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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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an ihm zu schaffen gemacht hat, aber nach dieser Vorführung gerade eben, glaubst du da immer noch, dass er geistig so zurückgeblieben ist, wie es den Anschein hat?«
    Jared erwiderte nichts.
    Allmählich legte sich Randolfs Zorn. »Es ist deine Entscheidung, Lord Jared. Tu, was du für richtig hältst.« Er drehte sich um und ging los.
    Nachdem Randolf außer Sichtweite war, ging Jared zu dem Messer, das auf der Straße lag.
    Die Klinge war in kleine Teile zerborsten. Der Fuß eines Mannes konnte gehärteten Stahl nicht derart zerbrechen. Kunst schon.
    Beim Feuer der Hölle und der Mutter der Nacht, möge die Dunkelheit Erbarmen haben!
    Wenn Garth nicht so zerbrochen war, wie es den Anschein hatte …
    Jared hob die Hand, hielt jedoch inne, ohne sich damit durch die Haare zu fahren. Seine Hand fühlte sich noch immer schmutzig an.
    Wenn jemand Garth mit einem Zauber belegt haben sollte, damit er den Anschein erweckte, geistig zurückgeblieben zu sein, genauso wie Sadi Blaeds wahres Wesen mithilfe eines Zaubers verdeckt hatte … Aber warum?
    Sein Knurren fand ein Echo im grimmigeren Knurren des wilden Fremden.
    Schoßhund . Ein Wort, das Sklaven noch mehr verabscheuten als Makel oder befleckt .
    Der wilde Fremde umkreiste den Gedanken und stieß abermals ein Knurren aus.
    Schoßhund.
    Warum hatte die Graue Lady die erwachsenen Männer
tatsächlich ausgeschlossen, als sie ihre Geschichten erzählte? Weil sie dachte, dass es sie nicht interessieren würde, oder weil sie nicht wollte, dass sie eine Geschichte über eine Flucht in ein Land hörten, in dem die Angehörigen des Blutes immer noch ehrenvoll lebten?
    Schoßhund.
    Jared eilte die Straße entlang.
    Konnte ein Mann zum Schoßhund verkommen, ohne sich dessen bewusst zu sein?
    Thera würde bestimmt eine Antwort wissen. Was ihr widerfahren war, hatte weder ihre Kenntnisse noch ihre Ausbildung zunichte gemacht, sondern hinderte sie nur daran, sich ihrer zu bedienen.
    Jared sah sich um.
    Er konnte den Wagen nirgends entdecken.
    Von Randolf und Garth fehlte auch jede Spur.
    Er verfiel in Laufschritt.
    Thera war die Einzige unter ihnen, die vielleicht über die Antworten verfügte, die er benötigte, denn sie war die Einzige, die etwas von der Kunst der Schwarzen Witwen verstand.
    Die Graue Lady war die einzige Person im ganzen Reich Terreille, die graue Juwelen trug. Sie war die einzige Königin und die einzige Freie , die Dorothea SaDiablo in der Juwelenhierarchie überlegen war.
    Beide lagen im Wagen, und es ging ihnen so schlecht, dass sie einem unerwarteten Angriff gegenüber hilflos sein würden.
    Und bis er nicht über die Antworten verfügte, die er brauchte, konnte er die beiden Frauen nicht ohne seinen Schutz lassen.
     
    Jared starrte auf das schnell fließende, schlammfarbene Wasser. Zu beiden Seiten des angeschwollenen Baches befanden sich die Überreste der Brücke, die sie überqueren mussten. Unter seinen Augen verleiteten die Wellen eine weitere Planke der Brücke zu einem Ausflug flussabwärts.
Das gesplitterte Holzstück blieb erst an dem Durcheinander aus Astwerk und Schutt hängen, welches sich in der nächsten Flussbiegung gebildet hatte.
    Brock atmete tief durch, die Daumen in seinen Ledergürtel geklemmt. »Tja, das trifft sich schlecht.«
    »Für uns jedenfalls«, pflichtete Jared ihm bei.
    Brock verengte die Augen zu Schlitzen. »Ich habe mich gefragt, ob es sich um einen Hinterhalt handeln könnte, und habe die Gegend mental nach Räuberbanden abgesucht. Aber außer uns gibt es hier keinerlei Angehörige des Blutes. Ansonsten hätten wir schon längst Gesellschaft bekommen.« Er schüttelte den Kopf. »Meiner Meinung nach ist ein Baum, der durch die Flut entwurzelt worden ist, gegen die Brücke geprallt und hat sie mit sich gerissen.«
    »Vielleicht.« Jared wünschte sich, er hätte darauf bestanden, mit Thera zu sprechen. Doch als er die anderen eingeholt hatte, hatte Blaed ihm kurz angebunden erklärt, beide Frauen würden schlafen. Und die Stimme des jungen Kriegerprinzen hatte derart gereizt geklungen, dass er lieber nicht weiter auf eine Visite gedrängt hatte. Da seine Besorgnis nachgelassen hatte, sobald er wieder selbst über die Frauen wachen konnte, und er keinen Grund gesehen hatte, die aggressiven Beschützerinstinkte herauszufordern, gegen die Blaed so gewaltsam ankämpfte, hatte er sich dafür entschieden zu warten, bis er sich mit Thera unterhalten konnte, ohne die Aufmerksamkeit der anderen Männer auf sich zu ziehen.

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