Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
verwenden will. Was sie natürlich nicht sagen konnte,
zumal der Mann, der ihnen behilflich war, aufmerksam zuhörte. »Es ist einfach nicht … angemessen«, sagte Marian matt.
Jaenelle verengte die saphirblauen Augen zu Schlitzen. »Dann war wohl noch nichts, was wir uns bisher angesehen haben, ›angemessen‹.«
Das stimmte.
»Aber ich habe noch keinen einzigen Vorschlag deinerseits vernommen«, fuhr Jaenelle fort.
»Oh, aber ich bin doch nur …« Jene Saphiraugen ließen sie innehalten - und nachdenken. Sie war in diesem Moment nicht ›nur‹ eine Haushälterin. Sie war Eyrierin. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung von Adelshäusern, aber sie kannte die Behausungen von Eyriern. Von ihnen dreien war sie wahrscheinlich diejenige, die am besten wusste, was für Luci - Prinz Yaslanas Zuhause angemessen war.
Sie drehte sich um und musterte die anderen Schränkchen, die zur Auswahl standen. Klare Linien. Kräftige Formen. Lucivars Horst hatte mehr Fenster als die meisten, sodass die Räume relativ hell waren, doch das Holz musste sich immer mit dem Stein vertragen.
Marian erblickte zwei Schränke, die in Frage kamen, und trat auf sie zu, um sie genauer unter die Lupe zu nehmen.
Saetan beobachtete, wie die beiden Frauen durch das Angebot an Möbelstücken wanderten. Es amüsierte ihn, dass mittlerweile Jaenelle demütig Marian folgte anstatt umgekehrt.
*Hexenkind?*, rief er ihr auf einem schwarzen mentalen Faden zu.
*Papa?*
*Du hast nicht ernstlich diese Lampe in Betracht gezogen, oder?*
Jaenelle gab ein verächtliches Schnauben von sich. *Natürlich nicht. Sie ist abscheulich. Ich dachte nicht, dass ich derart viele unpassende Dinge würde finden müssen, bevor Marian endlich Einspruch erhebt.*
Saetan hielt sich die Faust vor den Mund und hustete, um sein Gelächter zu verbergen. *Ich habe einen Esstisch gefunden. *
*Einen richtigen?*
*Ja, einen richtigen.* Er sah, wie Marian die Türen eines Schränkchens öffnete. Selbst aus der Entfernung konnte er erkennen, wie begeistert sie war. Beinahe konnte er die Sehnsucht spüren, mit der ihre Finger über das Holz strichen - und er sah, wie sie ein wenig in sich zusammensank, als sie sich von dem Möbelstück abwandte. *Was ist das, Hexenkind?*
*Ein Nähschränkchen*, erwiderte Jaenelle, die es immer noch begutachtete. *Es gibt Regale für Stoff, kleine Haken für Nähfaden, größere Haken für Wolle und alle möglichen Schubladen für andere Vorräte.*
*Und sie kann sich den Kaufpreis nicht einmal von dem Lohn leisten, den Lucivar ihr zahlt.*
Jaenelle nickte. Sie ließ Marian nicht aus den Augen, während sie behutsam wieder die Türen des Schränkchens schloss.
*Setzen wir es mit auf die Kaufliste, Hexenkind?*
Sie drehte sich um und lächelte ihm über den gewaltigen Raum hinweg zu. *Ja.*
Prinz SaDiablo besaß einen ausgezeichneten Geschmack, entschied Marian, als sie den Tisch und die Stühle betrachtete, die er für das Esszimmer ausgesucht hatte. Höllenfürst , rief sie sich selbst ins Gedächtnis. Die Männer, die ihnen bei ihren Einkäufen zur Hand gingen, sprachen ihn durchgehend als Höllenfürst an. Sie sollte ihn also ebenfalls so nennen.
»Es ist wundervoll«, sagte Marian und ließ die Hand über das glänzende dunkle Holz gleiten. Groß genug für acht Eyrier, doch er würde ohne weiteres in das Esszimmer passen, ohne den Raum klein wirken zu lassen, selbst wenn man noch einen Vorratsschrank und einen schmalen Serviertisch dazustellte. Sie blickte über den Tisch hinweg und entdeckte einen kleinen Tisch aus Kiefernholz. »Oh, der ist einfach perfekt!«
»Warum ist er perfekt?« Jaenelle folgte ihr. »Er ist noch nicht einmal lackiert.«
»Deshalb ist er ja so perfekt«, erwiderte Marian und versetzte dem Tisch einen Stoß, um zu prüfen, wie robust er war. »Eyrische Männer brauchen einen Arbeitstisch, um ihre Waffen zu reinigen und zu schleifen, sie zu reparieren und zu pflegen. Und im Horst gibt es ein kleines Zimmer, das aussieht, als sei es einmal eine Waffenkammer gewesen - ein Aufbewahrungsort für einen weiteren Bogen und für Köcher und Pfeile. An einer Wand befinden sich sogar schon Haken, die wie geschaffen für Klingenstangen sind, also …« Sie zuckte mit den Schultern.
»Du willst also einen robusten Tisch, der ziemlich in Mitleidenschaft gezogen werden wird«, sagte Jaenelle.
»Genau.« Marian lächelte.
Jaenelle erwiderte ihr Lächeln. »Ich bin mir sicher, dass es ursprünglich ein Waffenraum war, und
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