Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Aber ich werde nicht die Drecksarbeit für sie verrichten. Nein, ich werde ihr persönlich dienen, genau wie ihr Erster Kreis.«
Tomas ging auf die Rückseite des Wagens zu. Es schien ihm schwer zu fallen, sich aufrecht zu halten, wie einem Mann, der soeben verprügelt worden war.
»Tomas!«, rief Jared. »Warte besser ein bisschen.«
Der verletzte Gesichtsausdruck des Jungen traf ihn mitten ins Herz.
»Aber, Jared, ich bin doch an der Reihe, im Wagen zu sitzen!«
Jared versuchte ein Lächeln. »Ich auch. Aber ich hatte den Eindruck, dass Thera im Moment keinen Mann willkommen heißen wird, nicht einmal einen persönlichen Bediensteten, bis sie die Lady bequem untergebracht hat.«
Tomas dachte über das Gesagte nach und nickte dann. »Ich warte, bis sie nicht mehr ganz so wütend ist.«
Jared hielt Tomas nicht auf, als der Junge auf die Reitpferde zusteuerte, die mit dem Zaumzeug hinten an den Wagen gebunden waren. Da die Graue Lady und Thera, die auf den Pferden geritten waren, sich mittlerweile im Inneren des Wagens befanden, würde der Junge bei den Pferden mit seinen Tränen allein sein.
Nach einem Blick auf den Hausiererwagen schüttelte Jared den Kopf. Die Graue Lady und Thera. Was für ein seltsames Pärchen.
»Sollen wir weiterziehen, Jared?«, fragte Blaed. »Ich werde die Truppe führen.«
Jared sah unverwandt den Wagen an. Über wie viel Heilkunst mochte eine gebrochene Schwarze Witwe verfügen, wenn sie überhaupt darin bewandert war? Die Graue Lady musste etwas davon verstehen, denn sie hatte ihn behandelt, doch was, wenn sie unter zu starken Schmerzen litt, um diese Fähigkeit bei sich selbst anzuwenden? »Warten wir ein paar Minuten. Dann werde ich nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«
»Kein Grund, warum wir anderen nicht schon einmal vorausgehen sollten«, sagte Brock und zerrte Eryk auf die Beine. »Komm schon, Mistkerl, los geht’s.«
»Wo ist Gareth?«, erkundigte sich Jared mit einem Blick auf die Umgebung. Nicht, dass er im Regen viel hätte erkennen können.
»Der marschiert wahrscheinlich immer noch weiter«, erwiderte Randolf, der nicht einmal versuchte, seine Abneigung zu überspielen.
Es war nicht so leicht, einen Mann des Blutes, der Juwelen trug, zu zerbrechen – anders als bei den Hexen, die bis zu ihrer Jungfrauennacht verletzlich waren und dann wieder jeden Monat während der ersten drei Tage ihrer Mondzeit. Doch ein dunkleres Juwel konnte die inneren Barrieren aufbrechen und den Geist eines Mannes in Stücke reißen oder eine Flutwelle der Macht entfesseln, die das innere
Netz zerstörte und ihn etwa so von seiner eigenen Kraft abschnitt, wie es bei einer zerbrochenen Frau der Fall war. Da sämtliche Sklaven wussten, dass ihnen dies jederzeit passieren konnte, einfach, weil die Hexe, der sie gehörten, es so wollte, wandte aus diesem Grund niemand einem Mann den Rücken zu.
Doch Gareth hatte etwas an sich, das über den verwirrten Blick eines geprügelten Hundes in den blassblauen Augen hinausging, der so gar nicht zu dem großen, muskulösen Mann mit der breiten Brust passen wollte. Seine mentale Signatur hatte einen Makel, als sei er von etwas Schmutzigem berührt worden.
Vielleicht war dem auch so. Vielleicht war er auf diese Weise zerbrochen worden.
Mitleid für das, was ihm angetan worden war, machte es jedoch nicht leichter, sich in seiner Nähe aufzuhalten.
»Also gut«, meinte Jared. »Was ist mit Corry und Cathryn?«
»Sie waren knapp vor Brock und mir«, sagte Randolf.
Brock packte Eryk fest am Arm. »Wir sehen nach ihnen.«
Nachdem Brock und Randolf sich auf den Weg gemacht hatten, den widerwilligen Eryk in ihrer Mitte, wandte sich Jared an Thayne. »Du bist dran, auf einem der Reitpferde zu sitzen, nicht wahr?«
Thayne warf dem Wagen einen Blick zu und schluckte hart. »Wenn es dir nichts ausmacht, leiste ich Blaed ein wenig Gesellschaft.«
Womit er sagen wollte, dass sich selbst die Reitpferde noch nicht weit genug von der wütenden Thera entfernt befanden.
Jared gab ihm nickend sein Einverständnis und bewegte sich dann ein Stück von den Männern weg, um sich nicht mit ihnen unterhalten zu müssen. Er nahm sich die Zeit, die Schilde an seiner Kleidung mithilfe der Kunst ein wenig zu verstärken. Sie machten den Stoff relativ wasserundurchlässig und hinderten den Schlamm und den Regen daran, durch seine Stiefel zu sickern. Ein leichter Wärmezauber
half ebenfalls. Doch trotz der Zauber und Schilde spürte man die Feuchtigkeit nach einer Weile,
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