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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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sie endlich wieder bei sich zu haben, von einem Anfall ängstlicher Nervosität getrübt. Was, wenn sie die Veränderungen hasste, die er hier in den vergangenen zwei Tagen vorangetrieben hatte? Was, wenn sie enttäuscht war?
    Da erklomm sie die letzten paar Stufen. Sie sah müde aus. Sie sah wunderschön aus. Am liebsten hätte er sie in die Arme geschlossen und sie immerzu festgehalten, einfach nur, um ihr nahe zu sein. Da er das nicht tun konnte, wartete er regungslos.
    Marian lächelte ihm zu, als sie die Steinplatten erreichte. Gleich hinter ihr erschien Jaenelle. Da seine Nerven zum Zerreißen gespannt waren, richtete er einen grimmigen Blick -
und seinen ganzen Zorn - auf seine Schwester. »Ihr seid spät dran.«
    »Marian und ich hatten uns über Bücher unterhalten, und da wir im Stadthaus in Amdarh übernachtet haben, haben wir gewartet, bis die Buchläden heute Morgen aufmachten«, erwiderte Jaenelle kühl.
    Marian eilte auf ihn zu und blieb knapp außerhalb seiner Reichweite vor ihm stehen. »Es ist meine Schuld. Es gab so viele Bücher zur Auswahl, und ich wusste nicht, dass du mich zu einem bestimmten Zeitpunkt … zurückerwartest …« Ihre Stimme verlor sich, als sie die neue Steinmauer und das hölzerne Tor erspähte, das aus dem Hof führte. Schweigend ging sie zu dem Tor hinüber, öffnete es und folgte dem Steinplattenweg, den Tarl um die Beete herum angelegt hatte, die mit Steinen oder Holz eingegrenzt waren. Sie blickte sich um, ohne etwas zu sagen.
    »Ich weiß wirklich nicht, warum du heute Vormittag so mies gelaunt bist«, sagte Jaenelle und trat neben ihn, »aber was immer es sein mag …« Sie hielt inne. Starrte. »Oh! Oh, Lucivar!«
    Er beobachtete, wie sie Marian folgte und sie an der Schulter berührte. Und er spürte ein heftiges Stechen in der Magengegend, als Marian sich umdrehte, und er die Tränen in ihren Augen sah.
    »Das hast du gut gemacht, Prinz«, sagte Saetan leise.
    Lucivar wandte den beiden Frauen, die einander nun umschlungen hielten, den Rücken zu. »Ja, ich habe es so gut gemacht, dass sie gleich in Tränen ausgebrochen ist.«
    »Unter ihrem stillen Wesen verbirgt sich eine Frau mit starken Emotionen. Du hast ihr etwas geschenkt, das ihr viel bedeutet. Dachtest du, sie würde mit einem höflichen ›Danke schön‹ reagieren?«
    »Jedenfalls dachte ich nicht, dass sie weinen würde«, murmelte Lucivar. Da ihm weinende Frauen nicht geheuer waren, konzentrierte er sich lieber auf den einzigen anderen Mann. Der Stolz und der Beifall in Saetans Augen halfen ihm dabei, sich zu beruhigen.

    Als Saetan den Hof überquerte, um sich den von einer Mauer umgebenen Garten und die Beete anzusehen, die Tarl und die anderen Männer gepflanzt hatten, fiel Lucivar auf, dass sein Vater leicht hinkte. Dass Saetan seinen ansonsten geschmeidigen Gang eingebüßt hatte, zeigte, dass sein lädiertes Bein ihm Probleme bereitete - was es nur tat, wenn er es zu stark beanspruchte.
    »Warum bist du hier?«, wollte Lucivar wissen.
    »Um meine Pflichten als Begleiter zu erfüllen«, erwiderte Saetan.
    Lucivar runzelte die Stirn. »Wieso hattest du Pflichten als Begleiter zu erfüllen?«
    Saetan drehte sich zu ihm um und meinte trocken: »Weil ich dein Vater bin.« Er deutete auf die offene Eingangstür des Horstes. »Wieso geben wir den Damen nicht noch ein paar Minuten, während wir uns um den Rest kümmern?«
    Den Rest? , fragte sich Lucivar, als er seinem Vater in den Horst folgte. »Welchen Rest?«
    »Die Möbel.«
    »Welche Möbel?«
    Saetan sah ihn nur an. In seinem Gesicht spiegelten sich gleichzeitig Mitleid, Belustigung und Ärger. »Um was genau hattest du deine Schwester gebeten?«
    Es kostete Lucivar Mühe, sich nicht zu winden. »Marian zwei Tage lang von Ebon Rih fern zu halten.«
    »Und Jaenelle sollte das bewerkstelligen, indem sie …?«
    Lucivar wusste nicht, worauf dies alles hinauslief, aber er hatte das Gefühl, dass es ihm nicht gefallen würde. Er zuckte die Schultern und gab sich Mühe, die unbekümmerte Arroganz an den Tag zu legen, die eyrischen Männern von Natur aus zu Eigen war. Dass ihm dies nicht gelingen wollte, während sein Vater ihn anstarrte, bereitete ihm Sorge. Große Sorge. Doch schließlich fiel ihm wieder ein, was er zu Jaenelle gesagt hatte, als sie wissen wollte, welchen Vorwand sie benutzen sollte, um Marian zwei Tage lang mit Beschlag zu belegen. »Ich wies sie an, einen Teppich oder ein Möbelstück zu kaufen. Etwas, das eine Haushexe interessieren

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