Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
Cassidy. »Aber er ist nicht gut genug, um als Familie betrachtet zu werden, nicht wahr? Nicht gut genug, um in deinem geliebten Haus zu leben.«
»Er kann hier nicht leben.«
»Warum nicht?«
In seinem Inneren zerbrach etwas. Etwas, das seit vielen Jahren vor sich hingeschwelt hatte. Etwas, das ihm jedes Mal einen Stich versetzt hatte, wenn dieses verzweifelte Wehklagen ertönt war.
»Weil er hier gefoltert wurde«, brüllte Theran. » Hier , in diesem Haus. Zwei Jahre lang haben sie ihn geprügelt und verletzt und Dinge mit ihm gemacht, an die er sich nur in seinen Alpträumen erinnern kann. Und willst du wissen, warum sie das getan haben? Weil sie dachten, er wäre ich! Weil dieses Miststück geglaubt hat, sie hätte den Letzten aus der Linie der Grayhavens geschnappt, und sie hat jede Wunde genossen, die sie ihm zugefügt hat.
Und er hat ihnen nie gesagt, dass sie den falschen Jungen gefangen hatten. Hat ihnen nie gesagt, dass er nicht Grayhaven war. Jared Blaed. So hieß er damals. Cousins über die mütterliche Linie, die ihre Herkunft bis zu Thera und Blaed zurückverfolgen konnten. Er hat mich beschützt, so gut er konnte, und das zwei Jahre lang .«
Theran fuhr herum, lief auf und ab, drehte sich im Kreis. Er wollte sie mit seinen Worten niederschlagen.
»Glaubst du, ich will, dass er in diesem verdammten Schuppen lebt? Nein, Lady , das will ich nicht.« Er kämpfte gegen die Tränen an, die in seinen Augen brannten – und weigerte sich, die Tränen in ihren zu sehen. »Aber er hat Angst davor, dieses Haus zu betreten. Er kommt nicht einmal an die Küchentür, um sich sein Essen zu holen. Wir bringen es ihm raus zu den Ställen. Er musste mitkommen. Wir konnten ihn nicht in dem Lager in den Bergen lassen, auch wenn die anderen Geächteten bereit waren, sich um ihn zu kümmern. Aber er ist in diesem Schuppen, weil er es
anders nicht schafft. Weil es alles ist, was er ertragen kann.«
Cassidy nahm die Schultern zurück und reckte das Kinn. »Das tut mir leid. Das wusste ich nicht. Aber das ändert gar nichts, Theran. Er gehört zu deiner Familie und er wird ein Zimmer im Familienflügel bekommen.«
»Hast du mir nicht zugehört?«
»Es ist mir egal, ob er jemals einen Fuß in dieses Haus oder in dieses Zimmer setzt, aber er wird ein anständiges Zimmer im Familienflügel bekommen, genau wie du und Talon. Er wird wissen, dass es bereit steht, wenn er es haben will. Und wenn er sich in dem Schuppen wohler fühlt, richten wir ihn eben her.«
»Wir können es uns nicht leisten -«, setzte Theran an. »Das ist kein Vorschlag und es ist auch keine Bitte«, fauchte Cassidy. »Das ist ein Befehl, Prinz . Führe ihn aus.«
Sie wollte sich abwenden, drehte sich aber noch einmal um. »Und ich denke, von nun an sollten wir uns an eine bestimmte Aufgabenverteilung halten, Grayhaven. Du tust, was du kannst – und ich tue, was wichtig ist.«
Sie wandte sich zur Tür und Ranon trat hastig beiseite und hob in einer unterwürfigen Geste die Hände. Die anderen Männer, die hereingekommen waren, drängten sich zusammen, um ihr Platz zu machen.
»Beim Feuer der Hölle, Theran«, sagte Ranon sanft. »Die Frau ist stinksauer .«
»Ja«, nickte Theran. »Ich schätze, das ist sie.« Er fühlte sich zittrig, als wäre er mit einem Feind aneinandergeraten, der wesentlich gefährlicher war als angenommen.
»Theran?«
Mutter der Nacht, Gray.
Theran drehte sich zu Gray um, der im anderen Türrahmen stand – dem Türrahmen, durch den Cassidy vorhin eingetreten war. Unschlüssig, ob ein Hilfsangebot erwünscht oder verletzend wäre, beobachtete Theran, wie Gray hereinkam und dabei mit jedem Schritt stärker zitterte.
Als er es nicht länger aushielt, ging Theran zu ihm, wobei
er seltsamerweise dankbar war, dass Ranon zur Unterstützung an seiner Seite blieb.
Während er Gray die Hände auf die Schultern legte, bemerkte er, wie Ranon das Gesicht verzog, als er einen Blick auf Grays Rücken warf.
»Sie versteht es nicht«, sagte Gray. »Deswegen ist sie so sauer auf dich.«
»Das spielt keine Rolle«, sagte Theran.
»Doch, das tut es. Cassie ist Familie sehr wichtig. Familie spielt eine Rolle. Deswegen ist sie sauer auf dich. Sie weiß nicht, dass es dir auch wichtig ist.«
»Gray …«
»Ich nehme das Zimmer, Theran. Dann wird sie nicht mehr sauer auf dich sein.«
»Du musst das nicht tun. Nicht ihr zuliebe.«
Gray schenkte ihm ein seltsames Lächeln. »Genau deshalb muss ich es tun. Ihr zuliebe.«
Therans
Weitere Kostenlose Bücher