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Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin

Titel: Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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wer
durch seine Hand gestorben war«, sagte Saetan. »Und das Gefühl, die Angst , sein kleines Mädchen getötet zu haben.«
    »Hatte er das denn?«
    Endlich blickte Saetan auf und sah ihm in die Augen. »Ja.« Er lächelte – die wahnsinnige Wut in diesem milden Lächeln schien ein eigenständiges Wesen zu sein. »Sie hatte versucht, ihn zu erreichen, hatte versucht, ihn mit ihren neuen Juwelen zu beschützen.«
    Daemon spürte Tränen in seinen Augen brennen und blinzelte sie fort.
    »Sein Schlag nahm ihr das halbe Gesicht. Und einen Teil ihrer Schulter«, erklärte Saetan gefährlich sanft. »Er vollzog den Übergang zum Dämonentoten, und als er das Dunkle Reich erreichte, bettelte er um eine Audienz. Dann flehte er mich an, das Töten zu Ende zu bringen.«
    »Hast du ihm Gnade erwiesen?«
    »Ja. Ich habe das Töten zu Ende geführt und er wurde zu einem Flüstern in der Dunkelheit.«
    Daemon drehte sich der Magen um, als ihm ein weiterer Gedanke kam. »Das kleine Mädchen wurde eines der kindelîn tôt , nicht wahr?«
    »Ja. Aber sie ist nicht lange geblieben. Als ich sie fand, sagte ich ihr, dass ihr Vater sie liebte und es ihm sehr leidtat, dass sie verletzt wurde. Und dass er, wenn er den Moment zurückholen und es anders machen könnte, einfach gehen würde. Um ihretwillen. Um sie vor dem zu beschützen, was in ihm war.«
    »Vater …«
    »Das hättest du sein können, Daemon. Das kleine Mädchen, das hättest du sein können.«
    Er blickte in die goldenen Augen, in denen der Wahnsinn stand, und wich zurück.
    Schmerz. Entsetzen. Ein kurzer Moment, um eine Entscheidung zu fällen, bevor rasende Wut jede Fähigkeit zu denken ausschalten würde.
    Mannys Worte, als sie ihm endlich von seinem Vater erzählt hatte.

    Also ist er gegangen. Ging zu dem Haus, das du immer wieder aufsuchst, dem Haus, in dem du mit deiner Mutter gelebt hast, und zerstörte das Arbeitszimmer. Zerfetzte die Bücher, zerriss die Vorhänge, zerschmetterte jedes einzelne Möbelstück im Raum. Es konnte die Wut nicht lindern. Als ich mich schließlich getraut habe, die Tür aufzumachen, kniete er mitten im Raum und rang nach Luft, und in seinen Augen stand ein irrer Blick.
    Als Dorothea Saetan bei Daemons Geburtszeremonie betrogen hatte, war der Höllenfürst einfach gegangen. Weil er wusste, wie tief seine Wut reichte. Weil der Junge, genau wie das Mädchen Jahrhunderte später, versucht hätte, den Vater zu erreichen und in den Kampf verwickelt worden wäre.
    Gestorben wäre.
    Saetans Augen füllten sich mit Tränen. »Das … hättest … du sein können.«
    Das ist es , dachte Daemon. Das ist die Flut von Erinnerungen, die einen starken Mann in das Verzerrte Reich stürzen ließ – und fast einen verhängnisvollen Sturm der Wut entfesselt hätte.
    Er dachte nicht nach. Musste nicht nachdenken. Er legte die Arme um seinen Vater und hielt Saetan fest, als dieser zusammenbrach und weinte.
    »Ich bin hier, Vater. Ich bin hier. Ich bin in Sicherheit. Es geht mir gut. Du hast mich an diesem Tag beschützt. Du bist gegangen und hast mich beschützt.« Und bitte, süße Dunkelheit, bitte lass ihn nicht daran denken, wie das Leben dieses Jungen nach diesem Tag verlaufen ist. Nicht jetzt. »Ich bin hier, Vater. Ich halte dich. Ich bin hier.«
    Entscheidungen. Und Risiken.
    Während Saetan schluchzte, vollzog Daemon unauffällig den Abstieg, bis er im Abgrund auf der Schwarzen Ebene stand.
    Ich bin der Sohn meines Vaters . Es gab nicht viel, woran man ihre mentalen Signaturen oder ihre Kraft unterscheiden konnte. Auf diese Tatsache baute er, als er vorsichtig eine
Verknüpfung zwischen Saetans Schwarzer Kraft und seiner eigenen schuf – und seine Kraft dazu einsetzte, Saetans aufzunehmen, ein Prozess, der sie beide auslaugte. Leise. Vorsichtig. Dadurch würden sie beide verwundbar, doch falls er es nicht schaffte, seinen Vater aus dem Verzerrten Reich zu holen, hätte Saetan keine Reserven an Schwarzer Kraft mehr und würde auf sein Geburtsjuwel zurückgreifen müssen. Lucivar würde als stärkste Kraft in diesen Kampf treten – und Lucivar würde tun, was auch immer notwendig war.
    Als er an seine Geburtszeremonie und den Moment des Betruges dachte, fragte sich Daemon, wie viel Kraft und Mut ein Mann aufbringen musste, um einen solchen emotionalen Schlag hinzunehmen und sich abzuwenden, um das zu beschützen, was ihm lieb war.
    »Ich bin hier, Vater. Ich bin in Sicherheit. Du hast mich an diesem Tag beschützt.«
    Ihm lief die Zeit davon.

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