Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
Also zapfte er die Kraft immer schneller ab, in der Hoffnung, genug aufnehmen zu können.
Ein Schreck, als ihn über die Verbindung ein kurzes Aufflackern von Wut erreichte.
Saetan hatte gewusst, dass er angezapft wurde. Hatte es die ganze Zeit über gewusst – und hatte zugelassen, dass er ihm die Kraft nahm, anstatt zu kämpfen.
Jetzt stellte sich der Höllenfürst ihm entgegen, unterband seine Möglichkeit, Schwarze Macht abzuziehen, ohne das Ganze jedoch in einen Kampf zu verwandeln. Außerdem löste sich Saetan aus seiner Umarmung und wandte sich zur Tür.
Er war noch immer mit Saetan verbunden, Geist an Geist, doch es war keine zudringliche Verbindung, eher ein gegenseitiges emotionales Bewusstsein. Es reichte aus, um ihm zu sagen, dass sein Vater sich noch immer auf der falschen Seite der Grenze zwischen Verzerrtem Reich und geistiger Klarheit befand. Reichte aus, um Daemon spüren zu lassen, dass dem wirren Gefühlschaos nun auch noch wachsende Wut hinzutrat.
Während er sich noch fragte, was sich verändert hatte,
ließ Lucivar den Sichtschutz fallen und breitete langsam die Flügel aus, was ihm eine bedrohliche körperliche Präsenz verlieh.
Wie lange hatte Lucivar schon dort gestanden? Er hatte seinen Bruder nicht gespürt. War zu sehr auf seinen Vater konzentriert gewesen. Doch Saetan hatte reagiert und sich abgewandt, um sich einem Gegner zu stellen.
Roter Schild. Beim Feuer der Hölle, Lucivar brauchte mehr als das. Wusste , dass er sich einem möglichen Kampf nicht ohne seinen stärksten Schild stellen konnte.
Dann setzte Lucivar sein träges, arrogantes Lächeln auf, das immer Ärger bedeutete. Da wurde Daemon klar, dass Rot einfach nur den Mitternachtsschwarzen Schild im Ring der Ehre verbarg, den Jaenelle Lucivar vor Jahren gegeben hatte, als er sie dazu genötigt hatte, ihn offiziell dienen zu lassen.
»Du hast deine Tochter verärgert«, sagte Lucivar in jenem entspannten Plauderton, auf den hin normalerweise irgendeine Faust in irgendeinem Gesicht landete. »Erinnerst du dich noch an sie? Tja, du hast sie so verärgert, dass sie die Stufe der normalen Wut übersprungen hat und sich gleich in diese Furcht einflößende Furie verwandelt hat. Weißt du noch, wie sie dann ist? Es ist schon eine Weile her, dass wir sie so erlebt haben.«
Die geistige Verbindung zwischen ihnen war noch stark genug, dass Daemon Saetans Reaktion auf diesen emotionalen Schlag spüren konnte – das Gegenstück zu einem Schlag in die Magengrube. Und durch diese Verbindung sah er auch die Erinnerung aufblitzen. Das Bild einer großen goldenen Spinne, ein unglaublich verworrenes Netz – und ein dünner Faden Spinnenseide, an dem der Splitter eines Mitternacht-Juwels hing.
Mutter der Nacht.
Er verstärkte seine Selbstkontrolle und schloss seine inneren Barrieren noch ein wenig mehr. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um seine eigenen Erinnerungen zu teilen – besonders, da weder er noch Saetan die verborgene Drohung in Lucivars Worten überhört hatten.
Lucivar hielt eine verkorkte Flasche hoch. »Sie hat mich hergeschickt, damit ich dir das hier gebe. Es ist ein Beruhigungstrank. Ein paar Stunden Schlaf werden dir dabei helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.«
Saetan knurrte.
Lucivar bleckte lächelnd die Zähne. »Tja, wir können uns jetzt deswegen prügeln, was ich persönlich sehr lustig fände. Aber dann wäre Jaenelle auf uns alle sauer. Also lasse ich dir einfach die Wahl.«
Nein, Lucivar , dachte Daemon. Nicht eine deiner Wahlmöglichkeiten.
»Du kannst das hier trinken und dich ausruhen – oder ich kann Daemonar unbeaufsichtigt in der Bibliothek spielen lassen. Aber wenn du deinen Enkel von dem ganzen alten Papier fernhalten willst, musst du erst an mir vorbei.«
Knisternde Spannung – und noch etwas anderes.
Daemon spürte, wie Saetan zurückwich. Lucivar hatte die Grenze gezogen und würde sie mit allem verteidigen, was er in sich trug. Und irgendetwas an dem Gedanken, Lucivar in der Schlacht zu begegnen, ließ den Höllenfürsten taumelnd von dieser Grenze zurückweichen.
Saetan setzte sich auf den Tisch, rief ein Taschentuch herbei und putzte sich die Nase.
In die Ecke gedrängt. Gefangen. Saetan konnte sich in keine Richtung wenden, ohne dabei auf einen Gegner zu stoßen, gegen den er nicht antreten wollte.
Enkel. Söhne. Tochter.
Jaenelle hatte ihre Waffen gut gewählt. »Du Mistkerl«, knurrte Saetan schließlich. »Das würdest du wirklich tun.«
»Und wie ich das
Weitere Kostenlose Bücher