Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
würde«, sagte Lucivar. »Wenn du deinen Söhnen eine solche Scheißangst einjagst, verdienst du es, dass man dir droht.«
Gut. Fein. Wundervoll. Lassen wir uns doch auf ein Wettpinkeln ein und bedrohen den Höllenfürsten, während er sich gerade im Verzerrten Reich befindet und sich vielleicht
nicht einmal daran erinnern kann, wer wir sind. Verdammt, Lucivar.
Doch es funktionierte. Die vom Wahnsinn getriebene Wut ließ nach und wurde von Verzweiflung und gereizter Belustigung verdrängt – vielleicht, weil niemand außer Lucivar es wagen würde, dem Höllenfürsten ans Bein zu pinkeln.
Saetan machte die letzten verbliebenen Schritte über die Grenze und verließ das Verzerrte Reich. Er ließ die Schultern hängen. Er wirkte erschöpft, riss sich aber genug zusammen, um eine Hand zu heben. »Gib mir den verdammten Trank.«
Lucivar entkorkte die Flasche und reichte sie Saetan. Dieser stürzte den Trank hinunter und gab die Flasche zurück. »Tja«, sagte er wenig später, »wenigstens wirkt dieser Trank von ihr nicht wie der Tritt eines wahnsinnigen Ackergauls.«
»Glück gehabt.« Lucivar ließ die Flasche verschwinden und zog Saetan auf die Füße. »Jetzt komm, Papa. Wir legen uns alle ein bisschen hin und spielen hinterher eine Runde Knurren, jeder gegen jeden.«
Daemon rollte mit den Augen und schob eine Hand unter Saetans freien Ellbogen. Was auch immer in diesem Trank war, es schlug beim Höllenfürsten schnell und heftig an. Sie machten sich nicht die Mühe, ihn in sein Schlafzimmer zu bringen. In dem Raum, in dem sie sich befanden, stand ein Sofa, das lang genug für einen ausgewachsenen Mann war, also zogen sie Saetan Jacke und Schuhe aus, legten ihn auf das Sofa und deckten ihn zu.
Schon halb schlafend, versuchte Saetan angestrengt, sie anzusehen. »Lucivar …«
Lucivar grinste. »Nö. Ich werde das kleine Biest nicht in die Bibliothek lassen, bis du wieder munter genug bist, um ihn zu fangen.«
»Du Mistk-«
Sie beobachteten ihren schlafenden Vater ein paar Minuten lang, um sicherzugehen, dass er auch wirklich liegen bleiben würde.
Lucivar schüttelte den Kopf. »Sie hat gesagt, er würde schnell umkippen. Ich bin froh, dass sie Recht hatte.«
Daemon neigte in einer unausgesprochenen Frage den Kopf zur Seite.
*Nicht hier*, erwiderte Lucivar über einen Speerfaden.
Sie suchten sich einen anderen Salon in der Nähe. Einen Moment lang starrten sie einander an. Im nächsten Moment lagen sie sich zitternd in den Armen.
»Du blöder Mistkerl«, sagte Daemon. »Was hast du dir nur dabei gedacht, ihm solche Bedingungen zu stellen?«
»Ich?« Lucivar drückte ihn so fest, dass Daemon keine Luft bekam. »Du warst es doch, der sich offen jedem Angriff ausgesetzt hat. Beim Feuer der Hölle, Bastard. Du hast ja nicht einmal versucht, einen Schild zu errichten.«
»Ich konnte es nicht riskieren, seine Wut zu entfesseln.«
»Ich weiß.«
Daemon lehnte sich weit genug zurück, um seine Stirn gegen die seines Bruders zu drücken. »Das hat mir Angst gemacht, Lucivar. Ihn so zu sehen. Zu beobachten, wie du diese Grenze gezogen hast. Das alles. Hat mir wirklich Angst gemacht.«
»Mir doch auch.« Lucivar zögerte. »Du hättest ihn getötet. Wenn es so weit gekommen wäre, hättest du ihn getötet.«
Daemon schloss die Augen. »Ja. Ich hätte es zumindest versucht. Eigentlich dachte ich mir, es wäre das Beste, ihn möglichst stark zu schwächen, bevor er mich verkrüppelt, damit du ihn dann erledigen könntest.«
»Tja, gut zu wissen.« Wieder zögerte er, dann sagte Lucivar: »Wir sind nicht die Einzigen mit Narben. Er versteckt seine besser als die meisten Männer, aber auch er trägt einige.«
»Ja.« Diese eine Narbe würde er nicht so schnell vergessen.
»Daemon …« Lucivar lehnte sich noch ein wenig weiter zurück, behielt aber die Hände auf Daemons Schultern. »Ich würde dich gerne etwas fragen. Aber wenn du es mir nicht sagen kannst, verstehe ich das.«
»In Ordnung«, erwiderte Daemon, doch die Wachsamkeit in Lucivars Augen gefiel ihm nicht.
»Das, was ich über Jaenelles Furcht einflößenden Stimmungswechsel gesagt habe, war ernst gemeint.«
»Nicht gerade die Seite an ihr, mit der ein kluger Mann in Berührung kommen möchte.«
»Es war der Hexe -Teil von ihr. Mehr als das. Dieser Ausdruck in ihren Augen …« Lucivar schüttelte frustriert den Kopf. »Als ich ihr in die Augen gesehen habe, hat es sich einen Moment lang so angefühlt, als hätte sich der Abgrund unter mir
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