Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
auf das Tablett und griff nach dem Umschlag. Dann rief er seine Lesebrille herbei. »Dann wollen wir doch mal sehen, was Cassidy so verärgert hat, dass sie nicht darauf warten wollte, es mit ihrem nächsten Bericht zu schicken.«
Talon wäre fast an einem Schluck Yarbarah erstickt. »Er ist an Prinz Sadi adressiert.«
Saetan erbrach das Siegel und zog die Briefbögen heraus. »Prinz Sadi hat mich autorisiert, alle Nachrichten aus Dena Nehele zu öffnen, von denen ich der Meinung bin, dass sie sofort geprüft werden müssen. Ich denke, eine Nachricht mit dem Vermerk ›dringend‹ fällt in diese Kategorie, oder?«
»Hör mal«, sagte Talon und stellte sein Glas beiseite. »Ich weiß nicht, worüber Cassidy und Theran heute gezankt haben
oder warum sie sich so darüber geärgert hat, aber sie scheinen sich öfter die Köpfe einzuschlagen als sich zu vertragen.«
»Was weder für die Königin noch für den Hof gut ist«, sagte Saetan milde, während er die erste Seite las und zur zweiten überging. »Aber wir wissen beide, dass Theran nicht deshalb als Erster Begleiter gewählt wurde, weil er für diese Position qualifiziert wäre.«
Talon spürte, wie sein Unterkiefer herabsank.
Saetan beendete die zweite Seite. Er warf Talon einen kurzen Blick zu, als er die Blätter und den Umschlag verschwinden ließ. »Schau nicht so überrascht drein. Theran hatte schon beschlossen, dass er sie nicht mögen würde, bevor sie den Bergfried verlassen haben, um nach Dena Nehele zu gehen, und inzwischen ist Cassidys Abneigung gegen ihn wahrscheinlich ebenso ausgeprägt.«
»Er ist … enttäuscht.«
»Es interessiert mich einen Dreck, ob er enttäuscht ist«, knurrte Saetan. »Wenn er nicht dazu in der Lage ist, der Königin, die er auserwählt hat, um ihr zu dienen, Respekt entgegenzubringen und seine Pflicht zu erfüllen, sollte er darum bitten, aus seinem Vertrag entlassen zu werden.«
»Es gibt nur uns zwölf«, protestierte Talon. »Wenn ein Mann zurücktritt, verlieren wir den Hof!«
»Dann solltest du deinem Jungen vielleicht mal erklären, dass er besser dabei hilft, den Hof aufzubauen, anstatt zu versuchen, ihn zu spalten.«
»Was hat sie in dem Brief über ihn gesagt?«
»Gar nichts.«
Talon lehnte sich zurück. Er fühlte sich, als hätte er einen Tritt vor die Brust bekommen.
»Sie hat ihn nicht erwähnt«, sagte Saetan. »Wenn du Theran nicht ins Spiel gebracht hättest, wüsste ich gar nicht, dass er beteiligt war.«
»Aber man hat mir gesagt, sie hätten sich heute gestritten, und danach hat sie diesen Brief verfasst. Ich dachte -«
»Nein, Talon. Gedacht hast du nicht.«
In Saetans Blick lag feurige Hitze, doch es war der eisige Klang seiner Stimme, der dafür sorgte, dass Talon sich nicht rührte.
»Deshalb werde ich dir jetzt etwas sagen, worüber du nachdenken kannst«, fuhr Saetan gefährlich sanft fort. »Dein Junge kann die Königin, die er angenommen hat, nicht leiden, und egal, ob du einer Meinung mit ihm bist oder nicht, du hast zugelassen, dass er den Ton angibt. Du hast zugelassen, dass seine Respektlosigkeit die Stimmung bei Hofe bestimmt. Du hast genug erlebt, um es besser zu wissen, doch du lässt zu, dass es geschieht.«
»Ich lasse gar nichts -«
»Du bist der Hauptmann der Wache. Stehe für deine Königin ein. Selbst wenn das bedeutet, dich gegen Theran zu stellen.«
Talon schwieg. Was konnte er schon sagen?
»Möchtest du wissen, wer Cassidy gemocht hätte?«, fragte Saetan. »Jared hätte sie gemocht. Thera hätte sie gemocht. Lia hätte sie verstanden. Ich kann nicht sagen, wie Blaed reagiert hätte, da er es nie bis ins Dunkle Reich geschafft hat.«
»Du hast sie gesehen?«, flüsterte Talon.
»Ich habe sie kurz gesehen und ich habe gespürt, was für Menschen sie waren. Lia ist am längsten geblieben, weil sie auf Jared gewartet hat. Als er schließlich kam, haben sie noch ein wenig Zeit miteinander verbracht. Dann ließ ihre Kraft nach und sie wurden zu einem Flüstern in der Dunkelheit. Theras Kraft hatte sich schon fast erschöpft, als sie den Übergang zur Dämonentoten vollzogen hat, deshalb ist sie nicht lange im Dunklen Reich geblieben.«
»Meine Frau?«
Ein Zögern.
»Am Ende werden manchmal Dinge gesagt, die sonst niemals ausgesprochen würden«, erklärte Saetan sanft, »und ich missbrauche nicht das Vertrauen der Toten. Aber Folgendes kann ich dir sagen: Sie hat dich geliebt, Talon, und sie hat verstanden, warum du das Bedürfnis hattest, zu bleiben.
Sie
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