Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
immer er sich unbeobachtet fühlte, waren hingegen ganz und gar nicht tröstlich.
Kapitel sechzehn
TERREILLE
Ich weiß nicht, was härter ist«, murmelte Cassidy ein paar Tage später, während sie durch den Garten marschierte, um ein wenig Frust abzubauen, »der Dickschädel eines Mannes oder steinharte Erde.«
An dem Tag, als sie alle zusammengearbeitet hatten, um den Teil des Gartens in Ordnung zu bringen, der mit Hexenblut bewachsen war, hatte sie geglaubt, dass sie und Theran endlich eine Art Verständnis füreinander entwickelt hatten. Dass er nun tatsächlich zuhören würde, wenn sie einen Vorschlag machte, anstatt ihr zu erzählen »dass man das so nicht machen kann«. Beim Feuer der Hölle! Jeder, der auch nur einen Funken Verstand im Leib hatte, wusste, dass man Dena Nehele nicht »auf die übliche Art« regieren konnte. Sie hatten nicht genug Königinnen, um »auf die übliche Art« zu regieren. Genau das war schließlich der Punkt! Und es war nicht ungewöhnlich, dass Männer im Namen einer Königin herrschten. In Kaeleer kam das ständig vor. Ihr Cousin Aaron regierte im Namen seiner Königin Tajrana, die Hauptstadt von Nharkhava. Und Prinz Yaslana herrschte in Ebon Rih. Und sie wusste mit absoluter Sicherheit, dass es Kriegerprinzen gab, die als Stellvertreter einer Königin quasi ihre Heimatdörfer regierten.
Wie, im Namen der Hölle, sollte sie entscheiden, welche verfügbare Königin fähig – und bereit – sein könnte, mehr als ihr kleines Dorf zu regieren, wenn sie nicht mit ihnen sprechen konnte? Doch Prinz Grayhaven fand immer wieder Gründe, warum sie nicht reisen und andere Teile von Dena Nehele besuchen konnte. Und er war ebenso schnell mit Ausflüchten bei der Hand, warum die anderen Königinnen
nicht nach Grayhaven kommen und mit ihr sprechen konnten, nicht einmal mit einer Eskorte von Kriegerprinzen.
Und keiner der anderen Kriegerprinzen sagte etwas gegen seine dämlichen Behauptungen, da er ja Grayhaven war.
»Jedes Mal, wenn dieser Mann den Mund aufmacht, kommt nur heiße Luft heraus«, murmelte Cassidy, als sie den großen Schuppen erreichte.
Sie schloss die Augen, holte tief Luft und stieß den Atem geräuschvoll wieder aus. »Und Poppi würde dir den Hintern versohlen, wenn er hören könnte, wie du das sagst«, rügte sie sich.
»Ich bin Grayhaven.«
Cassidy trat näher an die offene Schuppentür heran. Soweit sie sehen konnte, war niemand im Schuppen. Die meisten Werkzeuge waren nun ordentlich aufgeräumt, bis auf den Wust von Dingen links hinten in der Ecke.
Sie sah zu der alten Decke, die Grays Zimmer vom Rest des Schuppens trennte.
»Ich bin Grayhaven.«
»Gray?«, rief sie leise. Theran war noch im Haus, wer redete dann also mit Gray? Die Stimme kam ihr bekannt vor, aber sie war zu gedämpft, um sie eindeutig zu erkennen. Sie hörte nur, dass sie männlich klang – und jung.
Dann erhob sich Grays Stimme in einer verzweifelten Wehklage: »Ich bin Grayhaven! Ich bin Grayhaven! «
»Gray!«
Sie stürmte durch die Tür und zog die Decke beiseite – und entdeckte ihn, zitternd, auf einem schäbigen kleinen Bett, verstrickt in irgendeinen Alptraum. Er trug nichts außer einer Hose, und als sie die Narben auf seinem Rücken sah, wurden ihr die Knie weich.
»Mutter der Nacht, Gray«, flüsterte sie. »Was haben sie dir angetan?«
» Ich bin Grayhaven! «
Sie wollte ihn berühren, wollte ihn aus dem Alptraum – oder der Erinnerung – herausreißen, aber sie hatte Angst, dass eine Berührung ihn nur noch mehr erschrecken könnte.
Sie riss sich zusammen und sagte mit fester Stimme: »Prinz Gray, deine Anwesenheit wird verlangt.«
Wimmernd zuckte er zusammen. Doch sie glaubte, ihn mit dem Einsatz des Protokolls aus dem Erinnerungstraum geholt zu haben, denn als Nächstes fragte er: »Cassie?«
Er brauchte mehrere Anläufe, um sich Richtung Tür zu drehen. »Cassie?«
Sein dunkles Haar war schweißverklebt und sein Gesicht zeigte den gequälten, erschöpften Ausdruck eines Mannes, der schon zu viel durchgemacht hatte.
»Wie lautet dein Name?«, fragte Cassidy, immer noch mit ihrer festen Königinnenstimme. »Wie lautet dein vollständiger Name? Dein wirklicher Name?«
Er zögerte, bevor er sagte: »Jared Blaed Grayhaven.«
Sie sah sich im Zimmer um – ein unbequemer Stuhl, unter dessen eines Bein jemand einen flachen Stein gelegt hatte, damit er nicht wackelte, eine abgenutzte Kommode, auf der eine einzelne Lampe stand, ein Bücherregal mit einem einzigen
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