Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
wäre auf dem Rücken gelandet, wenn Garth ihn nicht erneut gepackt und ihn mit beiden Beinen so fest auf den Boden gestellt hätte, dass seine Knochen knirschten.
»Verflucht noch mal, Garth!«, fuhr Jared ihn an, während er zurückwich, bis er sich außer Reichweite befand.
Garth hüpfte nur in einem nervösen, unbeholfenen Tanz von einem Bein auf das andere. »Räuber!«, sagte er, wobei er immer mehr die Fassung zu verlieren schien.
Jared musterte den großen Mann, dann atmete er tief durch. Beim Feuer der Hölle! Da waren bestimmt keine Räuber. Niemand außer ein paar Sklaven, die einer sturen, törichten Königin gehörten, würde an einem Tag wie diesem durch die Gegend reisen. Höchstwahrscheinlich hatte Garth ein Tier entdeckt, das durch das Gebüsch am Straßenrand huschte. Andererseits … wenn Tiere nicht aus irgendeinem Grund aufgeschreckt wurden, würden sie sich doch ebenfalls eine Zuflucht vor dem Wetter suchen, oder?
Da dieser Gedanke wie auch Garths anhaltende Sorge Jared beunruhigten, tastete er die schmale Straße und den Waldrand zu beiden Seiten mental ab. Ein paar Sekunden später musste er ein Zittern unterdrücken.
Zwar waren sie immer noch außer Sichtweite, doch dreizehn
Männer des Blutes hielten stetig auf sie zu – zwölf Krieger … und ein Kriegerprinz mit saphirblauem Juwel, dessen mentale Signatur jene charakteristische Mischung aus Wildheit und Leidenschaft aufwies, die Kriegerprinzen von anderen Männern unterschied. Kriegerprinzen folgten eigenen Gesetzen, egal, welche Juwelen sie trugen. Und sie waren immer gefährlich.
Unwillkürlich wich Jared einen Schritt zurück. »Beim Feuer der Hölle und der Mutter der Nacht, möge die Dunkelheit Erbarmen haben!« Er wirbelte zu Randolf und Brock herum. »Bringt alle zurück zum Wagen. Sofort!«
Brock verengte die Augen zu Schlitzen, als könne er auf diese Weise im strömenden Regen besser sehen. »Jared …«
»SOFORT!«
Brock und Randolf sahen Garth an, der nun breitbeinig mitten auf der Straße stand, die großen Hände zu Fäusten geballt. Mit einem grimmigen Nicken packten sie ihn an den muskulösen Armen und schleiften ihn auf den Wagen zu, sodass Jared allein auf der Straße zurückblieb.
Jared fuhr sich mit der Hand durch das dunkle Haar und fluchte, als ihm das Wasser den Rücken hinablief.
Dreizehn Männer, die alle Juwelen trugen. Er hatte sich zurückgezogen, sobald seine mentalen Fühler den Schutzschild berührt hatten und ihm klar geworden war, dass dieser zu einem Kriegerprinzen gehörte. Deswegen war ihm keine Zeit geblieben herauszufinden, wie dunkel die anderen Juwelen waren. Wahrscheinlich war der Saphir der stärkste von ihnen, doch das half nicht viel. Wenn es ihm freistünde, seine roten Juwelen einzusetzen, konnte er es mit einem Krieger aufnehmen, der Saphir trug. Doch Rot befand sich in der Juwelenhierarchie nur einen Rang über Saphir. Dieser Vorteil war nicht groß genug gegen einen Mann, der von Natur aus ein mörderisches Raubtier war. Ein Kriegerprinz würde sich nicht im Hintergrund halten und zusehen, wie jemand seine Gefolgsleute angriff, die hellere Juwelen trugen. Und wenn er tatsächlich ein verbrecherischer Schurke war, würde es nur in seinem Interesse liegen, mithilfe
der Kunst einen heftigen Schlag zu führen, der den Großteil von ihnen außer Gefecht setzen würde.
Abgesehen von Grau. Wenn jene graue Kraft entfesselt wurde...
Jared erschauderte, als vor seinem geistigen Auge auf einmal eine Schachfigur aufstieg, die angreifend und beschützend zugleich über das Spielbrett huschte.
Du bist ein Sklave. Vergiss das nicht! Du bist ein Sklave .
Es hätte einen Unterschied machen sollen. Doch das tat es nicht. Er konnte nicht danebenstehen und mit ansehen, wie die Graue Lady ihr Leben im Kampf aufs Spiel setzte, solange es unter ihnen auch nur einen einzigen Mann gab, der noch aufrecht stehen konnte.
Zwei Minuten später kamen der Kriegerprinz und seine Männer in Sicht. In dem Dämmerlicht und dem Regen waren sie nichts weiter als dunkle Schemen, doch Jared konnte die Macht spüren, die sie umgab.
Und den Zorn.
Im ersten Moment stand er nur da, hin- und hergerissen zwischen seinem instinktiven Wunsch, seine Herrin zu beschützen, und dem Wissen, welche Position er innehatte. Als Sklave war ihm verboten, seine Juwelen anzulegen, und ohne dieses Machtreservoir stand ihm nur die Kraft zur Verfügung, die er immer in sich trug. Zwar besaß er einen tieferen Brunnen als die meisten
Weitere Kostenlose Bücher