bin? Ein Hündchen ohne Verstand?«
    Er wandte sich um. »Nein, du bist eine Frau. Aber meiner Ansicht nach ist es im Moment nicht sonderlich schlau, das
Vorhandensein oder Nicht vorhandensein deines Verstandes zu diskutieren.«
    Er verließ den Raum, hielt jedoch inne, sobald er außer Sichtweite war, und lauschte.
    Aufgebrachtes Gemurmel. Dann das klatschende Geräusch, als nasse Kleidung auf Stein aufschlug.
    Lucivar musste grinsen. Also verbarg sich doch ein wenig Temperament unter der stillen Oberfläche. Daran würde er arbeiten müssen, was jedoch nicht allzu schwierig sein dürfte. Er hatte ein Talent dafür, Hexen in Rage zu versetzen.
    Als er zu der Seitentür des Horsts zurückkehrte, wartete Tassle dort auf ihn.
    *Ich habe es versucht, Yas, aber sie hat einfach nicht auf mich gehört.*
    »Nein, natürlich hat sie das nicht.«
    Tassle ließ den Kopf hängen. *Weil ich ein verwandtes Wesen bin.*
    »Nein, sondern weil du auch ein Männchen bist. Wahrscheinlich hat sie dir den Kopf getätschelt und versprochen, bald aufzuhören.«
    *Genau.* Tassle warf Lucivar einen interessierten Blick zu. *Hat sie dir auch den Kopf getätschelt?*
    »Nein.« Wenn sie in der Lage gewesen wäre, einen weiteren Felsbrocken hochzustemmen, hätte sie versucht, ihm den Schädel einzuschlagen, aber ihr stand sicher nicht gerade der Sinn danach, einem Mann den Kopf zu tätscheln.
    Da das Tageslicht beinahe verschwunden war, konnte er nicht das ganze Ausmaß ihrer Anstrengungen während der letzten beiden Tage erkennen, doch das, was er sehen konnte, reichte, um ihn zu einem Kopfschütteln zu veranlassen.
    Beim Feuer der Hölle und der Mutter der Nacht, möge die Dunkelheit Erbarmen haben! Die Frau hatte den Verstand verloren.
    Eine andere Erklärung gab es nicht dafür, dass Marian versucht hatte, beinahe zweitausend Quadratmeter Land freizuräumen, um ein wenig Gemüse, Kräuter und Blumen anzupflanzen. Andererseits war sie natürlich eine Haushexe, was
bedeutete, dass ihr eine gewisse Ordnungsliebe im Blut lag. Folglich würde sie sich niemals damit zufrieden geben, Unkraut jenseits ihrer kleinen Beete zu erblicken. Mit anderen Worten: Sie würde wieder hier draußen sein und zu hart arbeiten, sobald er ihr den Rücken zukehrte.
    Sie würde ihn binnen einer Woche vollständig um den Verstand bringen - denn das tat sie bereits ohne Unterlass, einfach nur, indem sie in seiner Nähe war.
    Er verstand, warum sie den Garten haben wollte. Abgesehen von den praktischen Beweggründen, dass sie einen Teil ihrer Vorräte selbst anbauen könnte, würde er ihr gehören. Ihre Arbeit, ihre Errungenschaft, ihr … Anrecht.
    Er betrachtete das Land erneut und grübelte über diesen Gedanken nach. Jeder brauchte etwas, das er sein Eigen nennen konnte. Sie lebte im Horst und kümmerte sich darum, doch letzten Endes gehörte der Horst in ihren Augen ihm. Doch der Garten … Etwas, das ihr gehörte, das nichts mit ihm zu tun hatte. Etwas, dessen Veränderungen sie über die Jahreszeiten beobachten wollte. Und das bedeutete, dass sie zu bleiben beabsichtigte, auch wenn sie es selbst noch nicht erkannt hatte.
    Sie würde es niemals schaffen, all das hier freizuräumen und die Freude zu genießen, dieses Jahr noch Gemüse reifen und Blumen blühen zu sehen. Wenn er ihr jetzt jedoch half, würde sie das vielleicht als seine Art empfinden, ihr

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