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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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laste auf einmal ein schweres Gewicht auf ihren Schultern.
    Als alles besprochen zu sein schien, griff der Kriegerprinz nach ihrer Hand und führte sie an seine Lippen.
    Jared hatte das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen, während er diese Szene beobachtete. Bei der Geste handelte es sich nicht um eine bedeutungslose Umgangsform wie bei Hofe. Ein geächteter Kriegerprinz, der Saphir trug, würde sich nicht mit leeren Gesten aufhalten. Und spöttisch war es auch nicht gemeint.
    Warum sollte ein Geächteter einer Königin bewusst respektvoll gegenübertreten?
    Der Gedanke ließ Jared nicht los, während die Graue Lady langsam auf den Wagen zurückgehumpelt kam. Ihr Gesicht war verkniffen und schmerzverzerrt, und sie wirkte gebrechlicher als noch vor ein paar Minuten.
    Brock und Randolf traten beiseite, als sie die beiden erreichte. Auf ein Wort hin hätten sie ihr geholfen, aber dieser subtile Widerstand – indem ein Sklave eine Königin zwang, ihm jede noch so geringfügige Kleinigkeit anzuordnen – war die einzig sichere Art für einen Mann, seinen Mangel an Respekt zu zeigen. Man konnte ihm nichts vorwerfen, da er genau das tat, was man angeordnet hatte. Er tat nur nichts, was darüber hinausging.
    Als sie auf Jared zukam, wusste er, dass er in den nächsten Sekunden eine Entscheidung treffen musste. Er hatte
sich selbst zum Anführer der Männer ernannt. Wenn er sich wie ein Sklave benahm und Brocks und Randolfs Beispiel folgte, indem er einfach beiseite trat, würden die anderen diese Entscheidung akzeptieren und sich dementsprechend verhalten. Wenn er jedoch seinen Instinkten folgte und ihr zu Hilfe kam, würden die anderen auch das akzeptieren, wenngleich widerwillig.
    Der mentale Stoß traf ihn ohne Vorwarnung, und der Zorn, der dahintersteckte, wogte mit aller Gewalt gegen seine inneren Barrieren. Er wandte den Kopf und erwiderte den Blick des Kriegerprinzen.
    *Sie hat das Beste verdient, was du zu geben hast*, sagte der Mann, indem er sich eines Juwelen-Speerfadens bediente.
    *Sie hat das verdient, was sie aus einem Sklaven herauspressen kann*, erwiderte Jared barsch. Er wollte den Fremden auf keinen Fall spüren lassen, wie sehr ihr Vertrauensbruch ihn schmerzte.
    Sie starrten einander an, als gäbe es die übrigen Geächteten und Sklaven gar nicht.
    *Anscheinend habe ich dich falsch eingeschätzt*, versetzte der Mann abfällig. *Trotz deiner Juwelen bist du nicht Manns genug, ihr zu dienen.*
    Der Kriegerprinz schritt auf sein Pferd zu und saß hinter Polli auf. Seine Verachtung war an jeder seiner Bewegungen abzulesen. Auf sein Zeichen hin ließen die Männer ihre Pferde wenden und ritten die Straße zurück.
    Polli lehnte sich zur Seite und warf einen Blick über die Schulter.
    Der Kriegerprinz sah sich kein einziges Mal um.
    Jared bebte vor Wut. Wie konnte dieser Hurensohn es wagen, über ihn zu richten? Keinen Deut mehr zu tun, als von ihm verlangt wurde, um deutlich zu machen, dass er nicht aus freien Stücken diente, war eine Sache. Doch es war etwas ganz anderes, wenn ihm ein Fremder, ein Kerl, der es nicht fertiggebracht hatte, der Königin zu dienen, die ihn erwählt hatte, an den Kopf warf, er sei es nicht wert !

    Er machte auf dem Absatz kehrt. Mit drei Schritten hatte er die Graue Lady just in dem Augenblick eingeholt, in dem Thera sie erreicht hatte. Thera würdigte ihn keines Blickes. Von der Auseinandersetzung konnte sie nichts mitbekommen haben, da sie mithilfe eines Speerfadens geführt worden war. Folglich gründete ihre stille Missbilligung auf ihrem eigenen Urteil. Er reagierte, indem er die Graue Lady so fest am Arm packte, dass sie aufkeuchte. Er lockerte den Griff, ohne sich für die Schmerzen zu entschuldigen, die er ihr zugefügt hatte. Es kostete ihn Mühe, seine Wut zu bändigen, während Thera und er der Grauen Lady die Stufen zur Wagentür hinaufhalfen.
    Sie versuchte, beim Treppensteigen das rechte Bein zu heben, doch ihr Knie ließ sich nicht genug beugen.
    Thera fluchte kaum hörbar.
    Die Lady hob zum Sprechen an, brachte jedoch keinen Ton heraus, als ihr Blick auf die Kinder fiel, die sie ernst anstarrten. Schatten verdunkelten ihre grauen Augen, als sie der Reihe nach Eryk, Corry und Cathryn musterte, bevor ihr Blick an Tomas hängen blieb.
    »Zumindest ist jetzt eine von ihnen in Sicherheit«, sagte sie so leise, dass Jared die Worte um ein Haar überhört hätte. Dann wandte sie den Blick wieder ihm zu. »Noch eine Meile, dann zweigt auf der

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