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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Nichts.
    War das letzten Endes denn nicht genau das, was die Angehörigen des Blutes ihm angetan hatten?
     
    »Sechs Kerzen«, sagte Rainier und legte sie auf den Küchentisch. »Schade nur, dass ich keine Kerzenständer gefunden habe.«
    »Ich schon.« Surreal stellte zwei angeschlagene Tassen auf den Tisch.
    Er sah zuerst die Tassen an und dann sie.
    Sie biss sich auf die Zunge, um ihn nicht naiv zu nennen.
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich gelegentlich in Häusern wie diesem gewohnt habe. Du hast die Streichhölzer?«
    Er zog die Streichholzschachtel aus der Tasche. Sie hielt eine Kerze empor und wartete, bis er den Docht angezündet hatte. Dann neigte sie die Kerze so weit, dass das Wachs in eine Tasse tropfen konnte. Dasselbe tat sie mit der anderen Tasse, nachdem sie eine andere Kerze in das abkühlende Wachs gepresst und sie entzündet hatte.
    Als sie die erste Kerze in das Wachs drückte, drehte Rainier die Flamme in der Öllampe zurück.
    »Hoffentlich finden wir in den anderen Zimmern mehr Vorräte, aber vorerst wird es das hier tun«, sagte Surreal.
    Ein Geräusch im Korridor.
    Rainier griff nach einem Schürhaken und ging auf das Geräusch zu. Sie ließ ihren Dolch aus der Stiefelscheide gleiten und wartete ab.
    Die Kinder kamen in die Küche geschlurft. Sie wirkten verängstigt und trotzig. Surreal konnte beide Gefühle verstehen, doch im Moment würden sie sich mit ihrem Trotz bei Rainier nicht gerade beliebt machen.
    Als niemand etwas sagte, ging sie zu der Tür, die in dem Raum am weitesten von ihnen entfernt lag, und öffnete sie vorsichtig.
    Nichts fiel heraus oder sprang ihr entgegen. Ja, sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wozu der kleine Raum dienen sollte. Sie machte die Tür wieder zu und versuchte es bei der nächsten. Eine Vorratskammer. Das war vielversprechend – besonders als sie ein paar Einmachgläser auf den Regalen erblickte. Sie machte auch diese Tür wieder zu und versuchte dann die letzte, die dem Herd gegenüberlag, zu öffnen.
    In dem Augenblick, als sie den Türknauf berührte, spürte sie Unbehagen in sich aufsteigen. »Rainier.«
    Er trat näher und nahm eine kampfbereite Stellung ein. Langsam öffnete sie die Tür, bereit, allem Widerstand zu leisten, was versuchen sollte, die Tür schnell aufzustoßen.
    Nichts geschah.

    Als sie die Tür vollständig aufzog, machte Rainier einen vorsichtigen Schritt nach vorne. Dann noch einen.
    »Sieht aus, als hätten wir den Weg hinunter in den Keller gefunden«, sagte er.
    Ein Vibrieren fuhr durch den Türknauf, und lief durch das Holz der Tür, als er einen weiteren Schritt auf die Treppe zuging.
    »Wenn wir uns in einem Buch befänden …«, setzte er an.
    »Wäre einer von uns töricht genug, sich eine Kerze zu schnappen und nach unten in den dunklen, gespenstischen Keller hinabzusteigen, wo etwas nur darauf warten würde, dieser törichten Person den Garaus zu machen.« Der Türknauf klapperte und zog an ihrer Hand. »Rainier, weg da!«
    Er wirbelte herum und sprang in dem Augenblick zurück, als sich der Türknauf ihrem Griff entriss, und die Tür krachend zufiel.
    »Und die törichte Person ist, nachdem sie den Fuß der Treppe erreicht hat und die Tür auf geheimnisvolle Weise ins Schloss fällt …«, sagte Rainier.
    »Nicht nur zusammen mit einem der bösen Geister eingesperrt, sondern befindet sich außerdem noch im Dunkeln, weil der plötzliche Luftzug dem Narren die Kerze ausgeblasen hat.«
    Rainier hob eine Augenbraue. »Wie bitte?«
    Sie lächelte ihn an. »Selbstverständlich handelt es sich bei der törichten Person um einen Mann.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte er säuerlich. Doch er lächelte dabei.
    Sie holte einen der Stühle, die um den Küchentisch herumstanden, und klemmte ihn unter den Türknauf. Als sie wieder zu Rainier sah, lächelte er nicht mehr. »Die Tür ist mit einem Zauber belegt«, erklärte sie.
    Sie sah sein Zögern, seine Frustration. Er wollte die Tür mithilfe der Kunst verschließen, um das Grauen, das sich im Keller verbarg, im Keller einzusperren.
    Sie warf den Kindern einen Blick zu. Sie hatten sich dem
Tisch – und dem Licht – genähert, hatten jedoch noch immer nichts gesagt.
    Zurück zur Vorratskammer. Sie konnten beide keine Spur von Macht um die Tür herum spüren, aber Rainier stemmte sich dennoch gegen die Tür, um sie aufzuhalten, und Surreal hatte nichts dagegen einzuwenden.
    Sie schob den Dolch unter den Gürtel, nahm zwei Gläser von den Regalen und kehrte an den Tisch

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