Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
Gray unglücklich.
Theran kratzte sich am Kopf und widerstand der Versuchung, sich die Haare auszureißen. »Weißt du, es ist so: Gray bereitet eine Überraschung für dich vor und jetzt ist es meine Aufgabe, dich ein paar Stunden lang bei Laune zu halten.«
Ihre Miene war angespannt. Die Freude darüber, dass Gray eine Überraschung plante, war verschwunden, bevor sie überhaupt wahrgenommen werden konnte. Sie trat einen Schritt zurück.
Fast hätte er sie gefragt, warum sie sich so verhielt, doch dann fiel ihm auf, was er gesagt hatte und wo sie sich befanden.
»Doch nicht so «, knurrte er.
»Das ist gut, denn eher wird in der Hölle die Sonne scheinen, als dass das passiert.«
So drastisch hätte sie es nicht formulieren müssen. Er hatte eine gute Bilanz vorzuweisen, was das Bett anging. Er wurde wütend. Bevor er etwas über die schwere Arbeit sagen konnte, die ein Mann im Bett proportional zur Attraktivität seiner Partnerin leisten musste, fiel ihm wieder ein, warum er überhaupt in Cassidys Gemächer gekommen war.
»Ich dachte mir, wir könnten in die Stadt gehen – nicht für einen offiziellen Besuch oder so etwas, nur um … ich
weiß auch nicht … einzukaufen … oder was Frauen sonst so machen.«
»›Was Frauen sonst so machen‹? Hast du noch nie einen Nachmittag mit einem Mädchen verbracht, ohne dabei Sex zu wollen?«
Sein Temperament ging mit ihm durch und er gab sich keine sonderliche Mühe, es im Zaum zu halten. »Ich bin in den Geächtetenlagern im Tamanara-Gebirge aufgewachsen, nicht in einem gemütlichen Dorf, wo die Mädchen mit den Jungs flirten, damit sie beim nachmittäglichen Einkaufsbummel einen Packesel haben.«
»Mädchen brauchen keine Packesel, du hirnverbrannter Idiot«, fauchte Cassidy. »Wir sind sehr wohl dazu in der Lage, unsere Pakete selbst zu tragen. Das wüsstest du, wenn du dich auch nur einmal mit einer Frau unterhalten hättest.«
»In diesen Lagern gab es nicht viele Frauen und es gab ganz bestimmt keine schicken Geschäfte. Wir waren dort, um zu kämpfen, um Dena Nehele zu beschützen und der Unterwerfung durch einen Ring des Gehorsams zu entgehen, der uns für unser Volk wertlos gemacht hätte. Ich verfüge also nicht über städtische Manieren, Lady . In den Bergen habe ich die nicht gebraucht und Talon hat keine Zeit damit verschwendet, mir etwas beizubringen, das ich nicht brauchen würde.«
Er konnte sehen, wie sie sich anstrengte nachzugeben, die Lage einzuschätzen. Und er sah etwas, womit er nicht gerechnet hatte – und was er nicht wollte: Mitleid.
»Bitte entschuldige, Prinz Theran«, sagte Cassidy leise. »Mir war nicht bewusst, dass du ein so hartes Leben geführt hast.«
»Ich habe ein gutes Leben geführt«, fauchte Theran. »Ich habe überlebt. Viele Männer haben das nicht.«
Er trat mental einen Schritt zurück, erlangte mühsam die Kontrolle über sein Temperament. Sie mochten einander nicht. Dann war das eben so. Es war ihm egal, ob sie ihn verstand. Gray war dummerweise in sie verliebt und daran
konnte er nichts ändern. Er musste sein Bestes geben, sie zu tolerieren, schließlich war er wegen Gray und dieses verdammten Vertrags mit Sadi an sie gefesselt.
»Gehen wir jetzt in die Stadt oder nicht?«, fragte er.
Cassidy wich seinem Blick aus. »Ja, wir gehen. Gib mir ein paar Minuten, damit ich mich umziehen kann.«
»Ich hole den Ponywagen und treffe dich dann an der Vordertür.« Er brauchte frische Luft und Platz.
Denn solange er hier in ihrem Salon stand, beschlich ihn das Gefühl, dass durch ihre Worte und Empfindungen etwas Zartes unter Druck geriet – und zu zerbrechen drohte.
Ich habe überlebt. Viele Männer haben das nicht.
Die Worte kreisten in ihrem Kopf.
Cassidy wollte sich nicht auf ein ernsthaftes Gespräch einlassen und Therans steife Haltung, während er den Ponywagen zur Stadt lenkte, lud nicht gerade zu leichter Konversation ein. Also schwieg sie und nahm während der kurzen Fahrt in die Stadt den Anblick und das Gefühl des Landes in sich auf.
Ich habe überlebt. Viele Männer haben das nicht.
Diese wenigen Worte verrieten ihr mehr über Theran Grayhaven als die gesamten vergangenen Wochen.
Nein, er wollte kein Mitleid. Er war nicht der einzige Junge, der in die Berge gebracht und dort zum Kämpfer ausgebildet worden war. Er war nicht der einzige Junge, den man vor den Königinnen versteckt hatte, die von Dorothea SaDiablo verdorben worden waren. Und es hatte andere Jungen gegeben, die wesentlich
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