Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
diesem Zeitpunkt Gift und Galle spucken. Offensichtlich war es nicht ganz so einfach, Marian so weit zu bringen.
»Deine Schwester müsste keinerlei Kompromiss eingehen.«
Jetzt grinste er doch. »Das müsste sie sehr wohl.«
Das verblüffte sie so sehr, dass sie ihren eigenen Zorn vergaß. »Aber … sie ist die Königin!«
»Außerdem ist sie eine kluge Frau, die ganz genau erkennt, wann sie eine Schlacht verloren hat.«
Er beobachtete, wie sie über seine Worte nachgrübelte. Wenn Jaenelle bei einer solchen Angelegenheit nicht mit ihm aneinander geraten und gewinnen konnte, würde sie erst recht nicht als Siegerin daraus hervorgehen.
»Warum wärme ich uns nicht etwas zu essen auf?«, schlug er vor.
»Das kann ich …«
»Kompromissbereitschaft!«
Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
»Ich wärme uns etwas auf, und du kannst die Werkzeuge im Schuppen überprüfen, um zu sehen, ob alles Nötige darinnen ist.«
Ihre Augen leuchteten, als sie herumwirbelte und den Schuppen entdeckte, den die Männer zwischen zwei Randbeeten erbaut hatten. Einen Augenblick zögerte sie, dann warf sie einen Blick auf Lucivar. »Na gut, wir schließen einen Kompromiss.«
Die Glücksgefühle, die sie verströmte, während sie auf den Schuppen zueilte, ließen sein Herz höher schlagen. Genau das wollte er. Er wollte sie. Die nächsten ein, zwei Tage würde er sich über nichts sonst Gedanken machen, sondern es nur genießen, mit ihr zusammen ein Heim für sie beide zu schaffen, auch wenn sie sich über diesen Umstand noch nicht im Klaren war.
Und er würde es seinem Vater überlassen, sich um das Hindernis zu kümmern, das in seinem Weg lag.
12
Saetan sah zu, wie die Schülerinnen aus Luthvians dreistöckigem Steinhaus eilten. Er stand auf der anderen Seite der
niedrigen Steinmauer, die ihr Land umgab, und die Mädchen bemerkten ihn nicht. Die Schilde, die er um sich gelegt hatte, boten ihm die Gewähr, dass niemand seine Anwesenheit spüren würde, bevor er es wollte. Das ließ ihm Zeit, das Haus zu betrachten, das er für Lucivars Mutter erbaut hatte, und sein Temperament so weit wie möglich zu zügeln.
Die Wut, die in ihm kochte, hatte sich mit Erinnerungen vermischt, die er vor so langer Zeit verdrängt hatte, dass er nur noch deren Echo gespürt hatte, als er Marian die letzten beiden Tage über beobachtet hatte. Doch das Echo hatte ausgereicht, um ihn zu treffen und ihn zu warnen, dass etwas nicht stimmte; dass sich etwas wiederholen könnte, das schon einmal passiert war. Als er endlich darauf gekommen war, was ihn an dieser stillen, sanften Haushexe so nervös machte...
Er beobachtete, wie sein jüngerer Sohn in dem Arbeitszimmer auf und ab ging. Ein Unwetter, das jeden Moment losbrechen konnte.
»Peyton … was ist los?«
In den Augen des jungen Kriegerprinzen glomm kein Hass. Nicht ganz. Doch was Saetan sah, versetzte ihm dennoch einen Stich.
»Ich habe um Shiras Hand angehalten«, stieß Peyton grimmig hervor.
Wo war der freudige Unterton, der diese Worte begleiten sollte? Peyton liebte die Hexe aus Dharo, und ihre Gefühle für Peyton waren nicht minder tief. Davon hatte Saetan sich überzeugt, als Peyton Shira mit auf die Burg gebracht hatte, um ein wenig Zeit mit der Familie zu verbringen. Sein Sohn war kein Narr. Peyton war sich darüber im Klaren, was es hieß, eine Hexe zu heiraten, die nicht aus einem der drei langlebigen Völker stammte. Ihr Bund würde für sie ein Leben lang dauern, während ihre gemeinsame Zeit in seinem Leben, das Jahrhunderte umspannen würde, nur ein paar Dekaden ausmachen würde. Doch alles hatte seinen Preis, und es war besser, ein paar Jahrzehnte lang tief geliebt zu haben, als sich nach
dieser Art von Liebe zu sehnen, ohne sie jemals wirklich zu besitzen. Oder?
»Du hast um ihre Hand angehalten«, meinte er vorsichtig, wobei er sich fragte, was schief gegangen sein mochte, denn es war offensichtlich, dass etwas schief gegangen war.
»Du musst dir keine Sorgen machen, ich könnte die Blutlinie der SaDiablos mit einem minderwertigen Erbe verdünnen, Vater. Sie ist zu dem Schluss gekommen, dass wir nicht zueinander passen.«
Einen Augenblick lang war er wie gelähmt von der Beleidigung, die in Peytons Worten steckte. »Wovon sprichst du?«
»Sie will mich nicht!«, rief Peyton. »Ich liebe sie von ganzem Herzen, und ich weiß, dass sie mich liebt, aber sie will mich nicht heiraten, wegen …« Er brach ab und ballte die Hände unwillkürlich zu Fäusten, während
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