Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
hatte bereits das erste große Glas heruntergestürzt, bevor Kermilla anmutig ins Zimmer stürmte.
»Hat Trae dir erzählt, was heute Schreckliches in der Stadt passiert ist?« Kermilla stützte die Hände in die Hüften und setzte eine ernste Miene auf. »Du solltest Talon sagen, dass er kein Recht hat, sich in dieser Stadt einzumischen. Du herrschst hier.«
»Garth und Brok haben ihr Leben verwirkt, Kermilla. Daran kann nichts und niemand etwas ändern.«
»Du musst etwas tun! Sie gehören mir, Theran. Sie sind …«
» Tot. « Beim Feuer der Hölle. Er hatte nicht vorgehabt, so direkt zu sein.
Sie wurde blass. Er goss mehr Kognak in das Glas und führte sie zu einem Stuhl. »Trink das.« Er wartete, bis sie das
Glas geleert hatte. »Es tut mir leid, Kermilla, aber Garth und Brok sind tot. Sie wurden hingerichtet.«
Sie schnappte nach Luft und heulte auf. »Warum?«
Er zog einen Fußschemel heran und setzte sich vor sie. »Sie haben in der Absicht, eine Frau und ein Kind zu vergewaltigen, ein Landenhaus aufgesucht. Das ist unverzeihlich, sogar hier, wo wir so viele der Alten Traditionen des Blutes vergessen haben.«
»Das würden sie nicht tun«, protestierte Kermilla.
Sie hielt sie einer solchen Abscheulichkeit nicht für fähig. Sie hatte nicht erkannt, was für Männer sie waren, als sie die beiden für sich beansprucht hatte. Der Dunkelheit sei Dank dafür. »Sie haben es getan.«
Sie rief ein kleines, mit Spitze gesäumtes Taschentuch herbei, sah ihn mit großen blauen Augen an und schniefte. Bei ihr klang sogar ein so alltägliches Geräusch zart und weiblich.
»Was ist mit Correne?«, fragte Kermilla. »Ich weiß, dass sie heute Morgen mit dir weggegangen ist. Das ist sehr unanständig von dir, Theran. Sie hat ihre Jungfrauennacht noch nicht gehabt. Sie sollte nicht ohne Begleitung mit einem Mann irgendwo hingehen.«
»Ich habe sie nach Hause gebracht«, sagte Theran ruhig. »Sie ist jetzt wieder in ihrem Heimatdorf.«
» Warum? Sie ist alles, was ich hier habe! Meine einzige Freundin, meine ich«, fügte sie schnell hinzu, als er erstarrte.
Er nahm ihr das Glas ab und stellte es auf den Tisch neben dem Stuhl. Dann ergriff er ihre Hände. »Sie war dir keine Freundin, auch wenn sie ihre Vorsätze gut versteckt hat.«
Heftig entzog sie ihm ihre Hände. »Wovon redest du? Natürlich ist sie meine Freundin.«
Der Kopfschmerz war immer noch da, nagte an der Innenseite seines Schädels. Also sprach er, ohne den Schlag abzumildern. »Ihretwegen hast du dir neulich beim Dinner Feinde gemacht.« Er zog sich zurück. Er hätte diese Frage schon früher stellen können. Er hatte die Frage bereits früher gestellt. Nur nicht so direkt, dass sie ihm hätte antworten
müssen. »Vielleicht habe ich zu viel darin gesehen, dass du hiergeblieben bist, nachdem Cassidy den Hof nach Eyota verlegt hat. Wenn dem so ist, entschuldige ich mich. Ich dachte, du seist bereit, im nächsten Frühling hier Königin zu werden. Ich dachte, du seist geblieben, um zu lernen, was die Menschen hier von ihrer Königin brauchen. Ich habe einflussreiche Leute eingeladen, damit sie dich kennenlernen und dein Vorhaben, hier zu herrschen, unterstützen.«
»Was für einflussreiche Leute?«, schnaubte Kermilla. »In dieser Stadt gibt es nur eine Handvoll Aristokraten, und es ist mir nicht gestattet, irgendwo anders hinzugehen.«
»Einflussreich heißt nicht immer gleich adlig«, sagte Theran und riss sich zusammen. »Ferall zum Beispiel. Er ist ein erbitterter Kämpfer, und die anderen Kriegerprinzen und überlebenden Königinnen respektieren ihn dafür.«
»Beim Essen war er nicht besonders nett.«
Kermilla schob die Unterlippe vor. Normalerweise ließ ihn ihr Schmollmund daran denken, was er alles mit ihrem Körper anstellen wollte. Heute, mit dem gnadenlosen Hämmern hinter seinen Schläfen, ließ es ihren Mund einfach nur geschwollen und unattraktiv aussehen.
»Du hättest Correne zurechtweisen sollen, als sie diese Bemerkung über Cassidy gemacht hat.«
»Na ja, sie hieß nun mal Lady Fleckengesicht.«
»Das spielt keine Rolle. Damals war sie noch nicht Territoriumskönigin. Ferall hat sich Cassidys Hof nicht angeschlossen und dient ihr vielleicht nicht direkt, aber er war ihretwegen angegriffen. Als du nichts unternommen hast, hast du seine Unterstützung verloren – und die Unterstützung der anderen drei Kriegerprinzen, die ihn begleitet haben. Das bedeutet, du hast auch die Unterstützung aller Königinnen verloren,
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