Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
um Frau und Tochter zu vergewaltigen. Das weiß ich mit Sicherheit.
Ihr Leben ist verwirkt.
Keine Unterschrift. Eine solche Nachricht trug nie eine Unterschrift, aber er erkannte Talons Handschrift.
Ein kurzes Klopfen, dann betraten Jhorma und Trae den Raum.
»Lady Kermilla hatte heute eine verstörende Begegnung«, sagte Jhorma. »Ein Krieger erwähnte etwas von ›Höflichkeitsfingern‹, wollte sich aber nicht näher erklären.«
Theran deutete auf die kleine Kiste. »Du kannst sie öffnen.«
Trae ließ die Kiste auf dem Tisch stehen und hob nur den Deckel an. Dann wich er fluchend zurück.
»Wenn ein Mann von einem Kriegerprinzen aufgespürt und hingerichtet wurde, schickte man seinen Ringfinger und seinen Ring, aller Macht entleert, zurück zu seiner Familie.« Normalerweise wurde die Jagd durchgeführt, weil das Vergehen des Mistkerls von einer der verdorbenen Königinnen »vergeben« worden war. Aber so oder so, die Menschen in Dena Nehele erhielten Gerechtigkeit – und die Finger waren ein Versprechen, dass sich niemand Sorgen machen musste, dass der Mistkerl zurückkommen und ihnen erneut schaden würde.
Das würde er den Männern, die Kermilla dienten, nicht mitteilen. Es würde ihnen zu deutlich machen, was Talon von ihr hielt, und sie würden vielleicht versuchen, sie zu überreden, nach Dharo in ihr sicheres kleines Dorf zurückzukehren.
»Mutter der Nacht«, sagte Jhorma leise. »Ich kannte die
beiden nicht. Laut Bardoc waren es miese kleine Bastarde, aber eine Königin in ein fragwürdiges Stadtviertel zu begleiten, sollte doch wirklich kein Grund für eine Hinrichtung sein.«
»Das ist es auch nicht. Das hier war der Grund.« Theran reichte Jhorma den Brief – und beobachtete, wie der Mann blass wurde.
»Kannst du beweisen, dass sie das versucht haben?«, fragte Jhorma.
»Talon hätte sie nicht hingerichtet, wenn er sich ihrer Absichten nicht sicher gewesen wäre.« Und Sicherheit hätte er gehabt, nachdem er Garth und Broks innere Barrieren aufgebrochen und die Wahrheit ihren eigenen Gedanken entnommen hatte.
Nein, Talon wäre sich bereits sicher gewesen, bevor er diese Tat begangen hätte. Die Bestätigung aus ihren eigenen Gedanken war reine Formalität vor der Hinrichtung.
»Sie gehörten zu ihr.« Trae sah blass und verstört aus. »Sie wollte sich mit ihnen treffen und hat herausgefunden, dass Talon sie abgeholt hatte. Auf dem Weg zurück hat sie die ganze Zeit wiederholt, niemand hätte das Recht, einen Mann anzurühren, der ihr gehört.«
Sie können nicht zu ihr gehören. Therans Magen rebellierte. Nicht so, wie ich zu ihr gehöre. Das konnte sie nicht so meinen. Wie könnte ich einer Königin gehören, die Anspruch auf Männer erhebt, die fähig sind, ein Kind zu vergewaltigen? Trae irrt sich. Oder er lügt. Er muss lügen.
»Reden wir von Prinz Talon, Lady Cassidys Hauptmann der Wache?« Jhorma klang misstrauisch.
»Ja.« Therans Magen rebellierte erneut. Er wusste genau, warum Talon die Finger hiergelassen hatte, anstatt sie auf die Türschwelle ihres Vaters zu legen – weil er, als Herrscher über diese Stadt, Garth und Brok dafür hätte verbannen sollen, dass sie den Befehl der Königin missachtet hatten.
»Hast du jemanden, der dies hier der Familie der Krieger überbringen kann?«, fragte Trae.
Theran schüttelte den Kopf.
»Dann werde ich es für dich tun.«
Mit widerwilligem Respekt betrachtete Theran den Mann. Er hatte Kermillas Begleiter für nutzlosen Anhang gehalten, für unerwünschte Anstandsdamen, die einschränkten, wie er zu seiner Geliebten sprechen konnte – und zu der Frau, die sein Volk regieren sollte. Aber diese Männer waren Mitglieder eines Ersten Kreises. Zu Hause hätten sie sich um die Geschäfte des Hofes gekümmert, genauso wie Cassidys Erster Kreis es tat.
Das Angebot, dem Vater der Krieger die Kiste zu überbringen, war eine Unterstützung, die er von Kermillas derzeitigem Hof nicht erwartet hätte.
»Nimm Laska mit«, sagte Jhorma. »Es hat schon genug Tote wegen dieser törichten Entscheidung gegeben, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemand gut aufnimmt, wenn er eine dieser Kisten erhält – es sei denn, er ist wirklich erleichtert darüber.«
»Danke.« Mit einem Kopfnicken deutete Theran auf den Brief, den Jhorma noch immer in der Hand hielt. »Den kannst du ihm auch geben. Er sollte wissen, warum seine Söhne ihr Leben verwirkt haben.«
Sobald Jhorma und Trae fort waren, rief Theran eine Flasche Kognak herbei. Er
Weitere Kostenlose Bücher